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Blinde Voegel

Blinde Voegel

Titel: Blinde Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Blick, der sich aber sofort auf den Tisch richtete, als er dem ihren begegnete.
    «Ich hoffe, dass du mir genug Vertrauen entgegenbringst, um es mir zu erzählen.» Er sprach erst wieder, als Beatrice ihr Besteck abgelegt und sich mit der Serviette den Mund abgetupft hatte.
    «Was? Was soll ich dir erzählen?»
    «Das, worauf du in der Gruppe angespielt hast. Ira hätte dir kurz vor ihrem Tod eine Information zukommen lassen. Ich will nicht lange drum herumreden – ich muss wissen, was das war.»
    Jetzt wurde es heikel. Etwas zu erfinden, kam nicht in Frage. Zuzugeben, dass Ira ihr nicht mehr verraten hatte als ihre Musikvorlieben, ebenso wenig.
    «So gut kenne ich dich nicht», wich sie daher aus. «Ich kann nicht wissen, ob es Ira recht wäre.»
    Er musterte Beatrice eingehend. «Das wäre es. Glaube mir.»
    «Warum hat sie sich dann nicht gleich dir anvertraut? Warum mir?» Mit jedem Wort fühlte Beatrice, wie das Eis unter ihren Füßen dünner wurde. Wie lange würde es dauern, bis Ehrmann durchschaute, dass er einem Bluff auf den Leim gegangen war?
    «Keine Ahnung.» Er seufzte. «Ich kann es mir nur so erklären, dass sie sich an jemanden wenden wollte, der ebenfalls in Salzburg wohnt. Kanntest du die Umstände schon vorher, oder hat sie dir erst alles erzählt? Im letzteren Fall tut es mir leid, dass du als Unbeteiligte in eine so hässliche Sache hineingezogen wirst.»
    Beatrices Kopf war heiß, ihre Hände mussten dagegen eiskalt sein. Eine so hässliche Sache. Es klang, als ob Ehrmann wusste, warum Ira hatte sterben müssen, er konnte der Schlüssel zu den Ermittlungen sein, und er saß ihr direkt gegenüber. Sie musste es nur schaffen, ihm die richtigen Worte zu entlocken, dann würde der ganze Fall wie eine ausgebreitete Karte vor ihr liegen.
    Jetzt bloß keinen Fehler machen. Was, wenn sie sich als Polizistin zu erkennen gab? Ihren Ausweis aus der Tasche zog und ihn bat, sie ins Büro zu begleiten? Vermutlich wäre das ein dummer Schachzug, mit dem sie dann jede Vertrauensbasis verspielt hätte. Denn angenommen, Ehrmann wusste, dass Ira getötet worden war, und von wem – warum hatte er nicht längst die Polizei eingeschaltet? Was hinderte ihn daran, die richtigen Stellen zu informieren?
    Sie versuchte, sich zu erinnern, was er zuletzt gesagt hatte. Kanntest du die Umstände schon vorher? Und dass es ihm leidtat, falls sie als Unbeteiligte in all das hineingeraten war. Genau. Es war also Zeit für einen weiteren Schuss ins Dunkle.
    «Ich muss dir nicht leidtun, ich komme gut mit der Situation zurecht. Allerdings denke ich, seit Ira tot ist, ständig darüber nach, mit der Polizei zu sprechen.»
    Er schnappte tatsächlich nach Luft und griff hastig nach ihrem Arm. Im Hintergrund sah Beatrice, wie Stefan sich halb aus seinem Stuhl erhob, und hoffte, dass er ihr Kopfschütteln richtig interpretierte. Alles in Ordnung.
    «Auf keinen Fall. Wozu geben wir uns all die Mühe, wenn dann die Pferde scheu gemacht werden? Wo Polizei ist, ist auch Presse und damit Öffentlichkeit.»
    Na und?, hätte sie beinahe gesagt, stattdessen nickte sie, als wüsste sie, weshalb das ein Problem darstellte.
    «Außerdem – die Polizei nimmt uns nicht ernst. Wir haben es doch versucht, weißt du das nicht?»
    «Nein, eigentlich nicht.» Beatrice erinnerte sich an Iras Worte, als es um die Polizei gegangen war. Richtig freundlich, wenn sie etwas wollen. Aber nicht bereit zuzuhören, wenn jemand von sich aus etwas erzählen möchte. Spielte Ehrmann auf Iras Versuch an, ihre depressive Mutter mit einer Fangschaltung vor anonymen Anrufern zu schützen? Er hatte «wir» gesagt. Wir haben es doch versucht. Dann meinte er sicher nicht nur sich und Ira, sondern noch jemand anders.
    Nikola?
    «Warum legen wir nicht einfach die Karten auf den Tisch?», schlug sie vor. «Du sagst mir, was du weißt, und ich sage dir, was Ira mir anvertraut hat.»
    Erst jetzt ließ er ihre Hand los, und aus der Art, wie er das tat, war klar zu spüren, dass er nichts von ihrem Vorschlag hielt. Trotzdem rang er sich ein anerkennendes Lächeln ab.
    «Gut, dass du so vorsichtig bist.» Er winkte dem Kellner mit seinem leeren Weinglas. «Aber das gilt auch für mich. Wer sagt mir, dass du nicht gleich, nachdem wir uns gute Nacht gesagt haben, dein Telefon nimmst und alles weitererzählst? Vielleicht sogar jemandem, der es auf keinen Fall wissen darf?»
    «Und wer wäre das zum Beispiel?»
    Sie merkte sofort, dass sie einen Fehler gemacht hatte, und mühte

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