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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Hinterteil hoch und miaute. Diane gab ihm einen Klaps.
    »Und noch etwas.« Melrose biß die Zähne zusammen und grinste. Er fand sich selbst total abartig, weniger, weil er ihre hübsche Theorie in der Luft zerfetzte, als vielmehr, weil er sie überhaupt diskutierte.
    »Und noch etwas«, wiederholte er, »die junge Frau, die sie in Old Sarum gefunden haben, kann ja so nicht umgebracht worden sein.«
    »Warum nicht?«
    Er starrte sie an und verschüttete ein paar Tropfen Martini, als er ihr das Glas aus der Hand nahm. »Hm ... weil es an Orten wie Sarum und Stonehenge keine audiovisuellen Führungen gibt.«
    Aufrichtig erstaunt hob sie die pechschwarzen Brauen und sagte: »Aber Melrose, das sind berühmte Sehenswürdigkeiten. Stonehenge gehört zu den meistbesuchten Denkmälern der Welt. Old Sarum und Stonehenge sind - Hunderte von Jahren alt!«
    Melrose betrachtete den Sonnenlichtdolch, der nun über seinem blankpolierten Schuh lag. Vielleicht sollte er ihn nehmen und statt des Katers sich selbst niederstrecken. »Ich glaube, äh, ich glaube ...« Er schaute sie hilflos an. »Ich glaube, an Orten wie Stonehenge erwarten sie von einem . also gut: entweder man begreift's ... oder nicht.«
    Wirklich? fragte ihr Gesichtsausdruck.
32/I
    Sam Lasko stöhnte, die Bürde des schwindenden Tages, mit dem auch noch die Zeugen verschwanden, lastete schwer auf seinen Schultern. »Ich habe ihr gesagt, sie soll hierbleiben«, klagte er und schaute trübselig drein wie ein Vater, dessen aufsässiges Kind weggelaufen ist und vermißt wird. »Eine meiner Hauptzeuginnen. Das macht keinen guten Eindruck, was?«
    Sie gingen durch die kalte Dämmerung. Am Vorgarten des Pubs in der Straße am Park und am Avon entlang blieb Lasko stehen. Fürs Abendpublikum war noch nicht geöffnet. Lasko schaute an der Fassade hoch, als falle ihm auch das Dirty Duck in den Rücken. Weigerte sich, die Londoner Öffnungszeiten zu übernehmen! »Ich könnte einen Schluck gebrauchen«, sagte er.
    Sie liefen weiter.
    »Sie wissen ja nicht, ob sie verreist ist«, sagte Melrose auf Laskos traurige Feststellung, wie unzuverlässig Jenny Kennington sei. Er beobachtete, wie weiter entfernt eine Entenfamilie (»Familie« war seine Wunschvorstellung) das Ufer nach übriggebliebe-
    nem Brot absuchte. Im Februar war bestimmt Schmalhans Küchenmeister, dachte er, nur wenige Touristen bevölkerten die Uferböschung und warfen den Schwänen Krumen, Popcorn und Pommes frites zu. Es war wunderschön. Wie immer. Die Gaslaternen am Weg zwischen dem Royal Shakespeare Theatre und der kleinen Kirche, wo der Dichter begraben lag, waren gerade angegangen und verströmten ein warmes Licht. »Sie ist nur nicht zu Hause«, sagte Melrose. War das nicht eine kluge Schlußfolgerung? Er spürte Laskos Blick auf sich ruhen. Lahm fügte er hinzu: »Ich meine, was ist mit ihren Freunden? Vielleicht besucht sie jemand?«
    »Als ob ich das nicht überprüft hätte!«
    »Oh, Verzeihung.« Er war heute schon so viel in der Gegend herumgesaust, daß er gar nicht mehr richtig denken konnte. Nach den Besuchen im Blue Parrot und bei Diane hatte er eigentlich direkt nach Stratford fahren wollen, sich aber erst mal ein Nickerchen gegönnt.
    Lasko fragte: »Ist die Dame eine besondere Freundin von Richard? Er schien sehr besorgt zu sein.« Laskos Miene verfinsterte sich, als gestalte sich dadurch alles noch schwieriger für ihn.
    Melrose ging es nicht anders. »Offenbar«, antwortete er mißmutig. Was war das bloß immer mit Jury und den Frauen? Entweder starben sie, entpuppten sich als Mörderinnen oder paßten sonstwie überhaupt nicht zu ihm. Und jetzt war diese hier verschwunden. Behauptete Lasko. Melrose hatte seine Zweifel. Er kannte Jenny Kennington nicht gut -überhaupt nicht, wenn man es recht bedachte. Er hatte sie nur einmal gesehen, und das auch nur aus der Ferne und obendrein bei einer Beerdigung. Sie hatte weit weg, auf der anderen Seite des Grabes gestanden. Er wußte aber sehr viel über ihre Geschichte, die hatte ja in dem Fall in Hertfordshire, wo sie damals gewohnt hatte, eine große Rolle gespielt. Und Jury hatte ab und zu über sie gesprochen. Folglich bildete Melrose sich ein, sie zu kennen, zumindest soviel von ihr zu wissen, daß er mit Fug und Recht behaupten konnte, daß sie nicht der Typ war, der weglief.
    Als sie in die Ryland Street einbogen, sagte Lasko: »Sie hätte nicht türmen sollen.«
    Jennys Haus in der Ryland Street, ganz in der Nähe des Pubs, war ihr Ziel.
    Die

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