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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nicht.
    »Sie waren doch von der amtlich festgestellten Todesursache >Herzstillstand< auch nie richtig überzeugt«, sagte Jury.
    »Ihr Pathologe auch nicht.«
    Jury lächelte. Die Leute verstanden es einfach immer wieder, ihm die Verantwortung für diese Ermittlungen anzuhängen. »Hm, es war nicht unserer, Lady Cray.«
    Sie hob die Schultern und schaute durch die Verandatür. »Überzeugt oder nicht, ihr Herz ist trotzdem stehengeblieben. Darum habe ich die Sache nie weiter verfolgt.« Sie betrachtete ihn über das tulpenförmige Glas hinweg. »Und Sie?«
    »Ich habe noch eine Frage.«
    Sie schwieg.
    Jury setzte sein Glas auf das Silbertablett und beugte sich vor. »Sie haben mir damals erzählt, Mrs. Hamilton habe den Westen der Vereinigten Staaten besucht.«
    »Ja, das stimmt. Letztes Jahr im November, nachdem sie in Pennsylvania war.«
    »Texas, meinten Sie. Oder Arizona.«
    »Sie haben ein besseres Gedächtnis als ich. Ich glaube, ich werde langsam alt.« Lady Cray seufzte demonstrativ und goß sich noch ein Glas Champagner ein. »Oder betrunken.« Sie stellte die Flasche wieder in den Kühler. »Ich fürchte, ich habe Fanny nie so recht zugehört, wenn sie unentwegt von ihren Reisen schwatzte.«
    »Nur weil Sie damals abgelenkt waren.«
    Mit einem entschiedenen Klirren setzte sie das Glas ab. »Wie bitte?«
    »Soweit ich weiß, haben Sie Sergeant Wiggins erzählt, Sie hätten gerade bei Harrods in der Lebensmittelabteilung eine heftige Auseinandersetzung wegen einer Schachtel belgischer Pralinen gehabt. Und Ihr Enkel Andrew habe die Sache in die Hand genommen und Sie nach Hause gebracht. War's nicht so?« Jury schenkte ihr einen unschuldigen Blick aus großen Augen.
    »Sehr geschickt. Versuchen Sie mich zu erpressen, damit ich mich an jede kleinste Kleinigkeit von Fannys Reise erinnere?«
    Jury lachte. »Nicht doch. Mich interessiert nur, wo Mrs. Hamilton überall war.«
    »Warum?«
    »Stört es Sie, wenn ich es jetzt noch nicht sage?«
    »Natürlich.«
    »Es hat vielleicht gar nichts damit zu tun.«
    »Womit nichts zu tun?«
    Jury antwortete nicht direkt. »Sie hat Ihnen eine Skulptur aus Türkis und Silber mitgebracht. Ich weiß noch, daß sie an dem Tag, als Wiggins und ich Sie besucht haben, hier auf diesem Tisch stand.«
    »Ja. Sie ist dort drüben, in der Vitrine. Warum?«
    »Was dagegen, wenn ich sie mir noch einmal anschaue?«
    Sie erhob sich, ging zu der Glasvitrine, öffnete die Tür, nahm den Türkisblock heraus und gab ihn Jury.
    Er drehte ihn herum und betrachtete den kleinen silbernen Flötisten. »Wo hat sie den gekauft?«
    »Ich glaube, in Texas. In Albuquerque oder Abilene. Oder vielleicht Austin? Fing mit A an, das weiß ich noch.« Seufzend nahm sich Lady Cray eine Zigarette aus einem Gold-Emaille-Etui und legte es wieder hin.
    »Albuquerque ist nicht in Texas. Die beiden anderen Städte ja. Aber Albuquerque nicht. Das ist in New Mexico.«
    »Was Sie nicht alles wissen!«
    »Hat sie Santa Fe erwähnt?«
    Lady Cray legte den Kopf zur Seite. »Ja, stimmt. Und Sie haben recht, es war Albuquerque, jedenfalls war dort der Flughafen. Superintendent, ermitteln Sie in dem Todesfall der jungen Frau in Salisbury?«
    In den Zeitungen war ein kurzer Bericht gewesen, Chief Inspector Rush hatte schon dafür gesorgt, daß er kurz blieb. Gab kein so gutes Bild ab, wenn Fremde auf dem Grund und Boden des National Trust tot darniedersanken. »Davon wissen Sie?«
    Lady Cray bedachte ihn mit einem Blick aus ihren glänzenden Augen. »Ja, wenn eine Leiche in Old Sa-rum gefunden wird, überliest man das nicht so leicht.«
    »Es ist nicht mein Fall.« Und Macalvies auch nicht, ermahnte er sich einmal mehr. »Ich helfe nur einem Kollegen dort.«
    »Sie meinen, die beiden Fälle haben etwas miteinander zu tun? Fanny und die junge Frau?«

»Der Commander meint das.« Er zuckte mit den Achseln. »Eine bloße Vermutung.« Von wegen! hörte er Macalvie sagen.
    Sie schwiegen. Tranken einen Schluck. »Also, erzählen Sie es mir nun? Was man so vermutet, meine ich.« Wieder Schweigen. Sie griff nach der Türkisskulptur. »Hat es damit etwas zu tun?«
    »Ja. Ich weiß aber nicht, was. War Fanny Hamilton eigentlich aus Philadelphia?«
    Lady Cray nickte. »Wissen Sie nicht mehr, daß wir über ihre Familie gesprochen haben, als ich Ihnen von Philip erzählt habe? Sie kennen doch ihre Vorgeschichte.«
    »Dann wollen wir mal zu ihrer Geschichte übergehen. Sie ist zwei Monate vor ihrem Tod aus Amerika zurückgekommen. War sie

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