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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Gesicht, während der Mann mit der Bulldoggenmaske sich an ihr verging. »Wo?«
    »Wie gesagt, die Männer halten ihre Gesichter immer bedeckt, aber …« Er markierte mit der Maus eine Ecke des Bildes und zoomte sie heran. Jetzt sahen sie eine körnige Nahaufnahme des mittelmäßigen Gemäldes der Union Street. Im Glas spiegelte sich das Gesicht eines Mannes. »Der Kameramann war nicht so vorsichtig.«
    Steel starrte weiter angestrengt den Bildschirm an. »Der sieht ja aus wie Bernd das Brot! Was zum Teufel sollen wir damit anfangen?«
    »Was wir damit anfangen? Wir schicken es meinen Computerfreaks. Die nehmen sich die nächsten rund zwanzig Einstellungen vor und sortieren sämtliche Pixel aus, die zu dem Gemälde gehören. Der Rest wird zusammengesetzt, bearbeitet – und fertig ist der Vergewaltiger.«
    »Ich kann’s immer noch nicht glauben, dass sie euch auf der Grundlage einen Haftbefehl ausgestellt haben.« Rennie parkte den zivilen Einsatzwagen und stellte den Motor ab. Das Haus lag am Ende einer heruntergekommenen Sackgasse; in seinem von Gras und Unkraut überwucherten Garten rostete ein alter Fahrradrahmen vor sich hin. Die Häuser links und rechts davon waren noch schlimmer: vernagelte Fenster, davor der Kadaver einer Waschmaschine; ein Berg geplatzter Müllsäcke, deren verstreuter Inhalt im hohen Gras veschwand.
    DI Steel saß auf dem Beifahrersitz und sog grimmig an einer Zigarette. »Tja, Sheriff McNab mag ein scheinheiliger alter Sack sein, aber so eine Chance lässt nicht mal er sich entgehen.«
    Sie kletterten hinaus in den morgendlichen Sonnenschein.
    Logan sah sich in der Straße um. Die einzige Bewohnerin, die sich blicken ließ, war eine grau-weiße Katze, die sie vom Dach eines Plastik-Spielhauses aus skeptisch beobachtete.
    Rennie ging um den Wagen herum und wuchtete den »großen roten Haustürschlüssel« aus dem Kofferraum. »Sauschwer, das Teil …«
    »Gejammert wird nicht.« Steel ging den Gartenpfad entlang auf die Haustür zu, und Rennie trottete grummelnd hinterdrein.
    Logan stapfte unterdessen durch das kniehohe Gras ums Haus herum in den Garten. Wenigstens musste er hier nicht über Zäume klettern oder sich gegen geifernde Hundeungetüme zur Wehr setzen. Hier gab es nur eine Wäschespinne mit mindestens dreißig Grad Schlagseite und eine Ansammlung vergammelter Gartenmöbel. Er nahm seine Position ein und wartete darauf, dass es losging.
    Drei donnernde Schläge des Rammbocks auf Hart-PVC. Rufe. Ein dumpfes Krachen.
    Logan griff nach der Klinke der Hintertür – sie war nicht verschlossen.
    Er stürmte durch die Küche in den Flur, wo ihm ein Mann in einem braunen T-Shirt und Boxershorts entgegenkam, just in dem Moment, als hinter ihm die Haustür aus den Angeln flog. Der Mann erblickte Logan und bremste ab, schlitterte aber auf seinen Socken noch ein ganzes Stück über das Linoleum.
    »STOPP, POLIZEI!«, brüllte Rennie.
    »Geben Sie auf, Gary«, sagte Logan.
    »Scheiße!«, sagte Gary. Er machte kehrt und rannte die Treppe hoch, mit Rennie dicht auf seinen Fersen. Logan lief hinterher und erreichte den oberen Treppenabsatz gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Rennie sich in Rugbyspieler- Manier auf den Fliehenden warf.
    Der Constable kollidierte mit Gary, und sie gingen beide zu Boden. Fäuste, Füße und Schimpfworte flogen durch die Luft. Ein Bügelbrett kippte um, und zerknitterte Klamotten ergossen sich über den Boden.
    Ein Gezappel und Gerangel, und dann machte es klonk  – Gary hatte Rennie das Bügeleisen über den Schädel gezogen. Der Constable ließ los, wankte noch einen Moment und brach zusammen.
    Logan kramte in seiner Tasche nach dem Pfefferspray, während Gary sich aufrappelte, das Bügeleisen immer noch in der Hand.
    »Ich hab nix getan!« Er war vielleicht nicht der hässlichste Mann von ganz Aberdeen, aber er war zumindest in der engeren Auswahl. Eine einzige buschige Augenbraue, ein Gesicht wie geronnene Milch, schütterer Bart.
    »Sie haben gerade einen Polizeibeamten tätlich angegriffen.«
    »Er ist in mein Haus eingebrochen!«
    »Kommen Sie, Gary, machen Sie’s nicht noch schlimmer. Legen Sie das Bügeleisen weg.«
    Gary ließ es fallen, machte kehrt, rannte los und knallte die Schlafzimmertür hinter sich zu. Logan stieg über Rennie hinweg und trat die Tür auf. Doppelbett. Schwarze Laken mit verkrusteten weißen Flecken. Verspiegelte Decke. Filmscheinwerfer auf Stativen. Gary hockte auf einer Kommode am Fenster und fummelte am Riegel

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