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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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herunterzuschmeißen. Einfach nur, um das Glas splittern zu hören. Sie stützte die Hände auf die kühle marmorne Arbeitsplatte. »Lass es einfach, Roz. Erzähl mir nicht, du wärst mit ihm befreundet, wo du mich doch gerade gefragt hast, ob ich sicher bin, dass er diese Frau nicht brutal vergewaltigt und ermordet hat. Du hast kein Recht, ihn als deinen Freund zu bezeichnen.«
    Abrupt riss sie sich die Kochjacke vom Leib und zog das Handy aus ihrer Hosentasche. »Ich geh nach Hause.« Roz ’ Stammeln hinter sich schenkte sie keine Beachtung, sondern wählte Ezras Nummer. »Hey, ich bin hier fertig. Wie schnell kannst du herkommen?«
    »Gib mir fünf Minuten. Ich war sowieso schon auf dem Weg zu dir, um mir was zu essen zu holen.«
    »Ich koch dir bei mir was«, sagte Lena. Sie musste hier verschwinden, sonst würde sie noch explodieren. Schon den ganzen Abend stand sie kurz davor, dachte sie zornig. Den ganzen Abend über hatte sie die seltsamen Blicke ihrer Kollegen auf sich gespürt. Die meisten, die im Inn arbeiteten, kannten Law gut genug, um ihn nicht als Perversling abzustempeln, auch wenn sie ihn ein bisschen seltsam fanden.
    Aber Roz … verflucht, Law hielt sie für eine Freundin. Und sie dachte so von ihm?
    »Lena, es ist gerade mal halb neun. Du kannst nicht einfach gehen.«
    »Wollen wir wetten?«, fragte sie und lächelte herausfordernd.
    »Lena, Liebes, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verärgern … «
    »Mich verärgern?« Lena klappte die Kinnlade herunter. Sie schloss den Mund, holte tief Luft und versuchte, nicht vollends die Beherrschung zu verlieren. »Du glaubst, ich wäre verärgert? Roz, ich bin stinksauer . Law wird in dieser Stadt wie ein Aussätziger behandelt, weil irgendein kranker Spinner seine Spielchen mit ihm treibt. Du solltest es besser wissen. Doch statt zu ihm zu halten, schließt du es nicht aus und traust es ihm zu, dass er einer Frau so etwas antun könnte.«
    »Lena, natürlich traue ich es ihm nicht zu. Ich glaube eigentlich nicht, dass er jemanden töten könnte … «
    Lena lachte. Selbst in ihren Ohren klang ihr Lachen kalt, schroff und irgendwie brüchig – als könnte es in ihrer Kehle zerspringen und die Splitter ihr im Hals stecken bleiben, bis sie daran erstickte. »Verdammt, Roz. Unter gewissen Umständen könnte fast jeder jemanden umbringen. Zum Beispiel aus Notwehr oder um einen geliebten Menschen zu schützen – versuchen würde ich es in so einer Situation auf jeden Fall. Dieses Mädchen wurde aber nicht einfach nur getötet.«
    Ezra kannte die Einzelheiten, und wenn auch nicht alle, so hatte sie immerhin ein paar aus ihm herausbekommen. Abgesehen davon war aus der Trauer und der Wut, die in seiner Stimme gelegen hatten, einiges zu schließen gewesen.
    »Nur ein Ungeheuer könnte einem Menschen so etwas antun, wie es dieses Mädchen durchgemacht hat«, sagte Lena leise. »Und du stellst dich hin und machst Andeutungen, dass Law, einer meiner besten Freunde, dieses Ungeheuer sein könnte. Law, mit dem du befreundet bist. Aber es tut dir leid.«
    »Herrgott, Lena, was willst du denn noch von mir hören?«, rief Roz aus.
    Lena fühlte warmes Fell an ihren Beinen, woraufhin sie Puck eine Hand auf den Kopf legte. Sein großer Körper war angespannt, sie spürte sein Unbehagen. »Schon gut, alter Junge. Nur die Ruhe. Wir sind bloß wütend aufeinander«, flüsterte sie ihm zu, da er leise knurrte. Sie sollte sich in seiner Gegenwart besser nicht so aufregen – er reagierte äußerst sensibel auf ihre Stimmungsschwankungen, und sie wollte nicht, dass er eine Abneigung gegen eine ihrer besten Freundinnen entwickelte. Auch wenn sie selbst gerade auf dem besten Weg dahin war, verflucht.
    »Nichts«, erwiderte sie, indem sie sich wieder Roz zuwandte. »Sag lieber nichts mehr.«
    »Verdammt noch mal, Lena«, erwiderte Roz stöhnend.
    Doch Lena achtete nicht mehr auf sie, sondern straffte sich, da sie die Küchentür quietschen gehört hatte. Gott sei Dank, dachte sie, nahm Pucks Leine vom Haken und hockte sich neben ihn.
    Doch nicht Ezra betrat die Küche.
    Es war Carter.
    »Ähm … alles in Ordnung hier hinten?«
    »Alles bestens«, fauchte Lena. Mit der Leine in der Hand erhob sie sich und ging zum zweiten Ausgang der Küche. Sie würde im Foyer auf Ezra warten. »Komm, Dicker.«
    »Geht es dir gut, Lena?«, fragte Carter.
    »Nein. Ich hab Kopfschmerzen und bin stinksauer, deshalb werd ich jetzt gehen«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen

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