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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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stand. Wenn er sie weiter drängte, würde sie nachgeben und sich dann dafür hassen. Sie musste sich durchsetzen, stark bleiben. Es fiel ihr viel zu leicht, sich auf ihn zu verlassen, und zu schwer, diesem Drang zu widerstehen. Sollte es ihr nicht gelingen, in seiner Gegenwart die nötige Willensstärke aufzubringen, dann würde sie hier nicht bleiben können.
    Sie betrachtete das Paket vor sich, ehe sie wieder zu Law schaute. »Komm schon, denk nach. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass mir jemand was antun will? Keiner kennt mich. Und umgekehrt.«
    Law legte sich die Handballen auf die Augen. »Verflucht. Das ist Wahnsinn. Ich will gar nicht darüber nachdenken.«
    »Drei Stunden. Länger brauch ich nicht.«
    Er schnaubte. »Ich soll glauben, dass du in drei Stunden wieder zurück bist? Sagtest du nicht was von einem Klamottenladen und dass du shoppen gehen willst?«
    »Ich bin nicht so ein Modepüppchen, das Ewigkeiten in der Umkleide steht.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich brauche bloß ein paar Sachen zum Anziehen.«
    Er legte die Faust auf den Karton, der auf seinem Schreibtisch stand. »Wenn dir was passiert, werde ich echt wütend.«
    »Und ich erst.« Sie musterte den Karton. »Was glaubst du, was das kosten wird?«
    Schulterzuckend förderte Law von irgendwoher ein Portemonnaie zutage. Der Mann hatte aus seinem Schreibtisch schon wieder ein Katastrophengebiet gemacht. Eigentlich war er selbst eines. Er drückte ihr ein paar Zwanziger in die Hand. »Das sollte reichen.«
    Der Karton war an seine Agentin adressiert. Darin verpackt lagen gepolsterte Versandtaschen, kleinere Pakete und Umschläge. Auf ihre Frage, was es damit auf sich habe, hatte er nur geantwortet: »Die Leute könnten sich die Poststempel angucken. Bei meinem Glück gewinnt jemand aus der Gegend ein Buch und zählt eins und eins zusammen. Also verschickt meine Agentin den Krempel – die Sendungen haben einen Stempel von New York, und mir geht’s gut in meinem Verfolgungswahn.«
    Solange es ihn glücklich machte …
    »Bist du sicher, dass du den Weg findest?«, fragte er.
    »Ich krieg das schon hin.« Sie musste hier verschwinden. So sehr sie ihn auch liebte, so sehr sie versucht war, sein Angebot anzunehmen und Trost in seiner Stärke und Zuverlässigkeit zu suchen, sie brauchte eine Auszeit von Law. Hope betete ihn an, aber seit … jener Nacht streckte er schon den Kopf aus dem Büro und sah nach ihr, wenn sie nur fünf Meter weit ging. Ohne sie verließ er nicht das Haus und die wenigen Male, die sie zusammen unterwegs gewesen waren, hatten sich nicht gerade als angenehm erwiesen.
    Die halbe Stadt sah inzwischen einen Mörder in ihm.
    Die meisten anderen gierten nach blutigen Details.
    Die Menschen waren krank, hatte Hope festgestellt.
    Obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, es sein zu lassen, ging sie unwillkürlich ans Fenster und starrte zur Werkstatt, wo die Frauenleiche gefunden worden war.
    Noch durfte keiner das Gebäude betreten, aber das spielte ohnehin keine Rolle. Hope wollte da nicht hineingehen. Niemals.
    Dort drinnen würde sie das kalte Grausen überkommen.
    Sie fühlte sich so schon unwohl genug. Und das flaue Gefühl im Magen wurde mit jeder Sekunde, die sie länger zur Werkstatt starrte, schlimmer.
    Die Vorstellung, Laws Haus zu verlassen, in dem sie sich sicher fühlte, jagte ihr hingegen gar keine Angst ein. Komisch eigentlich. Sobald sie einen sicheren Ort gefunden hatte, fiel es ihr normalerweise schwer, zu gehen, und selbst an solchen Orten verspürte sie meist noch quälende Furcht.
    Es lag wohl daran, dass sie nicht mehr in Clinton war. Nicht mehr bei Joey.
    Und dafür hatte sie selbst gesorgt. Nachdem er ihr so oft gesagt hatte, dass …
    »Erde an Hope.«
    Sie blinzelte, schaute zu Law und lächelte. »Tut mir leid, ich war in Gedanken.« Als sie die Sorge in seinen Augen sah, zwang sie sich, ein noch breiteres Lächeln aufzusetzen.
    »Weißt du was? Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger halte ich von der Idee.« Er hatte einen düsteren Gesichtsausdruck, und sein Mund war eine einzige schmale Linie.
    Law schlief nicht. Selbst wenn sie ihn nachts nicht umhertigern gehört hätte, die Schatten unter seinen Augen und seine verkrampfte Körperhaltung sprachen für sie Bände.
    »Mir geht es gut«, sagte sie, wobei sie sich bemühte, unbeschwert zu klingen.
    Dann kam sie um den Schreibtisch herum, lehnte sich gegen die Tischplatte und verschränkte die Arme. »Law, du musst aufhören, dir

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