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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Steel sich neben ihm auf das quietschende Polster sinken ließ, und reichte ihr sein Notizbuch. »Die Handynummer.«
    Gary schniefte. »Wir mussten da anrufen, nachdem wir mit dem Mädchen fertig waren.« Er hob seine mit Handschellen gefesselten Hände und rieb sich die geröteten Augen. »Die bringen mich um, wenn sie das rauskriegen.«
    »Ach ja? Das wäre aber wirklich jammerschade .« Steel zückte ihr Handy, wählte mit dem Daumen und hielt es sich ans Ohr. »Es läutet …«
    Gary wischte sich mit dem Ärmel die Nase. »Sie müssen mich in dieses Zeugenschutzprogramm aufnehmen, okay?«
    »Ach, stell dich nicht so an. Die sind doch bloß –« Steel brach ab und sprach dann ins Telefon. »Hallo?« Pause. »Ja, also ich habe Ihre Nummer von einem Freund. Er meinte, Sie würden … Frauen vermieten. Sie wissen schon, für Filme und so? … Wie er heißt? … Aye , schon gut, nun regen Sie sich mal ab, es war Duane Cowie. Sie … Hallo? Hallo?«
    Sie schob das Handy zusammen, spitzte die Lippen und sagte dann: »Aufgelegt. Manche Leute haben echt keine Manieren.« Sie versetzte Gary noch einen Schlag auf den Hinterkopf, dass die kleinen Tröpfchen nur so flogen. »Heb deinen Arsch hoch, Klojunge. Auf dich wartet eine schöne warme Zelle.«
    Es blieben ihm nur zehn Minuten, bevor Dr. Goulding eintreffen würde, um Ricky Gilchrist einer psychologischen Untersuchung zu unterziehen. Aber Logans Magen hörte sich an, als hätte er einen wütenden Bären verschluckt, und so machte er sich, nachdem er die Tonbandaufzeichnungen der Vernehmung versiegelt und in die Asservatenkammer gebracht hatte, auf den Weg in die Kantine. Vielleicht hatte er ja Glück, und es war noch etwas Essbares übrig.
    Die Vernehmung war ungewöhnlich glatt verlaufen. Gary war ein braver Junge gewesen und hatte für das Tonband alles wiederholt, was er ihnen über seine Mitverschwörer erzählt hatte, und darüber, wo er das Mädchen herhatte. Über sein Unterwasserabenteuer hatte er dagegen kein Wort verloren. Es war schlimm genug, dass er im Gefängnis landen würde – da wollte er es nicht auch noch riskieren, mit einem selbstgebastelten Messer »PÄDOSCHWEIN« in die Stirn geritzt zu bekommen.
    Logan holte sich ein Eiersandwich mit Mayonnaise und eine Packung Salt-&-Vinegar-Chips und aß beides auf dem Weg nach unten zu den Vernehmungsräumen.
    Goulding hatte sich verfrüht – Logan hörte ihn in der Beobachtungssuite mit DCI Finnie plaudern. Heute trug der Psychologe einen schicken, kragenlosen Anzug und eine Krawatte, die an einer Kirmesorgel nicht weiter aufgefallen wäre. Er lächelte Logan an und schüttelte ihm die Hand. »Ah, Sergeant McRae. Sie haben ihn gefasst! Tolle Sache.«
    »Na ja … Sie wissen schon … Teamarbeit.«
    Finnie schnaubte. »Nein, das war es nicht, Sie – Mist.« Sein Handy klingelte. Er entschuldigte sich und nahm den Anruf draußen auf dem Flur an. »Was? Ja … Was soll das heißen, sie wollen nicht reden?« Er schloss die Tür.
    Goulding deutete auf einen der Monitore in der Beobachtungssuite. Ricky Gilchrist war schon in Nummer zwei, er saß allein am Tisch, und ein stämmiger Constable stand hinter ihm am Fenster. »Er ist faszinierend, nicht wahr?«
    Der Psychologe zog einen der klapprigen Plastikstühle heraus und ließ sich darauf nieder. »Er passt perfekt ins Profil. Vater tot, Mutter emotional distanziert – ich weiß, das ist nicht ihre Schuld, nach dem Schlaganfall und so weiter, aber es stimmt trotzdem. Ricky ist ein alleinstehender Weißer, Mitte zwanzig, und er war als ungelernter Arbeiter auf einer Baustelle beschäftigt, bis die Firma ihn entließ und stattdessen polnische Migranten einstellte …« Goulding legte die Fingerspitzen auf den Bildschirm, genau wie er es bei seiner Weißwandtafel gemacht hatte. »Faszinierend.« Eine nachdenkliche Pause. »Wissen Sie, ob er schon früher durch Gewalttätigkeit aufgefallen ist? Brandstiftung? Tierquälerei?«
    Logan sah in der Akte nach. »Nichts, wofür er verhaftet worden wäre.«
    »Nun, ich bin sicher, es wird alles im Laufe der Zeit ans Licht kommen.« Goulding tippte auf das Videobild von Gilchrist. »Ich kann es gar nicht erwarten, in dieses Köpfchen hineinzuschauen und herauszufinden, wie es tickt … Haben Sie bemerkt, dass er keines seiner Opfer je beim Namen nennt? Es ist das Gleiche wie mit seinen Briefen – er hat sie komplett entmenschlicht.«
    »Mir hat er gesagt, sie verdienten keine Namen. ›Das sind bloß

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