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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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annähernd so heißt», erklärte Bechner. «Ich glaube nicht, dass mir jemand durch die Lappen gegangen ist, ich habe alle Ausweise gesehen – aber keine Nikola.»
    Weil sie in Wahrheit vielleicht Hanna hieß oder Verena und sich für Facebook einen Phantasienamen zugelegt hatte. Nikola DVD. Nikola Tod.
    «Dafür war Christiane Zach hier», warf Florin ein.
    Also hatte Beatrice sie tatsächlich erkannt. Die katzenfotografierende Krankenschwester. «Sie war die Dunkelblaue mit der Laufmasche, nicht?»
    «Genau. Unglaublich nett und entgegenkommend. Und ehrlich betroffen, wenn du mich fragst. Sie hat ein eigenes Gedicht für Ira verfasst und vorgetragen, mit Tränen in den Augen.»
    «Ja, da hätte ich auch fast geheult», bemerkte Bechner trocken.
    «Die Absicht war … rührend, die Durchführung leider unterirdisch.» Immer noch schaute Florin zur Kirche, obwohl die Trauergäste alle längst gegangen waren. «Ja, und dann natürlich Dominik Ehrmann. Mit ihm habe ich mich im Anschluss an die Messe etwas ausführlicher unterhalten. Interessant fand ich, dass er mir sofort sein Alibi aufdrängen wollte. Ich könne in seiner Schule anrufen, dort habe er die letzten Wochen keine einzige seiner Unterrichtsstunden ausfallen lassen.»
    «Ach?» Das war allerdings bemerkenswert. «Du meinst, er geht davon aus, dass Ira und Pallauf ermordet wurden?»
    «Genau das habe ich ihn gefragt. Er sagte, da die Polizei in der Kirche sei, um mit den Trauernden zu sprechen, liege der Schluss ja nahe.»
    «Kluger Kerl.»
    «Entweder das, oder er weiß ein bisschen mehr als wir. Auf meine Frage, weshalb er den weiten Weg nach Salzburg macht, obwohl er Ira nicht ein einziges Mal begegnet ist, hatte er keine richtige Antwort. Zumindest keine, die ich ihm abgekauft hätte.»
    «Was hat er denn gesagt?»
    «Dass sie seiner Ansicht nach einen persönlichen Abschied verdient hätte. Als Lehrer habe er so viel mit jungen Menschen zu tun, dass er es sich nur schwer verzeihen könne, nicht erkannt zu haben, was in Ira vorgegangen sei. Merkwürdig, wenn du mich fragst. Wer setzt sich deshalb ins Auto und fährt über siebenhundert Kilometer? Nur für eine Totenmesse?»
    Und um mich zu treffen, dachte Beatrice. Mich – und wer weiß, wen noch.
    Es würde ein spannender Abend werden.
Helen Crontaler hat 9 Fotos zum Album «Eine Messe für Ira» hinzugefügt.
    Ungläubig klickte Beatrice sich durch die Bilder. Nein, sie begriff nicht, was Crontaler da tat, und warum. War das wirklich nur Geltungsbedürfnis? Oder Mangel an sonstigen Lebensinhalten? Sie hatte doch zwei Töchter, denen sie ihre Aufmerksamkeit widmen konnte.
    Der Pfarrer, mit ausgebreiteten Armen und halb geöffnetem Mund. Eine Gruppe Studenten, die betreten nach unten oder zur Seite blickte, einer von ihnen hatte sein Smartphone in den Händen. Twitterte wahrscheinlich ein bisschen.
    Der gebeugte Rücken von Dietmar Sagmeister, daneben drei ältere Damen mit generationstypischen Pelzhüten. Christiane Zach vor dem Altar, mit einem Zettel in der Hand, die Wimperntusche verlaufen. Dominik Ehrmann, der mit leicht zusammengekniffenen Augen nach rechts spähte.
    Beatrice vergrößerte das Foto. Natürlich war es nur eine Momentaufnahme, aber sie zeigte einen Mann, der nicht bei der Sache war. Der sich aufmerksam umblickte, etwas suchte. Hielt er Ausschau nach Tina Herbert? Oder nach Nikola?
    In diesem Fall musste er wissen, wie sie aussah.

    Die rote Perücke machte einen anderen Menschen aus ihr. Mit gemischten Gefühlen betrachtete Beatrice sich im Spiegel der Bürotoilette. In fünfzehn Minuten musste sie los, spätestens, sie wollte nicht riskieren, Ehrmann zu verpassen.
    Ihre Garderobe hatte sie sorgfältig ausgewählt – schulterfreies Top, Blazer, Jeans. Dazu die High Heels, die sie so hasste. Lipgloss, Wimperntusche, fertig.
    Florin, von dem sie sich im Weggehen noch verabschiedete, schaute irritiert auf, als sie sich in den Türrahmen lehnte. Dann nickte er anerkennend.
    «Wow, Bea. Du siehst großartig aus.»
    «Ja?» Sie tastete nach einer der großen Haarnadeln, die ihr sicher bald Kopfschmerzen bescheren würde, ließ sie aber doch an ihrem Platz. Besser ein wenig leiden, als die Perücke verlieren. «Denkst du, ich sollte mich rot färben lassen?»
    Er nahm sich Zeit für seine Antwort. «Es steht dir, aber es führt in die Irre. Genau richtig für heute Abend.»
    Das war ein Nein, nahm Beatrice an. «Gut, ich bin dann weg. Das Aufnahmegerät habe ich dabei. Stefan ist

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