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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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rheumatisches Fieber gehabt.«
    Dolly nickte. »Ja, das stimmt. Ich glaube nicht, daß es ernst war, aber so etwas kann einem später im Leben Probleme bereiten.« Sie zog das beschriftete Etikett aus der Maschine. »Zum Glück bekam sie diese Migräneanfälle nur selten. Sie wissen, wie die sind. Da kann einem speiübel werden.«
    Jury dachte an das Erbrochene, das der Pathologe am Fundort der Leiche entdeckt hatte. Er wußte, daß
    Migräne schrecklich sein konnte, man konnte davon erblinden. Aber er bezweifelte sehr, daß Angela Hope deshalb in den tiefen, dunklen Steinschacht gefallen war.
    Dolly klebte das Etikett auf eine umbrafarbene Flasche und ließ diese in einen kleinen weißen Umschlag gleiten, den sie schon beschriftet hatte. Dann griff sie zu einem Behälter mit einer grell rosafarbenen Flüssigkeit. (Damit gelänge es Wiggins wohl, alle Übel dieser Welt zu kurieren.) »Was wollen Sie eigentlich genau wissen? Ich glaube, so ganz verstehe ich nicht, warum Sie hier sind und Fragen stellen.«
    Der Ton war nicht feindselig, sondern ganz sachlich. Jury antwortete: »Ein Divisional Commander glaubt, daß der Tod Ihrer Cousine eventuell etwas mit einem Fall zu tun hat, in dem er ermittelt.«
    »Mir hat keiner was von solch einem Fall erzählt.« Sie schaute ihn scharf an.
    »Als Sie mit der Polizei in Wiltshire gesprochen haben - mit Inspector Rush, nicht wahr? -, gab es keinerlei Hinweise, daß der Tod der anderen Frauen mit dem von Angela Hope zusammenhing. Oder daß die Umstände verdächtig waren. Wir wissen ja immer noch nicht genau, ob das der Fall ist.«
    »Der anderen Frauen? Sie meinen, es gibt noch mehr Opfer?« Sie hielt die Flasche mit dem üblen rosa Zeugs in die Höhe und riß die Augen auf.
    »Womöglich.«
    »O Gott.« Sie stellte den Behälter auf den Tisch und wischte sich nervös die Handflächen an ihrem weißen Kittel ab. »O Gott«, sagte sie noch einmal.
    Jury erzählte ihr alles Notwendige, und im Nu waren Gläser und Flaschen völlig vergessen. »Aber das ist ...« Sie suchte nach Worten. »Das ist doch kaum zu fassen. Und warum ermitteln Sie hier in New Mexico, anstatt dort, wo es passiert ist?«
    »Wir ermitteln hier und dort.«
    Sie begab sich wieder an die Rezepte, nahm die Flasche mit dem rosa Zeugs, setzte sie wieder ab. »Sind aber noch zu keinem Ergebnis gekommen .?« Sie schwieg, schüttelte den Kopf und suchte wieder nach Worten. »Zäumen Sie das Pferd nicht vielleicht von hinten auf? Woher wissen Sie, daß es nicht umgekehrt ist? Daß in Ihrem Land jemand die eine Frau oder beide aus dem Weg schaffen wollte und Angela ihm in die Quere kam?«
    Dolores Schell war nicht dumm. »Sie haben recht, das kann möglich sein.«
    Jury beobachtete ihre geschickten Bewegungen und hoffte, daß sie bald mit den Rezepten fertig war. Denn diese Fünf-Quadratmeter-Klause ließ ihn geradezu klaustrophobisch werden. Wiggins hätte sich hier pudelwohl gefühlt, eingeschlossen mit diesen Wunderkuren, Schmerzmitteln und Tränklein. Als paradiesisch hätte Wiggins, fiel Jury jetzt auf, die Gläser und Flaschen empfunden. Hier gab es nicht etwa profane »Pillen« und »Säfte«, sondern Substanzen mit ans Magische grenzenden Kräften.
    »Worüber lächeln Sie?« Dolly schraubte den Deckel auf ein riesiges Gefäß.
    »Habe ich gelächelt? Ich mußte an einen Kollegen denken. Er wäre begeistert von Ihrem kleinen Raum hier.«
    »Oh? So begeisternd kommt er mir nicht vor.«
    »Sie sind kein Hypochonder, Miss Schell.«
    Sie hatte sich soweit erholt, daß sie lachen konnte. »Wir sind alle Hypochonder. Und Sie können mich ruhig Dolly nennen.«
    Die Gläser wanderten zurück auf die Regale, die Fläschchen ordentlich in ihre weißen Verpackungen. Sie schaute sich zufrieden um. »So, das wäre erledigt. Billy kann einen Moment auf den Laden aufpassen. Er liest sowieso nur seine Bodybuilding-Gazetten.« Sie ging zu der Getränketheke, sagte ein paar Worte zu dem schlaksigen Knaben und kam zurück. »Wenn Sie wollen, nebenan ist ein Café.«
    Nun war es an Jury zu lachen. »In dieser Stadt ist nebenan immer ein Café.«
    Im muskat-zimtfarbenen Ambiente des CaféBuchladens nebenan nahmen sie auf Bänken Platz, die vollgestopft mit blumengemusterten Kissen waren. Dolly bestellte Latte, Milchkaffee; Jury einen richtig starken Kaffee, schwarz.
    »Sie können's einfach nicht lassen, was?« sagte Jury und deutete auf ein Tablett mit verschiedenen Tassen mit Schaum. Dolly schaute ihn fragend an. »Das hier.« Er

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