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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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Schublade: Vibratoren, Kondome, Gleitmittel, Hardcore-Pornohefte. Alles, was das Herz des anspruchsvollen Freiers begehrte. Für fünfzig Pfund das volle Programm; zwanzig für einen Blowjob.
    Mein Gott, da musste es einer aber schon sehr nötig haben.
    Mittlere Schublade: billige Reizwäsche. BHs mit Löchern zum Durchgucken und Slips mit Schlitz, Nylonteile mit Rüschen, ein Torselett, Netzstrümpfe.
    Unterste Schublade: Ein Stoß Briefe und ein Berg Wollsocken. Die meisten Briefe waren noch nicht geöffnet, aber Logan las die beiden, die es waren, und legte sie dann dorthin zurück, wo er sie gefunden hatte. Kylie, mein Schatz, du weißt doch, wie sehr dein Vater und ich dich und deine Schwester vermissen – warum kommst du nicht nach Hause?
    Als Nächstes kam der Schrank an die Reihe. Logan stellte ihn aufrecht, wobei das schwere Ding gegen die Wand knallte und eine Delle in die Raufasertapete schlug. Die ganzen Kleider lagen in einem Haufen am Boden – billige Jeans, Blusen, ein paar Rugby-Trikots und ein flauschiger rosa Bademantel.
    Durch die Erschütterung hatten sich die Leisten am Fuß des Schranks gelockert. Logan trat mit dem Fuß dagegen, um sie wieder festzubekommen, aber stattdessen fiel das ganze Vorderteil ab.
    Er bückte sich und versuchte es wieder anzudrücken, aber es passte nicht. Warum machte er sich überhaupt die Mühe? Die ganze Einrichtung würde sowieso auf dem Müll landen, wenn die Stadt endlich die Wohnung räumen ließ.
    Er wollte sich gerade wieder aufrichten, als er sie sah: zwei parallele Vertiefungen im Teppichboden in der Zimmerecke – genau da, wo die kleine Kommode gestanden haben musste.
    Logan leuchtete mit der Taschenlampe an der Sockelleiste entlang.
    Überall sonst war der Teppichboden bündig mit den Wänden, aber in dieser Ecke wellte er sich stark. Dabei hätte er doch eigentlich glatt sein müssen, nachdem weiß Gott wie viele Jahre lang die schwere Kommode darauf gestanden hatte.
    Er packte das Ende und zog daran – ungefähr ein halber Meter von dem billigen, welligen Teppichboden löste sich geräuschlos vom Boden, und dann war Schluss, als der Haftstreifen anfing.
    Keine Unterlage – der Teppich war direkt auf den Spanplatten verlegt worden.
    Irgendjemand hatte ein ungleichmäßiges Rechteck von der Größe eines Schuhkartons aus den Spanplatten ausgesägt und es anschließend wieder eingesetzt. Wahrscheinlich hatte es nichts zu bedeuten. Bloß ein behelfsmäßiger Zugang zu irgendwelchen Leitungen, gesägt von einem Elektriker, der zu faul gewesen war, den Job ordentlich zu machen. Aber dafür sah das Ding eigentlich zu abgenutzt aus – die Fuge war voller schmutziger Fingerabdrücke.
    Ein Drogenversteck?
    Logan bohrte einen Kugelschreiber in die Ritze und hebelte damit den Deckel ab. Er hatte richtiggelegen – es war tatsächlich ein Versteck. Bündel von Fotos, zusammengehalten mit rissigen Gummis. Familienfotos von Kylie und Tracey in Kindertagen, in den Ferien oder bei einer Geburtstagsfeier, oder einfach nur beim Cowboys-und-Indianer-Spielen im Garten. Kylie sah glücklich aus, Lichtjahre entfernt von der spindeldürren Drogensüchtigen, die ans Bett gefesselt war, weil ihr Zuhälter sie verprügelt hatte.
    In dem Loch war auch eine kleine Blechbüchse mit einer Spritze und Ersatznadeln. Eine Bong in Form eines Yoda-Kopfs. Eine kleine Porzellanballerina. Ein Satz Tarotkarten.
    Logan nahm alles heraus und legte es nebeneinander auf den Teppichboden. Eine ziemlich armselige Ausbeute.
    Dann leuchtete er noch einmal mit der Taschenlampe in alle Winkel des Verstecks.
    Da blitzte etwas in der Dunkelheit auf.
    Er steckte die Hand in die Lücke zwischen den Spanplatten und dem staubigen Beton.
    Er kam nicht ganz dran …
    Jetzt legte er sich auf die Seite, schob den Arm, so weit es ging, in die Öffnung und spazierte mit den Fingern über die raue Fläche. Nichts … nichts … nichts – und dann ein leises Rascheln. Eine Tüte? Er zog sie mit den Fingerspitzen näher heran, bekam eine Handvoll Plastik zu fassen und zog das ganze Ding heraus.
    Es war eine ganz gewöhnliche, blau-weiß gestreifte Plastiktüte, wie man sie im Laden an der Ecke bekam. Und sie war schwer. Er legte sie vorsichtig auf den Boden und schaute hinein.
    Drin lag ein Klauenhammer, dunkelbraun verkrustet, teilweise umwickelt mit einem blutbefleckten Exemplar des Aberdeen Examiner.

59
    »Das interessiert mich nicht, okay? Sehen Sie zu, dass Sie aus dem Bett kommen und sie ans

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