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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Jugoslawien?»
    Er antwortete lange nicht, sah sie nur an. «Ich bin dort nicht geboren, aber ich habe meine Wurzeln in Kroatien.» Seine Augen verengten sich. «Und meine Familie.»
    Wieder das Klirren. Beatrices Blick schnellte zu Ribar hinüber, der einen verzweifelten und aussichtslosen Kampf gegen seine Ketten führte.
    «Gut», sagte Nikola. «Kümmern wir uns um ihn.» Er drehte den Baustrahler so, dass er Ribar exakt ins Gesicht leuchtete.
    Der Journalist war übel zugerichtet. Seine Nase war gebrochen, darunter war das Blut bereits angetrocknet, ein Auge war fast zugeschwollen. Über seinem Mund klebte ein langer, silbriger Streifen Gafferband. Es musste ihn entsetzliche Mühe kosten, trotz des Knebels und der eingeschlagenen Nase zu atmen.
    «Er bekommt kaum Luft.»
    «Stimmt», konstatierte Nikola zufrieden.
    Beatrice schloss kurz die Augen und versuchte, sich zu sammeln. Sie glaubte zu wissen, aus welchem Grund er den Journalisten hergelockt hatte, denn da war eine gewisse Ähnlichkeit, nur schwer greifbar, aber vorhanden. Man musste dreißig Kilo subtrahieren, den schlankeren Kopf mit Haar versehen und dem Gesicht einen Vollbart verpassen …
    «Sie irren sich vielleicht», sagte Beatrice.
    «Nein. Ich bin nicht der Einzige, der ihn erkannt hat.» Nikola trat vor Ribar hin und packte ihn am Hals. «Facebook ermöglicht es dir, mit den Menschen in deinem Leben in Verbindung zu treten», sagte er. «Für mich hat sich das auf erstaunliche Weise bewahrheitet.»
    Über Nikolas Schulter hinweg fing Beatrice einen flehenden Blick von Ribar auf. «Nehmen Sie ihm doch wenigstens den Knebel aus dem Mund.»
    «Aber sicher. Später. Er soll uns schließlich etwas erzählen können.»
    Die Devise hieß: Zeit gewinnen. Nicht ausgeschlossen, dass Florin es schon geschafft hatte, sich zu befreien oder wenigstens zu telefonieren. Dass von draußen nichts zu hören war, wertete Beatrice als gutes Zeichen. Weniger gut war, dass man aus der Werkstatt nicht hinaus- und auch umgekehrt von außen nicht hineinsehen konnte. Die große Garagentür war zugezogen, die Oberlichter viel zu hoch angebracht und die beiden Fenster in Augenhöhe mit Wellpappe abgedeckt. Es herrschte diffuses Dämmerlicht, wenn man von dem Baustrahler absah, dessen blendendes Licht Ribars Augen mittlerweile tränen ließ.
    Es wirkte nicht, als hätte es Nikola eilig mit dem, was er vorhatte. Er betrachtete Ribars Gesicht noch einmal von allen Seiten, dann drehte er ihm den Rücken zu und machte es sich auf einem zweiten Reifenstapel bequem. Gedankenverloren spielte er mit dem Verschluss des Benzinkanisters zu seinen Füßen.
    «Wissen Sie, dass Sarah Beckendahl meine Freundin war?» Er forschte in Beatrices Gesicht, fand dort offenbar das Erstaunen, auf das er gehofft hatte, und nickte zufrieden. «So etwas Ähnliches zumindest. Wir haben miteinander geschlafen, und sie hat mich geliebt. Hat sie jedenfalls behauptet.»
    Ihren Ermittlungen zufolge war Beckendahl Single gewesen. Beatrice schluckte und bemühte sich, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. «Wir haben Nachforschungen angestellt. Keiner von Sarahs Freunden oder Verwandten hat Sie erwähnt.»
    «Weil ich es nicht wollte. Ich wollte gar keine Beziehung, aber Sarah war sehr schwer abzuschütteln. Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, mir zu zeigen, wie schön das Leben sein kann und wie viel ich ihr bedeute.»
    Sein Gesichtsausdruck war weicher geworden. Vielleicht ein guter Zeitpunkt für einen Vorstoß. «Ich möchte unbedingt hören, was Sie zu erzählen haben. In aller Ruhe. Lassen Sie uns an einen anderen Ort fahren.»
    Nikola legte eine Hand vor den Mund, als wolle er ein Lächeln verbergen. «Tina – oder nein, Beatrice, hältst du mich für so dumm? Endlich bin ich da, wo ich sein möchte, seit ich dieses Foto gesehen habe, und ich gehe hier nicht weg, bis alles erledigt ist.»
    Er sagte nicht, was er damit meinte, aber sein Blick auf Ribar sprach Bände.
    «Ich vermute, Sarah hat das Foto auch gekannt?»
    Nikola atmete hörbar aus. «Ja. Das hat sie das Leben gekostet. Ich hatte es ausgedruckt, mehrfach. Vergrößert. Für ein paar Freunde mit ähnlichen Interessen.»
    «Und Sie meinen, dass der Mann dort drüben Frank Heckler ist, richtig?»
    Etwas Dunkles verschleierte seinen Blick. «Ich weiß es. An meiner Stelle hätten Sie sein Gesicht auch wiedererkannt. Aber ich war es gar nicht, der ihn auf Facebook entdeckt hat. Das war Marja, und Sie können mir glauben, dass sie ihn

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