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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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hören, wie sie im fernen Lossiemouth mit den Achseln zuckte. » Es war schließlich ’n Hammer, nicht? Und Creepy hat’s doch mit Hämmern … « Sie schniefte wieder, doch ihre Stimme war viel ruhiger als zuvor. » Ich bin froh, dass ich’s getan hab, okay? Harry Jordan war ein mieses Dreckschwein. Und Creepy ist keinen Deut besser. Wenn Sie mich fragen, hab ich der Welt einen Gefallen getan. Harry liegt im Koma, Creepy sitzt im Knast, und sie können beide meiner Schwester nichts mehr antun. «
    Verdammt. Logan saß auf dem demolierten Sofa, in der Hand die Plastiktüte mit dem Klauenhammer. Dem einen Beweisstück, das ihnen allen zum Verhängnis werden könnte.
    Tracey hatte recht – ohne Colin McLeod und Harry Jordan wäre die Welt eindeutig ein besserer Ort. Und dazu musste Logan nichts weiter tun, als den Hammer verschwinden zu lassen. So tun, als hätte er ihn nie gefunden.
    Hammer? Welcher Hammer?
    Kylie und Tracey könnten in Lossiemouth ein neues Leben beginnen, weg von der Straße und frei von Drogen. Niemand würde Harry Jordan vermissen, und Creepy Colin McLeod hatte es verdient, bis an sein Lebensende hinter Gittern zu schmoren.
    Logan musste nichts weiter tun, als irgendwo raus aufs Land zu fahren und den Hammer in einen Graben zu werfen. Oder in den Dee. Oder einfach irgendwo in eine Mülltonne.
    Niemand würde je die Wahrheit erfahren.
    Aus dem Hörer drang DI Steels rasselnder Husten, gefolgt von einem gotteslästerlichen Fluch. Logan wartete geduldig, bis sie sich ausgekotzt hatte. Inzwischen tagte es schon; die Sonne kroch langsam über den Horizont und warf ein fahlgoldenes Rechteck aus Licht durch das Wohnzimmerfenster, in dem der Rauch von Logans dritter Zigarette wie Elfenbein schimmerte.
    » Es ist halb sechs! «, stöhnte Steel. » Wehe, es geht nicht mindestens um Leben und Tod … «
    »Ich muss dich etwas fragen.«
    » Falls es sich nicht darum dreht, einen kleinen Plastikbecher mit Sperma zu füllen, interessiert’s mich nicht. «
    »Ich habe ein ethisches Problem.«
    Pause. » Und da rufst du mich an? Mein Gott, dann muss es ja echt schlimm sein. Augenblick … « Er konnte sie im Hintergrund herumwursteln hören, dann war sie wieder da. » Also, schieß schon los. «
    »Angenommen, jemand soll wegen versuchten Mordes verurteilt werden, aber du hast Beweise dafür, dass er es nicht gewesen ist. Er hat jede Menge andere Sachen auf dem Kerbholz, hat es aber immer wieder geschafft, ungestraft davonzukommen: Drogen, schwere Körperverletzung, Schutzgelderpressung, vielleicht auch den einen oder anderen Mord … Aber wenn du irgendjemandem erzählst, was du weißt, dann kommt dieses Schwein frei, und jemand anderes muss die Schuld auf sich nehmen. Jemand, der es vielleicht gar nicht verdient hat.«
    » Und dafür holst du mich aus dem Bett? «
    »Aber es –«
    » Von wem reden wir? «
    »Von niemandem. Es ist … hypothetisch.«
    » Hypothetisch, so ein Quark. Du weckst mich nicht um halb sechs in der Früh wegen irgendeinem hypothetischen Scheiß. Wer ist es? «
    Logan nahm einen langen Zug von seiner Zigarette, sog den brennenden Rauch tief in seine vernarbte Lunge. »Colin McLeod.«
    » Creepy Colin? Aber der ist … « Sie fluchte. » Willst du mir etwa erzählen, dass jemand anders Harry Jordan den Schädel eingeschlagen hat? Na, das ist ja wirklich wunderbar. Da kriegen wir endlich mal die Chance, ihn zu verknacken, und dann war’s dieser Hurensohn gar nicht? … Was sagt Chief Inspector Froschfresse dazu? «
    »Ich hab’s ihm nicht gesagt.« Logan ließ seine Zigarette auf den verdreckten Teppichboden fallen und trat sie aus.
    » Er wird im Dreieck springen. «
    Logan ging zum Fenster und wischte ein Loch in die Staubschicht auf der Scheibe. Wie es aussah, würde es wieder ein herrlicher Tag werden, an dem es einfach Spaß machte, Polizist zu sein, mit den ganzen internen Streitereien, Empfindlichkeiten und gegenseitigen Anschuldigungen. »Und wenn wir einfach nichts sagen?«
    Es war einen Moment still. » Wir? Seit wann ist das bitte schön ›unser‹ Problem? Du ziehst mich da verdammt noch mal nicht rein. «
    »Aber –«
    » Rein hypothetisch, hast du gesagt. «
    »Aber –«
    » Jetzt hör mir mal zu, Laz: Ich liebe dich wie einen etwas zurückgebliebenen kleinen Bruder, aber du weißt selbst, was du tun musst. Sonst hättest du mich nicht angerufen. Ich bin dein Gewissen, dein Jiminy Grille, deine gute Fee. Sobald du es mir erzählt hast, ist es kein Geheimnis

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