Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinde Wahrheit

Blinde Wahrheit

Titel: Blinde Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shiloh Walker
Vom Netzwerk:
eigentlich überhaupt nichts hätte sehen sollen.
    Er hatte sich auf Laws Werkstatt zubewegt.
    Ein Mann.
    Der etwas … auf der Schulter getragen hatte.
    Wenn das Telefon kurz vor ein Uhr morgens klingelte, konnten es nur schlechte Nachrichten sein.
    Sehr schlechte Nachrichten. Niemand rief gegen ein Uhr morgens an, um ein Schwätzchen zu halten. Wer auch immer also am anderen Ende der Leitung war, hatte etwas Wichtiges mitzuteilen … trotzdem konnte derjenige sich auf etwas gefasst machen!
    Mürrisch nahm Law sein Handy vom Nachttisch. »Was ist?«, knurrte er.
    »Law … «
    Hopes zittriges, verängstigtes Flüstern wirkte wie ein Eimer kaltes Wasser und war damit ein extrem effizienter Weckruf.
    »Süße, was ist los?«
    »Hmm?«
    Lena rieb sich die Augen und versuchte, den Worten, die durch den Hörer drangen, einen Sinn zu entnehmen, bisher jedoch ohne Erfolg.
    »Wo ist dein Bulle? Ist er bei dir?«
    »Mein Bulle? Meinst du Ezra?«, fragte Lena. Kaffee. Sie brauchte Kaffee – vor allem für ein Telefonat mit Law um … wie spät war es eigentlich?
    »Ja, ich meine Ezra, falls du inzwischen nicht auch noch was mit Prather angefangen hast. Verflucht, Lena, wach auf, es ist wichtig!«
    »Law, mein Schatz, glaub mir, egal um was für eine seltsame Bücherfrage es diesmal geht, das muss warten, bis … «
    »Es geht nicht um irgendwelche beschissenen Bücher!«, blaffte Law.
    Hätte sie nicht die unterschwellige Angst in seiner Stimme gehört, wäre sie wegen seines Tonfalls auf die Barrikaden gegangen. Jedenfalls war sie auf der Stelle hellwach. Langsam setzte sie sich auf. »Na schön, was ist los?«
    »Ist er bei dir?«
    »Nein.« Leider nicht … Eigentlich hätte sie seine dreiste Frage gern mit einer spitzen Bemerkung quittiert – doch Ezra war immerhin allein in dieser Woche vier Nächte lang bei ihr geblieben, und das, obwohl sie noch die Woche davor kaum ein Wort miteinander gewechselt hatten. Seufzend rieb sie sich den Nacken. »Er hatte einen Arzttermin bei einem Spezialisten in Lexington und meinte, mit ihm sei nichts mehr anzufangen. Deswegen ist er danach gleich nach Hause gefahren.«
    »Dann ist er also in der Stadt?«
    »Ja«, antwortete sie langsam.
    »Ruf ihn an. Er muss dich abholen.« Law atmete hörbar aus. »Du musst zu mir fahren, und zwar sofort – er soll gleich zu dir kommen. Und zwar er und niemand anderes, Lena. Nicht Roz, nicht Carter, sondern Ezra. Verstanden?«
    »Nein, nicht im Geringsten. Was ist denn los, Law?«
    »Ich muss die Polizei rufen«, stieß er düster hervor.
    »Die Polizei … Was zum Teufel ist denn passiert?«
    »Bei … Bei mir ist eine Freundin zu Besuch. Sie glaubt, sie habe jemanden draußen bei meiner Werkstatt rumlaufen sehen – keine Ahnung. Aber ich kann es nicht dem Sheriff melden, solange keiner bei ihr ist. Lena, wenn sie eine Uniform sieht, dann flippt sie sofort aus. Du musst hinfahren.« Er zögerte einen Moment. »Bitte«, fügte er dann leise mit flehender Stimme hinzu.
    Das Telefon klingelte.
    Ezra wachte augenblicklich auf, obwohl er gerade mitten in einem total verdrehten Traum über einen Physiotherapeuten, seinen alten Sportlehrer, eine Clownschule und Autorennen gesteckt hatte.
    Kopfschüttelnd versuchte er, diese seltsamen Bilder zu verscheuchen, und nahm das Telefon vom Nachttisch. Als er Lenas Nummer auf dem Display sah, setzte sein Herz für einen Schlag aus, doch er erstickte die aufkeimende Sorge. »Hey, schöne Frau. Ziemlich später Anruf … Alles in Ordnung?«
    »Ja, bei mir schon«, sagte sie mit rauer, schläfriger Stimme. »Aber anscheinend stimmt etwas nicht bei Law zu Hause.«
    »Ich dachte, er wäre gar nicht da.«
    »Ist er auch nicht. Aber er hat eine Freundin zu Besuch. Hör mal, es ist eine ziemlich wirre Geschichte und ich brauche einen Kaffee, bevor ich dir alles zu erklären versuche. Kannst du bitte, bitte einfach herkommen und mit mir dort hinfahren?«
    Er schaute auf die Uhr. Scheiße. »Du weißt, wie spät es ist, oder? Wir haben kurz nach eins.«
    »Ich weiß.« Sie unterdrückte ein Gähnen. »Glaub mir, das ist mir klar. Aber … verdammt, Ezra. Law hat mich noch nie um irgendetwas gebeten, und er klang … nervös.«
    Scheiße.
    Wahrscheinlich stand irgendwo im Handbuch für Beziehungen, dass man dem besten Freund seines Mädchens helfen musste, wenn er in Not war.
    Selbst einem Freund wie Law – einem Typen, der sie am liebsten flachgelegt hätte. Ezra kratzte sich das stoppelige Kinn und stand seufzend auf.

Weitere Kostenlose Bücher