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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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gebaut hat, weiß ich nicht so genau. Häuser, Wolkenkratzer, keine Ahnung. Vor sieben Jahren, als Angela fünfundzwanzig und Mary sechs war, sind sie umgekommen. Angela ist viel älter als Mary, aber sie verstehen - sie haben sich richtig gut verstanden. Was mich überraschte, weil sie so verschieden sind. Mary ist eigenwillig und nüchtern wie eine alte Dame, die sich kein X für ein U vormachen läßt. Und auch genauso stur. Weil sie im Osten überhaupt keine Familienangehörigen hatten, beschloß Angela, hierherzukommen. Als Kind hat sie uns auch mehrere Male besucht, wenn Martin und Tante Sylva ihre spektakulären Trips unternahmen und sie nicht mitschleppen wollten. Auch damals schon mochte ich sie nicht.« Mit einer trotzigen, dennoch bezaubernden Geste warf Dolly das glatte braune Haar nach hinten.
    Jury lächelte. Ihm gefiel ihre Direktheit. »Mochten Ihr Vater und Ihre Mutter Angela?« Sie errötete und preßte die Lippen aufeinander, er mußte einen empfindlichen Nerv getroffen haben.
    »Meine Mutter ist gestorben, als ich noch sehr klein war. Ich war nicht einmal ein Jahr alt. Mein Vater - ja, er mochte sie. Es war sehr schwierig, Angela nicht zu mögen. Also, sie war ja genau wie ihre Eltern - so bezaubernd hilflos. Ich hasse solche hilflosen Typen, vor allem, weil ich es ihnen nicht abnehme. Sie sind nur zu faul, auf eigenen Füßen zu stehen, und brauchen immer jemanden zum Anlehnen. Schauen Sie, als sie sich entschloß, hierherzukommen, war sie sechsundzwanzig. Trotz des vielen Geldes und all der Beziehungen brauchte sie immer noch jemanden, auf den sie sich stützen konnte, der sich um sie kümmerte. Und erkor Dad zu diesem Menschen.«
    »Und hat er sich um sie gekümmert?« Jury meinte die Frage scherzhaft.
    Dolly senkte den Kopf, sagte, sie wolle noch einen Kaffee, und schwieg, während Jury die Kellnerin herbeiwinkte. »Ja«, sagte sie dann mit tonloser Stimme. »Angela verstand es, die Leute dazu zu bringen, daß sie sich gern um sie kümmerten.«
    »Das war doch bestimmt - sehr schwierig für Sie.« Er spürte, wie inadäquat die Worte waren.
    »Dann starb er.« Sie schaute in den anderen Raum, zu den dunklen Gängen, wo die Bücher standen.
    Jury überlegte, ob sie zwischen dem Tod ihres Vaters und Angelas Erscheinen einen Zusammenhang sah - eine irrationale Verquickung von Ursache und Wirkung. Als Kind, besonders als einziges, war sie gewiß der Mittelpunkt im Leben des Witwers gewesen.
    Sie fuhr fort: »Angela wollte immer gern wie die New-Age-Leute sein. Sie wissen schon - Kristalle, Orte der Kraft, sich öffnen für andere Energien und Erfahrungen. Nicht materialistisch, spirituell leben.
    Kein Kunststück, sich einzubilden, man verachte materielle Güter, wenn man sie hat beziehungsweise das Geld, sie zu kaufen, meinen Sie nicht? Wenn man einen Jaguar fährt, kann man getrost einen Mercedes verschmähen.«
    Jury lächelte. »Ja, bestimmt. Und Angela besaß die materiellen Güter?«
    »Aber gewiß doch. Das Erbe kann nicht klein gewesen sein. Martin Hope war alles andere als arm.«
    »Und wer bekommt nun das Geld? Ihre Schwester?«
    »Vermutlich.«
    »Und Sie?«
    Dolly runzelte die Stirn und überdachte diesen Gedanken, als sei er ihr ganz neu. »Vielleicht. Aber dazu hätte Angela ein Testament machen müssen, was bei Leuten wie ihr selten ist. So in dem Stil: Wozu die Mühe?« Sie zuckte die Achseln.
    »War sie in praktischen Dingen sorglos?«
    Dolly nickte. »Tat jedenfalls so.«
    Er lächelte. »Merkwürdig. Warum sollte sie sich die Mühe geben, so zu tun?«
    »Vielleicht will man jemanden mit seiner weitabgewandten, poetischen Natur beeindrucken.«
    Zum Beispiel Dr. Anders, dachte Jury, obwohl Dolly Schell weit danebenlag, wenn sie annahm, daß dieser Herr auf Hilflosigkeit und Verträumtheit ansprang. »Wollte sie wohl jemand Bestimmten beeindrucken?«
    Dolly errötete, ihre Augen schossen hinter der dunkelgerahmten Brille hin und her, als wollten sie wegflattern. »Hm, nein. Niemand Bestimmten.«
    Jury wollte nicht ins Gespräch bringen, daß Dolly Nils Anders attraktiv fand. »Also, Angela und ihre Schwester wohnten allein . wo genau? Ich weiß nur, außerhalb Santa Fes. Ich würde gern mit Mary sprechen.«
    »Na, dann viel Glück!« Dolly trank ihren frischen Milchkaffee.
    »Oh? Ist es schwer, mit ihr zu reden?«
    »Na ja, sie macht sich - rar.«
    Jury lachte. »Rar? Was soll das heißen?«
    Dolly lehnte sich zurück und drehte die Tasse auf der Untertasse. »Zum einen, daß sie

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