Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
Vom Netzwerk:
aber ich will ihn nicht unter Druck setzen.«
    »Stattdessen setzt du lieber mich unter Druck. Na, vielen Dank auch.«
    »Immer wieder gerne.« Sie grinste und rief ihren Hund. »Puck!«
    Ezra fand Lenas Lächeln einfach umwerfend. Ihr ganzes Gesicht schien zu strahlen – es war, als bräche die Sonne zwischen den Wolken hervor. Aufgrund seiner plötzlichen poetischen Anwandlungen etwas verlegen, wandte er sich ab und betrachtete ihre Wohnzimmerregale. Lena besaß eine DVD-Sammlung, die sich sehen lassen konnte.
    »Sag mal, Cop … Wenn wir tatsächlich etwas im Wald finden sollten, auch wenn ich nach diesem Regenguss nicht davon ausgehe, aber wenn wir tatsächlich etwas finden sollten … Was genau willst du dann unternehmen?«, fragte Law, während Lena Puck aus dem Haus ließ.
    »Kommt ganz darauf an, was es ist«, antwortete Ezra über die Schulter hinweg.
    Lena, die in der Tür stehen geblieben war und darauf wartete, dass Puck sein Geschäft verrichtete, drehte sich zu ihm um. »Glaubst du wirklich, dass wir etwas finden werden?«
    »Nein.« Ezra betrachtete den bleigrauen Himmel und fragte sich, ob der Rest des Regens noch auf sich warten lassen oder aber auf sie herabprasseln würde, sobald sie zwischen den Bäumen herumstapften. »Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht suchen werde.«
    »Und wonach suchst du?«
    »Theoretisch suche ich nach einer Frau in Schwierigkeiten, die vor zwei Tagen gegen zwei Uhr morgens geschrien haben könnte.« Ezra zuckte mit den Schultern. »Aber sie zu finden wäre ein bisschen zu viel verlangt. Ich begnüge mich mit allem, das irgendwie … eigenartig aussieht.«
    Das Einzige, auf das er stieß, war jedoch Matsch, Matsch und noch mehr Matsch.
    Es blieb bewölkt, was aber nicht hieß, dass es unter den Bäumen auch nur annähernd trocken war. Der Regen tropfte von den Blättern, und auf dem Boden hatten sich riesige Pfützen gebildet. Über dem feuchten Gras zog dichter Nebel auf und tauchte den gesamten Wald in eine surreale, fast schon unheimliche Atmosphäre.
    »Kannst du mir ungefähr sagen, wie groß das Areal ist?«
    Lena schüttelte den Kopf. »Nein. Ich laufe immer nur in dem Teil herum, der an mein Haus grenzt. Tiefer im Wald befinden sich Felshänge. Aber ohne Begleitung traue ich mich nicht dorthin, und so oft kommt niemand mit.« Sie lächelte leicht. »Law hat nicht so viel für die freie Natur übrig wie ich.«
    »Ich habe nichts gegen die freie Natur. Ich hab nur etwas gegen Moskitos und Insektenstiche und giftige Pflanzen und Schlangen … « Law blieb stehen und blickte sich um, aber Ezra bemerkte, dass er die Bäume um sich herum gar nicht wahrnahm. Er sah aus, als ginge er ein geistiges Archiv durch.
    Dann murmelte er irgendetwas vor sich hin, schüttelte den Kopf und blinzelte.
    Auch Lena hielt inne und hob die Hand. Reflexartig bot Ezra ihr seinen Arm an, wobei er ihre Finger streifte, und sie platzierte sie in seiner Ellenbogenbeuge. »Redet er oft mit sich selbst?«, fragte Ezra. Er musste sich dringend ablenken, sonst würde er sich noch zu ihr herüberlehnen und … das Gesicht in ihrer Halsbeuge vergraben. Sie roch so gut. Es war ein leichter Duft, fast ein wenig zitronig, aber nur ein bisschen, sehr weiblich und ungeheuer sexy. Einfach lecker.
    Freunde , ermahnte er sich selbst. Sie waren einfach nur Freunde.
    Verdammt … ihr Geruch machte ihn fast wahnsinnig. Er wäre ihm nur allzu gern nachgegangen und hätte ihn ihr von der Haut geleckt.
    »Er denkt nach«, antwortete Lena lächelnd. »Er kann besser denken, wenn er dabei redet. Lass ihm ein bisschen Zeit. Wenn er die Zahl schon einmal irgendwo gehört hat, wird er sich früher oder später wieder daran erinnern.«
    Law brummelte weiter vor sich hin. Dann stockte er plötzlich und drehte sich zu Lena um. »Wem gehört noch mal das Grundstück neben deinem? Auf der Westseite?«
    »Ohlman.« Und nachdem Law erneut angefangen hatte zu murmeln, fügte sie leise hinzu: »Diesem fiesen alten Schwein.«
    »Bitte?«
    »Ohlman. Das ist der alte Knacker, dem das Grundstück gehört, das im Westen an meines grenzt. Ich besitze praktisch ungefähr dreißig Prozent des Waldes. Und er ist Eigentümer der restlichen siebzig Prozent und war nicht gerade erfreut darüber, dass ich hier eingezogen bin. Wobei es wohl egal gewesen wäre, wer sich hier niedergelassen hätte. Er … «
    »Zweihundert Hektar«, verkündete Law, ungeachtet dessen, dass er ihr damit ins Wort fiel.
    »Zweihundert?«
    Law nickte. »Ja.

Weitere Kostenlose Bücher