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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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hellgrünen Augen – innerhalb von Sekunden wurde aus Frühlingsleuchten arktisches Eis. Remy konnte sich gerade noch beherrschen, Law nicht wütend anzufunkeln. »Niemand wird Sie ohne irgendeinen Beweis verhaften, und den gibt es nicht«, versicherte er ihm.
    »Law ist kein Mörder«, sagte Hope leise.
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung«, erwiderte Remy. Er streckte ihr eine Hand entgegen, gespannt, ob sie sie wohl ergreifen würde.
    Er war ein bisschen überrascht darüber, dass sie es tat. Sie reichte ihm eine kleine, schmale Hand, so zierlich wie ihre ganze Person. Nach einem kurzen Schütteln zog sie sie zurück, als hielte sie mehr als diese kurze Berührung nicht aus oder wollte nicht mehr. »Sie sind Anwalt?«
    »Ja.« Er schenkte ihr dasselbe charmante Lächeln, mit dem er seine Mutter immer dazu gebracht hatte, ihn lange aufbleiben zu lassen, mit dem er Sandy Reynolds dazu gebracht hatte, mit ihm zum Abschlussball zu gehen … und ihm später am selben Abend ihre Jungfräulichkeit zu schenken. Den Großteil seines Lebens hatte er Frauen dieses charmante Lächeln geschenkt, und es tat fast immer seine Wirkung.
    Doch Hope starrte ihn lediglich mit schwer zu deutendem Blick an, die Lippen fest aufeinandergepresst. Sie sah überhaupt nicht bezaubert aus. Im Gegenteil, sie wirkte sogar ein bisschen verärgert, als wollte sie möglichst schnell von ihm wegkommen.
    Sie wandte sich demonstrativ ab und schaute zu Law. »Hast du noch Hunger?«
    Kurz darauf stand Remy allein auf dem Bürgersteig und sah zu, wie sie mit Law davonging.
    Sie blickte kein einziges Mal über die Schulter zurück.
    Nun ja, dachte Remy, wenigstens kannte er jetzt ihren Namen.
    Das war besser als gar nichts.
    Auch wenn er nicht wusste, was das überhaupt für eine Rolle spielte.
    Hope hatte ganz offensichtlich kein Interesse an ihm.
    Bei ihr drehte sich eindeutig alles um Law Reilly.

19
    »Alle wollen wissen, warum zum Teufel wir ihn nicht verhaften«, schimpfte Prather und funkelte Nielson mit vorgerecktem Kinn an.
    Alle? Nielson musste sich beherrschen, um nicht die Augen zu verdrehen. »Und wer genau sind alle?«
    »Alle in der Stadt.« Prather starrte ihn wütend an.
    »Tatsächlich.« Nielson sah zu Keith Jennings hinüber und hob eine Augenbraue. »Sergeant, Sie wohnen hier in der Stadt, stimmt’s?«
    »Ja, Sheriff.«
    »Gut. Haben Sie sich schon gefragt, warum ich Reilly nicht verhaften lasse?«
    »Nicht eine Sekunde lang.« Jennings lächelte. »Wir haben nicht die nötigen Beweise, um jemanden zu verhaften, nicht einmal Reilly. Auch wenn manche Leute da anderer Meinung sein mögen.«
    »Alles klar.« Nielson sah wieder zu Prather. »Seien Sie beruhigt, es wollen keineswegs alle in der Stadt das wissen.«
    »Verflucht, Sher…« Prather brach ab und holte tief Luft. »Entschuldigen Sie. Ich wundere mich nur, warum Sie so darauf beharren, ihn nicht zu verhaften.«
    »Das liegt daran, Deputy Prather … dass ich nicht genügend Beweise gegen ihn habe und der Mann ein wasserdichtes Alibi besitzt.« Nielson wandte den Blick ab und konzentrierte sich wieder auf die Berichte, die er gerade mit Keith besprochen hatte, als diese Nervensäge in sein Büro geplatzt war.
    Nicht wenige wollten Law Reilly in Untersuchungshaft sehen, um das zu bemerken, hatte er nicht erst einen Hinweis von Prather gebraucht. Für die Leute spielte es keine Rolle, dass es keine stichhaltigen Beweise gegen Reilly gab – abgesehen von der Leiche, die auf seinem Grundstück gefunden worden war.
    »Wenn Sie das nächste Mal mit allen reden, teilen Sie ihnen mit, dass wir jemanden nur verhaften, wenn wir absolut handfeste Beweise haben«, sagte Nielson und überflog einen der Berichte. Er hatte die Verwandte der Verstorbenen immer noch nicht erreicht. Anscheinend war sie Journalistin oder so und war wegen eines Auftrags im Ausland. Das machte es nicht gerade einfacher, sie aufzuspüren. Falls er sie nicht bald erreichte, würde er den Verlobten benachrichtigen müssen. Normalerweise setzten sie zuallererst die nächsten Angehörigen in Kenntnis, wenn das allerdings nicht möglich war … Es sah ganz danach aus, als würde er bald ihren Verlobten anrufen.
    Verdammt, wie ihm dieser Teil seines Jobs zuwider war. Er hasste es, jemandes Leben so erschüttern zu müssen. Dabei war ihm bisher nichts Vergleichbares untergekommen. Noch nie. Gewaltsame Todesfälle, das ja. Aber nichts von solchem Ausmaß, niemals etwas so Grausames, so Brutales … Und sie hatten keinen

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