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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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die Fliege machte, hab ich ihn verfolgt, und ich habe ihn gestellt . Wenn ich nicht gewesen wäre, dann wäre der Dreckskerl schon über alle Berge.« Er wurde immer lauter und lauter, bis er Finnie ins Gesicht brüllte: »Und deswegen widerspreche ich Ihnen, wenn es mir verdammt noch mal passt!«
    Schweigen.
    Der Detective Chief Inspector trat einen Schritt zurück, dann hielt er wieder einen Finger hoch. »Nummer drei.« Und ein Lächeln dehnte seine wulstigen Lippen. »Wurde aber auch langsam Zeit.«
    Logan machte den Mund auf und gleich wieder zu. »Was?«
    Aber Finnie hatte sich schon zu DS Pirie umgewandt. »Na, hatte ich recht oder nicht? Was habe ich Ihnen gesagt?«
    »M-hm.«
    »Was haben Sie ihm gesagt?«
    Keine Antwort. Der DCI spazierte einfach zum Gartentor hinaus, nachdem er Pirie mit einem Blick auf Colin McLeod angewiesen hatte: »Schaffen Sie mir das da aufs Präsidium.« Pirie tat, wie ihm geheißen, und dann stand Logan mutterseelenallein in dem verwüsteten Gemüsegarten und ließ den Regen auf sein Haupt prasseln.
    »Was?«

20
    »Ach du Schande«, meinte Rennie, »und ich dachte schon, dass Steel übel aussieht.« Es war halb neun am Mittwochmorgen, und der Constable machte die erste Teerunde des Tages. Mit einem Tablett sammelte er die schmutzigen Teetassen im CID-Büro ein.
    Logan blickte von seinem Schreibtisch auf, zog eine finstere Miene und bedauerte es augenblicklich. Sein Gesicht tat verdammt weh. Als er heute Morgen den Dienst angetreten hatte, war die ganze linke Seite schon dick geschwollen, und Blutergüsse färbten die Haut in einer psychedelischen Mischung aus Lila, Blau und Grün.
    »Nein, im Ernst.« Rennie griff nach dem Becher, der auf Logans Schreibtisch stand, und stellte ihn zu seiner Sammlung, »du siehst aus wie der Elefantenmensch an einem schlechten Tag.«
    »Hätte nicht gedacht, dass Steel heute kommen würde.«
    »Aber hallo. Riechen tut sie wie ein eingelegtes Stinktier. Verkatert ist gar kein Ausdruck. Ehrlich, ich hab schon Leute gesehen, die waren gerade obduziert worden und sahen besser aus.« Er drehte sich um, als jemand zur Tür hereingeschlappt kam. »Ups – wenn man vom Teufel spricht, kommt seine Großmutter.«
    Rennie machte keine Witze – DI Steel sah wirklich zum Fürchten aus. Eine Frisur wie ein geplatztes Frettchen, dicke schwarze Säcke unter den Augen, und eine Gesichtsfarbe, die an etwas erinnerte, das unter die Räder geraten war und eine Woche lang im Straßengraben gelegen hatte. Dazu umwaberte sie eine Duftmischung aus Chanel N°5, extra starken Pfefferminzbonbons und abgestandenem Whisky.
    Logan fragte sie, wie es ihr gehe, doch sie knurrte nur und schlurfte an ihm vorbei zur Fluchkasse. Sie nahm die Dose von dem kleinen Kühlschrank in der Ecke und runzelte die Stirn. Schüttelte das Ding. Zog eine finstere Miene. Öffnete die Box. Und fluchte. Ihre Stimme war zirka zwei Oktaven tiefer als gewöhnlich und klang wie in Schotter und Rasierklingen mariniert. »Welches Diebespack hat …?« Sie drehte die Quality-Street-Dose um, doch nicht eine Münze fiel heraus. Sie war leer.
    Steel feuerte sie auf den Boden und kickte sie quer durch das CID-Büro. »Ich hab vierzig Pfund da reingesteckt!«
    Alles drehte sich um und starrte sie an.
    Rennie zuckte zusammen. »Vielleicht –«
    »VIERZIG PFUND!«
    »Wir könnten –«
    »WOZU HAT MAN DENN EINE POLIZEI, WENN IHR DRECKSÄCKE ALLES KLAUT, WAS NICHT NIET- UND NAGELFEST IST?« Sie rieb sich mit den Handballen die Augen und stürmte hinaus, eine Flut von Obszönitäten auf den Lippen.
    »Also, das war –«
    Aber weiter kam DC Rennie nicht, denn schon steckte Steel wieder den Kopf zur Tür herein. »McRae, in mein Büro – pronto. Sie da«, sie deutete auf Rennie, »Kaffee: Milch und zwei Stück Zucker. Und besorgen Sie mir ein paar Kippen.« Dann richtete sie ihren ergrimmten Blick auf DS Beattie. »Und Sie da mit der Matte im Gesicht – Sie sind doch angeblich bei der Kripo. Dann finden Sie doch mal raus, welches diebische Elsterschwein mein Fluchgeld geklaut hat!«
    Und dann war sie verschwunden.
    Detective Sergeant Beattie wischte sich die Kekskrümel aus dem Bart und sagte: »Also, ich war’s jedenfalls nicht.«
    Logan seufzte, wuchtete sich hoch und folgte ihr.
    Aus der Nähe betrachtet, sah Steel sogar noch schlimmer aus. Ihre Pupillen waren wie Stecknadelköpfe und schwammen in einem rosafarbenen See, der von spinnwebartigen roten Äderchen durchzogen war. Sie ließ sich in ihren

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