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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Flamme hin.
    Voller Interesse beobachtete Beatrice, wie viel Überwindung es das Mädchen zu kosten schien, die freundliche Geste anzunehmen.
    «Sagt Ihnen eventuell der Name Rajko Dulović etwas?», fragte er.
    Ganz offensichtlich hatte Ira nicht damit gerechnet. Aber anders, als Beatrice vermutet hatte, antwortete sie nicht sofort. Einen Moment lang waren ihre Augen groß und rund wie die eines Kindes, das beim Klauen von Süßigkeiten erwischt wird.
    «Ich habe den Namen noch nie gehört», sagte sie leise. «Wer ist das?»
    «Möglicherweise stand er in Kontakt mit Gerald Pallauf. Wir versuchen es gerade herauszufinden.»
    Sagmeister nahm einen tiefen Zug. «Als sein Mörder vielleicht?»
    «Nein, das halte ich für unwahrscheinlich.»
    Alles Weitere, das Beatrice noch auf ihrer inneren Fragenliste stehen hatte, stand mit der Gedichtegruppe in Verbindung, und die wollten sie Sagmeister gegenüber nach wie vor nicht erwähnen. Womöglich würde sie dort sonst nicht mehr so offen posten wie bisher.
    Apropos posten. Möglichst unauffällig ließ Beatrice ihren Blick durchs Zimmer schweifen, bis sie das metallicblaue Notebook zusammengeklappt auf dem Fensterbrett entdeckte, zwischen zwei Blumentöpfen. In einer der USB-Buchsen steckte ein Datenstick. Ira war ihr Interesse offenbar nicht entgangen, denn ihr Blick wirkte irritiert.
    «Schöne Blumen», sagte Beatrice, nickte Florin zu, und beide standen auf. «Das wär’s schon.»
    «Und hat niemandem etwas gebracht. Vergeuden Sie Ihre Zeit oft auf diese Weise?»
    Florin lachte kurz auf, es klang nicht fröhlich. «Tja, wissen Sie, man weiß vorab eben nicht, wie gesprächig oder verschlossen der Gesprächspartner sein wird.»
    «Oder ob er einem bewusst Dinge verschweigt», ergänzte Beatrice.
    Sagmeister wandte ihr in einer schnellen Bewegung den Kopf zu. «Denken Sie, dass ich das tue?»
    «Das werde ich Ihnen auf keinen Fall unterstellen.» Das Lächeln war ebenso verschwendet wie die letzte halbe Stunde, aber Beatrice setzte es trotzdem auf. «Falls es so ist, bitte ich Sie sehr herzlich, es sich noch einmal anders zu überlegen. Hier ist meine Karte, Sie können mich jederzeit anrufen.»

    «Charmant wie Stacheldraht», bemerkte Florin, als sie zurück zum Auto gingen. «Kaum zu glauben, dass jemand wie sie sich für Lyrik begeistern kann.»
    «Lass dich nicht täuschen», erwiderte Beatrice und kramte den Autoschlüssel aus ihrer Tasche. «Sie hat uns nicht ihr wahres Gesicht gezeigt, und ich würde mich auf keine einzige ihrer Aussagen verlassen. Wir waren ein rotes Tuch für sie. Schade.»
    «Umso mehr, als wir so nicht weiterarbeiten können.»
    An den bekümmerten Falten auf Florins Stirn konnte Beatrice mühelos ablesen, was gleich kommen würde.
    «Wenn wir uns jeden einzelnen Facebook-Lyrikfreund vornehmen, sind wir in fünf Jahren noch nicht fertig. Ab jetzt konzentrieren wir uns auf die harten Fakten, ja? Pallaufs Umfeld, seine letzten Stunden, Dulovićs Drogenkontakte.»
    «Ja, nur –»
    «Mir fällt es auch schwer zu glauben, dass diese Facebook-Verbindung zwischen Pallauf und Beckendahl ein Zufall ist.» Es war ungewöhnlich, dass Florin Beatrice ins Wort fiel. War er wirklich so überzeugt davon, dass sie falschlag?
    «Aber sie könnte Zufall sein», fuhr er fort. «Und selbst wenn nicht – auf unsere übliche Art kommen wir schneller voran, und falls sich dann zeigt, dass Facebook eine zusätzliche Quelle sein könnte, legen wir wieder mehr Gewicht darauf.»
    Beatrice nickte stumm. Gut möglich, dass ihr Gefühl sie diesmal trog. Ihre Instinkte waren gut, aber natürlich nicht unfehlbar.
    «Abends», sagte sie nach einigen Sekunden des Nachdenkens, «sehe ich mich aber weiter dort um. Ich hoffe, damit bist du einverstanden.» Es hatte nicht wie eine Frage geklungen, sondern wie eine Kriegserklärung. So hatte sie es nicht gemeint. «Ich möchte jedenfalls, dass du davon weißt», fügte sie sanfter hinzu. Sie sperrte die Fahrertür auf, glitt auf den Sitz und steckte den Schlüssel ins Zündschloss.
    «Wie du willst», hörte sie Florin sagen. «Obwohl ich es besser fände, du würdest die Abende zur Erholung nutzen.»

    Kinder bekochen. Gutenachtgeschichte vorlesen. Protest beim Lichtabschalten ignorieren. Dann endlich auf die Couch sinken.
    Das Notebook fuhr summend hoch. Tina Herbert loggte sich bei Facebook ein und stellte voller Erstaunen fest, dass Ira Sagmeister ihre Freundschaftsanfrage angenommen hatte.
    Ein Klick auf ihre persönliche

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