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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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mal besuchen.«
    Melrose lächelte. Es klang, als seien Ardry End und Watermeadows zwei Reihenhäuser. »Danke, das mache ich.«
    »Gut, dann auf Wiedersehen.«
    Er schaute sich um. Da stand nur sein Auto, und ihm fiel auch ein, daß er keins gehört hatte, als sie so plötzlich erschienen war. »Wie sind Sie denn hierhergekommen?«
    »Gelaufen.«
    »Aber - hören Sie, ich nehme Sie gern irgendwohin mit.«
    »Nein danke.«
    Melrose zog die Stirn in Falten. Watermeadows mußte eine gute Meile entfernt sein. Und der Weg zur Landstraße war hartgefroren und voller Furchen. Selbst unter normalen Umständen beschwerlich zu gehen.
    Sie bemerkte seinen Gesichtsausdruck. »Es ist gut für mich. Ich muß laufen.«
    »Aha. Na schön, dann auf Wiedersehen.«
    Mühevoll überquerte sie den sandigen Hof und ging zu dem Weg, wo sie sich umdrehte und winkte.
    »Danke für die Waffel!« rief Melrose, und sie winkte noch einmal.
    Als er sah, wie sie auf dem harten Weg vorankam, erinnerte er sich wieder daran, wie er sie eben zum allererstenmal erblickt hatte. Er wäre nicht überraschter gewesen, wenn die Göttin Diana mit dem Mond unter dem Arm vor seiner Tür erschienen wäre.
    Miss Fludd.
    »Und?« fragte Trueblood aufgeregt. »Und, was nun?« Affektiert flüsternd fuhr er fort: »Wer sind sie? Wie viele? Kleiner Bruder, kleine Schwester? Alistair und Arabel-«
    »Ach, halten Sie den Mund!« sagte Melrose gereizt. »Sie heißt ... Miss Fludd.«
    »Das weiß ich selber, alter Kämpe. Das hat uns Sly schon gesagt.«
    Unter Perlengeklimper kam Trevor Sly aus dem hinteren Raum.
    »Meine Herr'n, meine Herr'n, wünschen Sie noch etwas?«
    Mürrisch schob Melrose sein Glas über den Tresen. »Geben Sie mir ein Tangier.«
    Mit einer kameradschaftlichen und (dachte Melrose) sogar mitleidigen Geste legte Marshall Trueblood Melrose die Hand auf die Schulter. Melrose antwortete nicht. Das Kinn auf die Hände gestützt, blieb er sitzen und fühlte sich unerklärlich elend.
    »Was ist mit den schokoladenbraunen Neufundländern?«
8
    Mit unsicherem Blick bat das kleine, schüchterne Hausmädchen in schwarzer Uniform Jury in das Haus in Belgravia.
    Sie führte ihn in einen Salon voll erlesener Polstermöbel in allen möglichen Blau- und Grautönen, wo Lady Cray eigenhändig die Champagnerkelche auf ein Silbertablett neben einem silbernen Sektkühler stellte. Lady Cray trug eins der silbrigblauen Gewänder, die sie liebte, ein langes Kleid mit gewelltem Chiffonkragen und Ärmelaufschlägen, die am Rand mit winzigen Perlen verziert waren. Das Kleid paßte zum Raum, hatte dieses ätherische Blaugrau, das entsteht, wenn die Facetten von Waterford-Kristall in einem bestimmten Winkel vom Licht getroffen werden. Lady Crays Aussehen erinnerte Jury immer an altes Kristall.
    Ihr Lieblingsgetränk war Champagner. Von wegen Tee zum zweiten Frühstück! »Wenn Sie mir nun erzählen, Sie sind im Dienst und trinken nur Johannisbeersaft, bekommen Sie in diesem Gespräch keine einzige Information von mir«, sagte sie.
    Er nahm das angebotene Glas. »Eigentlich wollte ich ja um eine Karaffe Gin bitten.«
    »Aha. Gehe ich recht in der Annahme, daß die Ermittlungen nicht vorankommen? Was auch immer
    Sie ermitteln. Prosit!« Sie neigte ihr Glas in seine Richtung und deutete mit einer schwungvollen Armbewegung auf das Sofa hinter ihm.
    Jury sank in unglaublich weiche, tiefe Polster. Auf diesem Sofa hätte er tagelang Champagner trinken und Lady Cray zuhören können.
    »Wieder wegen Fanny?«
    Frances Hamilton war ihre beste Freundin gewesen und hatte hier in dem Haus in Belgravia gewohnt, bis sie so plötzlich in der Tate Gallery gestorben war. Jury fragte sich, ob er Lady Cray erzählt hatte, daß der Blick der Verstorbenen als letztes auf dem Gemälde geruht hatte, das Chattertons Tod darstellte. Während er sich in Lady Crays bildschönem Salon umschaute, dachte er wieder daran. Ihm fiel auf, daß die Möbel umgestellt worden waren, vermutlich um einem großen Sekretär und einem orientalischen Wandschirm in Jade und Elfenbein Platz zu machen. Sie ersetzten das zierliche Sofa und die Queen-Anne-Stühle, die nun vor der Verandatür standen. Diese führte zu einem kleinen Innenhof, der von Ziersträuchern, Tongefäßen und Beeten umgeben war, in denen im Frühling eine wahre Blumenpracht herrschte. Und mit den Möbeln waren auch der Nippes und Krimskrams auf den Tischen, dem Sekretär und in den Glasvitrinen umgestellt worden. Die Türkis-Silber-Skulptur sah er

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