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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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konnte das Lächeln in ihrer Stimme hören.
    Zwanzig Minuten später stand Logan in der dunklen Küche vor dem offenen Kühlschrank. Sie hatten miteinander geschlafen und dann schweigend dagelegen, bis Samantha wieder weggedämmert war. Da hatte Logan sich aus dem Bett geschlichen. Er nahm drei Paracetamol und spülte sie mit einem halben Liter Orangensaft hinunter, den er direkt aus der Tüte trank. Dann drehte er sich um und starrte den Küchentisch an. Die Schlaftabletten lagen immer noch unberührt da, im bleichen Licht des Kühlschranks.
    Okay, er wachte also jede Nacht schreiend auf, genau wie Simon McLeod, aber wenigstens bekam er ihn noch hoch. Ganz ohne Viagra.
    Logan nahm noch einen Schluck Orangensaft und schwenkte ihn im Mund herum. Schade, dass der Wodka alle war.
    Armer alter Simon McLeod. Was würde er sagen, wenn er dahinterkäme, dass seine Frau herumerzählte, er sei impotent? Ausflippen würde er …
    Das Grinsen in Logans Gesicht verflog.
    Sandilands 1998: Andy Howard, ein kleiner Drogendealer mit einer großen Klappe, hatte Simon McLeod eine »fette Schwuchtel« genannt und anschließend ein halbes Jahr lang sein Essen durch einen Schlauch einnehmen müssen. Nie im Leben würde Simon zulassen, dass Hilary den Leuten erzählte, sein Schwanz funktioniere nicht mehr richtig, und sie triebe es deshalb mit seinem Bruder. Nicht einmal, wenn es darum ginge, Colin aus dem Knast zu bekommen.
    Also war das Ganze entweder auf Hilarys eigenem Mist gewachsen, oder sie sagte die Wahrheit über sich und Creepy.
    Verdammt.
    In den Straßen von Froghall war alles still. Das schwache gelbliche Licht der Straßenlaternen spiegelte sich in dunklen Fenstern und funkelte auf dem Lack der parkenden Autos. Zwanzig nach vier – viel zu früh, um sich an einem verlassenen Tatort herumzutreiben, aber genau das tat Logan.
    Er schlüpfte unter dem blau-weißen Polizeiabsperrband hindurch und schloss die Tür von Wohnung C auf. Ein dampfig-modriger Geruch schlug ihm entgegen, als er über die Schwelle von Harry Jordans Wohnung trat.
    Logan drückte den Lichtschalter … und nichts passierte. Jemand musste den Strom abgestellt haben.
    Er holte seine Taschenlampe hervor und ließ den Strahl über den schmuddeligen Teppichboden wandern. Die Wohnung sah noch genauso aus, wie Kylie und ihre Schwester sie zurückgelassen hatten: überall demolierte Möbel und kaputte Sachen. Logan erschauderte. Im Dunkeln erinnerte die Szenerie auf unbehagliche Weise an die Wohnung des Uhrmachers in Nowa Huta.
    Er blieb im Wohnzimmer stehen und drehte sich langsam einmal um die eigene Achse.
    Die Mädchen – Tracey und ihre beiden Freundinnen – hatten gesehen , wie Creepy Harry Jordan mit einem Klauenhammer zu Brei geschlagen hatte. Hilary Brander hatte ihm einen Bären aufgebunden. Und er, traumatisiert wie er war, war auf sie hereingefallen.
    Er ging von Zimmer zu Zimmer, leuchtete mit seiner Taschenlampe in das Schlafzimmer mit der feuchten Raufasertapete, das Bad mit den Schimmelflecken und den gesprungenen Fliesen, die Küche mit dem Spülbecken voll schmutzigem Geschirr und dem Mülleimer voller ekliger, faulender Abfälle.
    Wie konnte irgendein Mensch so leben? Die Wohnung war schon ein Dreckloch gewesen, bevor sie so verwüstet worden war.
    Dann stand er im kleinsten der drei Schlafzimmer – dem, in das sich Kylie mit ihrem verschwollenen, grün und blau geschlagenen Gesicht verkrochen hatte. Mrs. McLeods Schlägertruppe hatte das Bett umgekippt und die Matratze aufgeschlitzt, sodass die graue Füllung hervorquoll. Eine kleine Kommode lag auf dem Rücken. Sie hatten auch versucht, den Schrank umzuwerfen, aber das Zimmer war dafür nicht groß genug, und jetzt klemmte er im Winkel von fünfundvierzig Grad zwischen den zwei Wänden. Eine Tür war aus den Angeln gebrochen, und ein Schwall billiger Schuhe hatte sich auf den ebenso billigen Teppich ergossen.
    Logan stocherte mit der Schuhspitze in dem Plunder herum. Hier war nichts. Er vergeudete seine Zeit. Sollte lieber zu Hause mit seiner leicht gestörten Freundin im Bett liegen, anstatt im Schlafzimmer irgendeiner Junkie-Nutte herumzuschnüffeln.
    Aber nun war er schon einmal hier, da konnte er wenigstens versuchen , halbwegs saubere Arbeit zu leisten.
    Er zog sich ein paar Latexhandschuhe an und fing mit der Kommode an. Nachdem er sie wieder aufgestellt hatte, ging er die Schubladen der Reihe nach durch, die Taschenlampe zwischen die Zähne geklemmt, um etwas zu sehen.
    Oberste

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