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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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Gefühl bei ihm ausgelöst – nicht einmal Mac. Dabei hatte er sie sehr gemocht, auf eine Art sogar geliebt, auch wenn es nicht die Art von Zuneigung gewesen war, die ihn hätte niederknien lassen. Aber das hatte auf Gegenseitigkeit beruht.
    Diese Frau jedoch, die nun vor ihm saß, die er ganze drei Mal gesehen hatte – die haute ihn förmlich um, raubte ihm den Atem, zog ihm den Boden unter den Füßen weg.
    »Ich bin nach Ash zurückgekehrt, um einen klaren Kopf zu bekommen – hab vor einer Weile eine ziemlich harte Zeit durchgemacht. Und mir ist klar geworden, dass es kein so kluger Schachzug wäre, mich in meiner derzeitigen Situation auf jemanden einzulassen.«
    »Ich wüsste nicht, dass wir uns auch nur annähernd auf irgendetwas eingelassen hätten«, erwiderte Lena. »Wir haben ein Mal miteinander zu Abend gegessen und ich hab dir meine Nummer gegeben. Das ist meilenweit entfernt von einem Heiratsversprechen. Da kann man noch nicht einmal von einer lockeren Beziehung sprechen. Dafür müsste man sich wohl mindestens zwei- oder dreimal getroffen haben.«
    »Wenn ich dich angucke, bin ich alles andere als locker«, brummte Ezra. »Mist, verdammter!«
    »Ähm … was?«
    »Nichts. Hör mal, ich wollte mich einfach nur bei dir entschuldigen, okay?«
    Sie schien etwas sagen zu wollen, seufzte dann aber nur und wandte das Gesicht ab. »Also gut. Du hast dich entschuldigt. Das Thema ist abgehakt.«
    »Ja. Abgehakt.« Er zögerte kurz, dann fragte er leise: »Freunde?«
    Sie lächelte bitter. »Freunde. Klar. Warum auch nicht?«
    Großer Gott, was für ein Schlamassel. Geistesabwesend rieb Ezra sich mit dem Handballen über die Brust. Ihr müder Blick und ihr enttäuschter Gesichtsausdruck machten ihm schwer zu schaffen. Er hatte sich nach einem einzigen verdammten Date von ihr zurückgezogen, weil sie Gefühle in ihm weckte, für die er noch nicht bereit war – nicht, solange Mac noch in seinem Kopf herumgeisterte.
    Jetzt bloß nicht daran denken , sagte er sich. Das war das Letzte, was er gebrauchen konnte, das Allerletzte.
    »Bei mir sind vergangene Nacht ein paar Jungs übers Grundstück gefahren und haben ganz schön Schaden angerichtet. Ich wollte Anzeige erstatten. Und was führt dich hierher?«, wollte er wissen.
    Lena verzog das Gesicht. »Frag nicht.«
    »Zu spät, schon geschehen.« Ein paar Gesprächsfetzen hatte er aufgeschnappt … und die waren gar nicht nach seinem Geschmack. Schreie. Sie hatte Schreie gehört. »Warum erzählst du es mir nicht?«
    »Wozu?«, fragte Lena erschöpft. Warum um alles in der Welt wollte er es überhaupt wissen? Sie rutschte ein wenig auf dem Stuhl hin und her, schlug die Beine übereinander und lauschte, wie Ezra mit leisen Schritten über das Linoleum lief. Hätten die Gummisohlen seiner Turnschule auf dem Linoleum nicht gequietscht und wäre da nicht diese kleine Unregelmäßigkeit in seinem Gang gewesen, hätte sie ihn wahrscheinlich gar nicht gehört. »Was spielt es überhaupt für eine Rolle, warum ich hier bin?«
    »Machen das Freunde nicht so? Sich gegenseitig fragen, wie es ihnen geht?«
    Freunde. Lena ballte die Hände zu Fäusten und bemühte sich, den Stich in ihrem Herzen zu ignorieren. Er hatte nicht angerufen, weil … Wie war das noch mal gewesen?
    Abermals auf hundertachtzig trommelte Lena mit den Fingern auf der Armlehne ihres Stuhls herum. »Weißt du was, Ezra? Das mit der Freundschaft klappt so nicht. Ich habe genug Freunde. Wenn du in Ash bist, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, schön. Mach dein Ding. Aber dafür brauchst du keine Pseudo-Freundschaft mit mir. Also kannst du dir die Pseudo-Besorgnis auch gleich sparen.«
    Ezra schwieg für eine Weile, aber sie spürte seinen bohrenden Blick. »Hast du dir vielleicht mal überlegt, dass ich genauso gut hätte nach Hause gehen können, als ich dich hier drinnen gesehen habe? Ich hätte nicht zu dir kommen müssen. Und ich hätte mich nicht blamieren und jedem zeigen müssen, dass ich ein totales Arschloch bin – schon gar nicht vor einer hübschen Frau, zu der ich mich sehr hingezogen fühle.«
    »Und inwiefern hast du dich bitte schön blamiert?«
    »Ach, scheiß drauf«, brummte er und richtete sich auf. Erneut begann er im Raum auf und ab zu laufen, als ihm plötzlich die Muskeln den Dienst versagten. Fast wäre ihm das Bein weggeknickt. Ezra unterdrückte ein Stöhnen, schlug mit der flachen Hand auf die Tischfläche und schaffte es gerade so, sich auf den Beinen zu

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