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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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beschäftigen.«
    Sie nahm die Türkisskulptur vom Tisch und hielt sie hoch. »Und die hier? Demnächst erzählen Sie mir noch, daß ein ähnliches Teil neben der toten Frau in Old Sarum gefunden worden ist.«
    »Nein, nein. Aber so, wie Sie mir Fanny Hamilton beschreiben, habe ich den Eindruck, daß sie ein wenig flatterhaft war. Wie Baisers. Schmackhaft, aber ein Leichtgewicht. Sie haben sie nicht sehr ernst genommen.«
    Lady Cray wurde traurig. »Tut mir leid, wenn ich so über sie rede. Manchmal neigt man dazu, abschätzig über Dinge oder Menschen zu sprechen, die einem mehr bedeuten, als man zugeben möchte. Es stimmt schon, Fanny war, wie Sie sich ausdrücken«, Lady Cray lächelte, »ein Baiser. Aber eins können Sie mir glauben, in meinem Alter nehme ich jeden ernst, jedenfalls jeden, den ich mag. Wenn man jung ist, kann man es sich leisten, seine Freunde und seine Familie fallenzulassen oder zu ignorieren oder sogar schlecht zu behandeln. Solange wir jung sind, sind wir sorglos. Nicht, daß wir im Alter freundlicher werden, nein, wir werden vorsichtiger. Fanny war ein Mensch, den ich in meiner Jugend vielleicht sorglos behandelt hätte. Nun, mit beinahe achtzig, ist es mir wichtiger, an den Menschen festzuhalten. Ich vermisse Fanny sehr.«
    Jury erhob sich, um zu gehen, und ließ die Postkarte in seine Tasche gleiten. »Sie haben recht. Wir gehen sorglos mit Menschen um.« Er lächelte. »Ich muß ins Büro.«
    »Aber ich wollte noch ein Glas Champagner mit Ihnen trinken. In der Sache mit Philip haben Sie so wundervolle Arbeit geleistet. Und ich hatte gehofft, daß Andrew mittlerweile hier wäre. Er wollte heute vorbeikommen. Mit Adrienne. Seiner Verlobten.« Sie holte tief Luft. »Wissen Sie, vielleicht wäre es sogar gut, wenn Sie mit Andrew redeten. Warum kommen Sie später nicht noch einmal vorbei? Bis dahin .« Sie drehte die Flasche eisgekühlten Champagner herum.
    Bedauernd betrachtete Jury den silbernen Weinkühler. »Ich versuche, mit dem Rauchen aufzuhören ...«
    »Also, ehrlich gestanden, Champagner habe ich noch nie geraucht.«
    »Ich meine doch, wenn man hier gemütlich sitzt und das Zeug trinkt, na, da lechzt man doch förmlich nach einer Zigarette, oder etwa nicht?«
    Sie seufzte. »Allzu wahr. Fanny hat geraucht wie ein Schlot, was bestimmt nicht gut für sie war. Aber da haben Sie's mal wieder, was gut für uns ist, mögen wir selten.«
    Jury lächelte. »Wie recht Sie haben. Auf Wiedersehen, Lady Cray.«
9
    An: RJ Von: JK
    Betrifft: NADA
    Das las Jury der auf seinem Sofa hingegossenen Gestalt vor. Die nämlich hatte es auf einen Notizzettel geschrieben. Carole-anne Palutski hatte die Arme sorgsam über der Brust verschränkt und war tief in ihre »Meditationen« versunken. Wieso der Plural? hatte Jury einmal gefragt. Weil es mehr als eine gab. Blöde Frage!
    Sie behielt die Augen, die von Türkis bis Lapislazuliblau ein ganzes Spektrum von Halbedelsteinfarben annehmen konnten, seelenruhig geschlossen. Sie meditierte, wie gesagt.
    Jurys Blick wanderte von der Nachricht zu Carole-annes friedvollem, klarem Gesicht. »Carole-anne, was genau bedeutet >nada    »Nichts.«
    Wütend schaute er sie an. Sie lächelte quietschvergnügt. »Am anderen Ende einer Telefonleitung kann ein Anrufer unmöglich >nichts< sagen. Es sei denn, er atmet heftig.«
    »Ach, Sie wissen doch, was ich meine.« Als ver-
    scheuchte sie Fliegen, wedelte sie mit frischmanikürten Händen.
    »Nein, weiß ich nicht.«
    Carole-anne gähnte, ergriff ihre Maniküreausrüstung - »Koral Kiss« hieß die Farbe des Nagellacks -und schickte sich an, ihr Werk fortzusetzen. »Sie wollte nur wissen, ob Sie schon wieder in London sind.« Sie stützte das Kinn auf das hochgezogene Knie und versah ihren Zehennagel mit einem Klacks Koral Kiss.
    »Und Sie haben gesagt -?«
    »Daß ich keine Ahnung habe, stimmt doch, oder?« Sie zuckte die Achseln, das rote Seidentop glitt von ihrer Schulter.
    Hätte Christian sich darauf verlassen, daß Carole-anne statt Cyrano seine Botschaften überbrachte, wäre Roxane als alte Jungfer geendet.
    »Daß ich keine Ahnung habe, stimmt doch, oder?« äffte Jury Carole-annes zickigen Tonfall nach. »Na gut, dann will ich mal ein paar Hinweise auf meine Aufenthaltsorte geben, wenn's genehm ist.«
    Jury hatte Lady Cray in Belgravia aufgesucht, nachdem er kurz in seiner eigenen Bleibe in Islington gewesen war, um nach Post und Nachrichten zu sehen - deren wichtigste er ja soeben seiner bildschönen Nachbarin

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