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Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
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fast friedliche, engelsgleiche Schönheit hatte über ihren spitzbübischen Humor und den messerscharfen Verstand hinweggetäuscht.
    Im Tod war diese ruhige, friedvolle Schönheit gebrochen, zerschmettert. Er hatte sich Zeit gelassen mit der Vergewaltigung und sie anschließend langsam erwürgt. Als sie ihr Leben schließlich aushauchte, war ihr Gesicht so angeschwollen, dass nicht einmal ihre eigene Mutter sie noch erkannt hätte.
    Er hatte es nicht darauf angelegt, aber es war wichtig für seinen Plan, und letztendlich kümmerte ihn ihr jetziges Aussehen nicht. Selbst während er ihr sorgfältig das Haar auf Kinnlänge stutzte, dachte er mehr daran, wie sie vorher ausgesehen hatte.
    In jener Nacht.
    Er würde nie vergessen, wie Jolene Hollister ausgesehen hatte, als er sie zurück in sein Versteck geschleift und gegen die Wand gestoßen hatte – Angst war in ihren Augen aufgeflackert, ihr Herz hatte gepocht und ihr starker, schlanker Körper sich gewehrt. So lebendig. So tapfer, so kühn. Selbst in diesem aussichtslosen Kampf gegen ihn war sie noch stark und kühn gewesen … und sein.
    Sein ganz allein.
    Vorsichtig fegte er die Haare zusammen, nahm dann nur das Nötigste und steckte es sorgfältig weg. Den Rest würde er entsorgen, am besten morgen früh.
    Heute Abend musste er sich zunächst um das hier kümmern, und diesmal würde er es anders machen als sonst.
    Ohne groß auf ihre Verletzungen zu achten, säuberte er sie gründlich, wickelte ihren Körper in eine Plastikplane und trug sie im Schutz der Dunkelheit nach draußen zwischen die Bäume.
    Es war riskant, aber er wusste, was er tat.
    Außerdem ließ es sich nicht vermeiden.
    Davon auszugehen, dass Lena Riddles ungewöhnliche Geschichte auf keine große Resonanz stoßen würde, war ein schwerer Fehler gewesen. Die Leute schenkten ihr tatsächlich Beachtung. Also war es an der Zeit, ihnen ein Fundstück zu liefern.
    Von seinem Transporter aus konnte er die Lichter im Haus sehen, einen Schatten, der sich im Inneren bewegte. Die Vorhänge waren zugezogen, doch dahinter tat sich immer noch etwas, das eigentümlich bläuliche Flackern des Fernsehers wurde von den Wänden zurückgeworfen.
    Eine Nachteule. Dieser Faktor war ihm zugutegekommen.
    Lena Riddle stellte ein Problem dar, eines, mit dem er fertigwerden musste, und im Laufe der letzten Tage war ihm die Lösung dafür eingefallen.
    Lena selbst war der Kern des Problems, aber mehrere kleinere Schwierigkeiten standen mit ihr in Zusammenhang.
    Sie war so selbstsicher, so eingebildet und voller Zuversicht.
    Zu viele Leute schenkten ihr Glauben, was teilweise lediglich an ihrem überzeugenden Auftreten lag.
    Wenn er diese Selbstsicherheit erschüttern konnte, nur ein kleines bisschen, wie ein Haus, das auf sandigem Grund gebaut war – dann stürzte vielleicht das ganze Gebäude in sich zusammen.
    Und selbst wenn nicht … nun, sie brauchten eine Leiche.
    Also würde er ihnen eine Leiche liefern … und einen Bösewicht.
    Sie hatte vergessen, wie verdammt unheimlich ein leeres großes Haus nachts sein konnte.
    Vor allem, wenn man nicht schlafen konnte.
    Die Dielen knarzten.
    Draußen heulte der Wind.
    Ein Sturm bahnte sich an, und obwohl es nicht kalt war, rieb sie sich fröstelnd die Arme.
    Irgendwann schaltete sie den Fernseher ein, obwohl um diese Uhrzeit höchstwahrscheinlich nur Dauerwerbesendungen, schlechte Horrorfilme oder noch schlimmere Sendungen laufen würden. Irgendetwas Groteskes, Gruseliges war das Letzte, was sie gerade brauchen konnte. Schließlich war sie ohnehin schon völlig durch den Wind, auch wenn sie nicht genau erklären konnte, warum.
    Es wurde Mitternacht, doch sie fand immer noch keine Ruhe, also überlegte sie, ob sie vielleicht ein Buch lesen sollte. Sie merkte, dass der Wind nachgelassen hatte. Vielleicht würde sich der Sturm ja doch verziehen. Seufzend stellte sie sich ans Fenster und zog gedankenverloren den Vorhang zurecht.
    Und da spürte sie es.
    Dieses gespenstische Gefühl, dass irgendetwas … nicht stimmte.
    Ihr stockte der Atem. Sie spähte hinaus, starrte in die Dunkelheit. Keuchend versuchte sie, den Kloß zu ignorieren, den sie im Hals hatte. Sie versuchte zu atmen … und konnte nicht.
    Sie holte tief Luft – und hätte beinahe laut aufgeschrien. Hope Carson schlug sich die Hand vor den Mund und flüsterte ein Stoßgebet. Schritt für Schritt wich sie vom Fenster zurück.
    Sie hatte gerade einen Schatten gesehen.
    Dort draußen in der Dunkelheit, wo sie

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