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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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Nacken und lehnte die Stirn an ihre. »Ich werde nichts überstürzen – schließlich sind wir schon von genug Wahnsinn umgeben.«
    Wahnsinn.
    Ja, ihr Alltag war mit einem Mal ziemlich wahnsinnig geworden. Oder besser gesagt: völlig außer Kontrolle geraten.
    Schreie.
    Tote Frauen.
    Jemand versuchte, Law einen Mord anzuhängen.
    Ein sexy State Cop war vielleicht in sie verliebt.
    Ganz sicher war Lena sich nicht, aber vielleicht hatte auch sie sich in den sexy State Cop verliebt.
    Sie rieb die Wange an seiner Schulter. »Ich hab dich gern in meiner Nähe, Ezra. Ziemlich gern sogar.«
    Sein Lachen klang trocken und selbstironisch. »Du weißt, wie man das Ego eines Mannes aufbaut, was? Ich erzähle dir, dass ich mich gerade in dich verliebe, und du sagst, du hängst gern mit mir rum.«
    »Dein Ego braucht keine Streicheleinheiten.« Sie schlang die Arme um seinen Hals. »Jedenfalls sollten wir es langsam angehen. Ich bewege mich hier nämlich auf völlig unbekanntem Terrain. Aber … na ja, selbst nach all diesem unglaublichen Sex – wenn ich nichts für dich empfinden würde, hätte ich bei deinen Worten so richtig Muffensausen bekommen und dich schnurstracks vor die Tür gesetzt. Aber du bist noch hier. Zählt das?«
    Er zwickte ihr ins Kinn. »Fürs Erste schon, ja.« Dann seufzte er. »Willst du immer noch unbedingt arbeiten gehen?«
    »Ja.«
    »Mist.« Er schob sie von seinem Schoß. »Also gut. Ich bring dich hin und hole dich auch wieder ab. Wenn dir irgendwer blöd kommt, hetz Puck auf ihn.«
    Sie musste schmunzeln. »Ja, Chef.«
    »Mach dich ja nicht über mich lustig.«
    Sie machte ein todernstes Gesicht. »Ja, Chef.«
    Stöhnend strich er ihr das Haar aus dem Gesicht. »Lena Riddle, du bist ein kleiner Klugscheißer.«
    »Ja, Chef.« Sie beugte sich vor und küsste ihn auf den Mundwinkel. »Entspann dich. Im Inn sind immer viele Leute. Und Puck ist ja bei mir. In seiner Gegenwart legt sich ohnehin keiner mit mir an.«

18
    Brody schlurfte den Bürgersteig entlang und versuchte, nicht an den Streit mit seinem Dad und Onkel Remy zu denken.
    Er brauchte eine Kippe. Und zwar bald.
    Aber allein kam er nicht an Zigaretten und keiner der Typen, die ihm sonst immer welche kauften, war momentan bereit dazu. Er zog eine Schnute und fragte sich, ob sein Onkel sie sich etwa zur Brust genommen hatte.
    Natürlich käme auch sein Vater infrage, aber er wusste es besser.
    Sein Vater kümmerte sich nur um ihn, wenn Brody ihm Ärger machte.
    Er zog die Schultern hoch und versuchte, die Erinnerung an ihre Stimmen zu verdrängen. Sein Vater hatte laut, Onkel Remy aber leise und eindringlich gesprochen, als wüsste er genau, dass er damit mehr bewirkte, als mit Geschrei.
    Doch das Schlimmste war der Ausdruck in den Augen seines Vaters gewesen. Dieser Blick, bei dem Brody sich gefragt hatte, ob er seinem Vater überhaupt noch etwas bedeutete. So traurig, so bedrückt.
    Und enttäuscht.
    Wahrscheinlich wünschte er sich, Brody wäre anstelle seiner Mom gestorben.
    Brody wünschte sich dasselbe.
    Seit ihrem Tod war alles anders. Total anders. Alter, sein Dad war so gut wie nie zu Hause, sondern den ganzen Tag unterwegs, manchmal auch noch die halbe Nacht lang. Es kam ihm vor, als würden zwei Fremde zusammen unter einem Dach wohnen, nicht Vater und Sohn. An manchen Tagen konnte sein Dad ihm nicht einmal in die Augen schauen.
    Da er ein vertrautes Motorengeräusch hörte, schaute Brody auf und sah einen alten weißen Ford Pick-up die Main Street entlangrumpeln.
    Ezra King.
    Wieder stieg diese hässliche, unbestimmte Wut in ihm auf. Onkel Remy hatte ihn total zusammengefaltet – bloß wegen ein paar blöden Blumen.
    Wichser.
    Überall herrschte Misstrauen.
    Auf seiner Fahrt durch die Stadt wurde Ezra klar, dass er selbst gar nicht so paranoid war, wie er gedacht hatte. Eigentlich hielt er sich sogar ganz gut. Da gab es viel Schlimmere.
    Es nahm unschöne Formen an. Schreckliche.
    Und es war schlecht fürs Geschäft … Es sei denn, man besaß eine Eisenwarenhandlung oder verkaufte Waffen.
    Die Stimmung unter den Kunden war ebenfalls gereizt, wie ihm ein bissiger Wortwechsel zwischen zwei Damen in der Community Bank auf der Main Street zeigte, der in einen Zickenkrieg ausartete. Das wäre vielleicht ganz unterhaltsam gewesen, hätte sich eine der beiden über sechzigjährigen Damen nicht beim Hinfallen aller Wahrscheinlichkeit nach die Hüfte gebrochen.
    Binnen einer Woche hatte der Verfolgungswahn die schmucke kleine Stadt Ash in

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