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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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sprechen.«
    »Nach allem, was Sie unserem Colin angetan haben?«
    Logan trat vor. »Es ist wichtig, Ms. Brander. Wir müssen denjenigen fassen, der ihn geblendet hat.«
    Sie sah Logan an. »Was ist denn mit Ihrem Gesicht passiert?«
    Er lächelte schief. »Das war Colins Ellbogen.«
    Hilarys Mundwinkel zuckten nach oben, und sie trat einen Schritt zurück ins Haus. »Fünf Minuten, nicht länger. Seine Mutter kommt her, um bei der Vorbereitung der Party zu helfen – da wollen Sie ganz bestimmt nicht dabei sein, glauben Sie mir. Und wenn Simon Ihretwegen einen Anfall kriegt, bringe ich Sie um.«
    Sie führte die Besucher ins Wohnzimmer, wo Hilarys alberner kleiner West-Highland-Terrier in einem Bett mit Schottenkarodecke vor dem künstlichen Kamin lag. Heute trug er ein hellgrünes Regenjäckchen mit Schafen.
    Die Wände des Wohnzimmers waren mit Gobelins und Urlaubsfotos geschmückt: die Familie beim Skifahren in Aspen; eine Zugreise durch Alaska; Simon und Hilary irgendwo auf Safari mit einem Elefanten im Hintergrund; die Cheopspyramide.
    Komisch – dabei schien Simon doch viel eher der Costa-del-Sol-Typ zu sein.
    Er saß zusammengesunken in einem großen Liegesessel aus Leder, die Augenpartie hinter dicken weißen Verbänden verborgen, ein halb volles Whiskyglas in den zitternden Händen.
    Hilary legte ihm die Hand auf die Schulter, und er zuckte so heftig zusammen, dass er fast seinen Drink verschüttet hätte.
    »Entschuldige, Schatz, aber du hast Besuch.«
    Simon drehte suchend den Kopf. »Mein Gott, Hilary, ich hab dir doch gesagt, du sollst niemanden ins Haus lassen! Wenn das jetzt …«
    »Ist ja gut, ist ja schon gut. Schsch …« Sie strich ihm übers Haar. »Es ist nur die Polizei. Sie wollen wissen, wer dir das angetan hat.«
    »Sag ihnen, sie sollen sich verpissen! Oder nein, das mach ich lieber selbst …« Er rappelte sich mühsam auf und ließ dabei sein Glas fallen. »VERPISST EUCH! Habt ihr mich verstanden?« Der Whisky versickerte in dem beigefarbenen Teppich.
    Der Westie mit dem Regenmäntelchen begann in seinem Tartan-Körbchen zu knurren.
    Hilary packte Simon am Hemd und zerrte ihn in den Sessel zurück. »Jetzt hörst du mir mal zu, Simon Emerson McLeod: Du bleibst jetzt hier sitzen, und du beruhigst dich gefälligst!«
    »Aber –«
    »Nein! Kein Aber. Du tust, was ich dir sage.« Dann wandte sie sich um und bedachte Finnie mit einem finsteren Blick. »Fünf Minuten, keine Sekunde mehr.« Sie marschierte in die Küche, und der kleine Hund wackelte munter hinterdrein.
    Logan wartete ein paar Sekunden, dann folgte er dem Terrier, machte die Tür hinter sich zu und ließ Finnie mit Simon im Wohnzimmer allein. »Möchten Sie eine Tasse Tee?«
    »Was habt ihr Bullen nur immer mit eurem Tee?« Sie wandte ihm den Rücken zu. »Ihr seid doch alle wandelnde Klischees.«
    »Ich deute das als ein Nein.« Er lehnte sich an die Arbeitsfläche und versuchte, möglichst lässig zu wirken. »Wir haben heute Morgen ein weiteres Opfer gefunden. Genau wie Simon …«
    »Das ist nicht unser Problem, okay? Wir haben schon genug am Hals.«
    »Hilary, derjenige, der Ihrem Partner das angetan hat, ist immer noch auf freiem Fuß. Was wollen Sie tun, wenn er beschließt, zurückzukommen und sein Werk zu vollenden?«
    Sie sank auf einen der Holzstühle am Küchentisch. »Er hat mir erzählt, er wollte früher als sonst in die Arbeit fahren. Es ging irgendwie um einen Lieferanten, der ihn bei einer Warenlieferung verscheißern wollte.«
    »Einer Warenlieferung?«
    »Wir betreiben eine Kette von Hamburgerbuden – nicht dass Sie das irgendetwas anginge. In jedem Industriegebiet von Aberdeen steht eine. Manchmal bekommen wir Rechnungen für Waren, die gar nicht geliefert wurden. Simon sagte, er würde sich darum kümmern.« Sie bückte sich und hob den Hund hoch. »Er sagt, er war gerade im Büro, als jemand an die Hintertür hämmerte. Er geht hin, um aufzumachen – und als er wieder zu sich kommt, liegt er im Krankenhaus …«
    »Weiß er, wer es war?«
    »Wenn er es wüsste, wäre derjenige jetzt tot.«
    Da hatte sie wohl recht.
    »Was ist mit Konkurrenten? Wir haben Gerüchte gehört, wonach jemand versucht hat, in sein Revier einzudringen.«
    »Er hat kein ›Revier‹, er ist ein –«
    »Ein seriöser Geschäftsmann. Ja, ja, das hat er mir auch erzählt.« Logan starrte sie eine Weile schweigend an, bis sie sichtlich nervös wurde. »Wir wissen beide, dass das nicht stimmt, Hilary. Ich glaube, dass in

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