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Blinde Zeugen: Thriller

Titel: Blinde Zeugen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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mit den Achseln. »Für mich alle Engländer klingen gleich.«
    Der Ladenbesitzer griff nach einem Besen und fegte einen klirrenden Scherbenhaufen über das Linoleum. »Alles ist Gewalt heutzutage. Alle wollen Geld, aber niemand will arbeiten dafür.«
    Logan sah ihm zu, wie er die Überreste seiner Waren zusammenkehrte. Die Paprika-Marinade verwandelte die verschütteten Cornflakes in einen braunen Essigbrei. Der Mann angelte eine Boulevardzeitung aus einem Regal und benutzte sie, um die Schweinerei aufzuwischen. Das Titelfoto, das ein Mädchen in einem unmöglich kleinen Bikini zeigte, verschwamm langsam in dem aufgeweichten Zeitungspapier. Jetzt würden sie nie erfahren, was das »SÜSSE GEHEIMNIS DER FLOTTEN POLEN-PETRA« war. Offenbar war Zander Clark nicht der Einzige, der attraktive Frauen importierte.
    Unter einem Stapel durchgeweichter Taschenbücher lag eine Flasche polnischer Brandy. Logan zog sie heraus – sie war sogar noch heil. »Haben Sie schon mal von einer Firma namens Kostchey International Holdings gehört?«
    Der Mann erstarrte. »Nein. Niemals.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja. Jetzt Sie müssen gehen, ich muss das alles hier saubermachen.«
    »Aber wir waren –«
    »Bitte, ich habe sehr viel zu tun.«
    Logan stellte die Flasche ins Regal zurück. »Okay … Noch eine Sache, dann bin ich weg.« Er nahm drei Ausdrucke aus der Tasche, faltete sie auseinander und hielt den ersten hoch. Es war das Ödipus-Opfer, das sie an diesem Morgen gefunden hatten. Die Kollegin von der Kriminaltechnik hatte die Augen recht geschickt ausgemalt. »Kennen Sie diesen Mann?«
    Der Ladenbesitzer nahm den Ausdruck, starrte ihn eine Weile an und gab ihn dann zurück. »Nein.«
    »Was ist mit diesen beiden?« Logan zeigte ihm die mit Rory Simpsons Hilfe erstellten Phantombilder der Männer, die Simon McLeod geblendet hatten.
    Diesmal blitzte so etwas wie Wiedererkennen in den Augen des Ladenbesitzers auf. »Der da«, sagte er und zeigte auf das Bild des alten Mannes. »Ich kenne ihn!«
    Ha – jetzt würde ihn Finnie wohl für diese DI-Stelle empfehlen müssen. »Wer ist es?«
    »Ist Clint Eastwood.«
    Logan drehte das Blatt um und starrte das Gesicht an. Der Ladenbesitzer hatte recht – es war eindeutig Clint Eastwood.
    Wenn Logan Rory Simpson je zu fassen bekäme, würde er ihn eigenhändig erwürgen.

22
    Im Wagen herrschte ein fürchterlicher Gestank. Alkohol, Mundgeruch und Schweiß, alles durchdrungen von einem zehennägelaufrollenden Geruch nach altem Erbrochenem. Steel lag schnarchend unter ihrer als Decke zweckentfremdeten Jacke, deren Ärmel in den Fußraum baumelten.
    Logan knallte die Autotür zu, und sie schoss von ihrem Sitz hoch, die Jacke immer noch über dem Kopf. »Mmmpff? Was ist los? Hä?«
    »Dieser verfluchte Rory Simpson! Er hat uns mit dem Fahndungsfoto angeschmiert!«
    Steel gähnte, blinzelte und fuhr sich mit der Hand durch den elektrisch aufgeladenen Mopp, der ihr als Frisur diente. »Wieso schmeckt mein Mund nach Kotze?«
    »Clint Eastwood!« Logan zog den Autoschlüssel aus der Hosentasche und rammte ihn ins Zündschloss.
    »Ich hab Durst …«
    »Das kommt davon, wenn man ganz allein eine Flasche Whisky leert.«
    »Stimmt gar nicht …« Sie schloss die Augen und vergrub das Gesicht in den verschränkten Armen. »O Gott, es stimmt doch.«
    »Vor deinen Füßen steht eine große Flasche Irn-Bru. Ich fasse es nicht, dass dieser Wichser von Simpson mich angelogen hat!«
    »Er ist ein Kinderfummler, nicht George Washington.« Man hörte das unverkennbare Zischen, das eine Plastikflasche mit Brauselimonade von sich gibt, wenn man den Deckel aufschraubt, und dann das unverkennbare Gefluche einer Person, die sich das Zeug über den ganzen Schoß spritzt. »Aaaah! Verdammtes Scheißteil … Ich hab mich total vollgesaut!«
    »Dann halt eben die Flasche aus dem Fenster.«
    »Ich bin ganz verklebt!«
    Logan drehte sich in seinem Sitz um. »Wir müssen Rory finden. Wir müssen diesen verlogenen Mistkerl zwingen, uns eine korrekte Beschreibung zu liefern.«
    Steel nahm einen großen Schluck aus der Flasche und rülpste.
    »Vielleicht sollten wir uns an Tayside und Edinburgh wenden?«, meinte Logan. »Wenn er nicht hier ist, muss er ja irgendwo anders sein.«
    »Ach, nerv mich nicht mit dem Quatsch!«
    »Er hat uns angelogen !«
    »Und brüll nicht so rum. Mein Kopf tut so schon weh genug.«
    »Ich meine doch nur –«
    Steel hielt sich die Ohren zu und schrie: »RUHE JETZT! DU BRINGST MEINEN

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