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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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in irgendeiner Weise anders?«
    »Nur insoweit, als sie Philips Tod betrauerte. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, sie hat auch gar nicht ständig über die Reise geplappert.«
    »Was ist mit Postkarten? Hat sie Postkarten geschickt?«
    »Ja.« Lady Cray zog die Stirn in Falten. »Hat sie. Aber die habe ich vielleicht weggeworfen.«
    »Würden Sie trotzdem mal nachschauen?«
    Sie nickte, wollte aufstehen, setzte sich jedoch wieder hin. »Was ist mit den Leuten in der Tate, die dabei waren, als sie starb? Was ist mit den Leuten, die zu der Zeit bei ihr waren? Könnte sie jemand, mit dem sie dort in Kontakt kam -« Sie machte eine vage Handbewegung. Ein großer, lanzettförmig gefaßter Stein, ein Diamant, vermutete Jury, glitt an ihrem dünnen Finger ein winziges bißchen zurück.
    Jury dachte an das Paar, das am Ende der Bank gesessen hatte, auf der Fanny gestorben war. Bea und Gabe. »Ja. Sie ist ja mehr oder weniger auf ein junges Mädchen gefallen, das neben ihr saß. Und deren Freund.« Er konnte sich an ihre Namen erinnern, weil er es so witzig gefunden hatte, daß sich zwei Punks ausgerechnet vor Rossettis Gemälde Beata Beatrix abknutschten. Von zu Hause mußte er gleich Wiggins anrufen und ihm sagen, daß er von der C-Division in Erfahrung bringen sollte, wo sich Bea und Gabe und auch andere Zeugen aufhielten.
    »Wenn man sie verhört hätte, wäre das wahrscheinlich nicht mit der Unverfrorenheit erfolgt, die man sich für Zeugen eines Mordes vorbehält.« Sie funkelte ihn an.
    »Was haben die Kollegen denn mit Ihnen gemacht? Eine Leibesvisitation vorgenommen? Sie verprügelt?«
    »Nein. Ich gestehe im allgemeinen gleich. Warum schauen Sie meinen Ring so an? Überlegen Sie, ob ich in letzter Zeit in der Bond Street war?«
    Lächelnd schüttelte Jury den Kopf. Lady Cray hatte immer reichlich Ärger mit der Polizei. Sie war kleptomanisch. Es war aber besser geworden, nun konzentrierte sie sich bei ihren Diebereien nur noch auf bestimmte Dinge. Jedenfalls nicht auf Diamanten.
    »Falls es Sie interessiert«, sie ergriff die kleine Skulptur, »dieser Türkis ist echt. Vermutlich aus Persien, da kommt er heutzutage meistens her. In den Staaten gibt es nicht mehr viele Türkisminen. Man muß aufpassen, daß man nicht auf das unechte Zeug hereinfällt. Da spritzen sie Plastik hinein.«
    Jury lächelte. »Sie wissen ja gut Bescheid, Lady Cray.«
    »In meinem Metier muß ich das auch. Gott weiß, was ich sonst für ein Talmi mitgehen lassen würde.« Wieder schenkte sie ihm ein funkelndes Lächeln. »Jetzt allerdings würde ich gern losziehen und einen Zeitungsladen oder so etwas ausrauben. Ihre >Befragung< wird allmählich langweilig.« Dann zog sie unter der Rosenholztischplatte Papiere hervor - Briefe, Karten - und blätterte sie durch. »Hier ist eine.« Sie hielt eine Postkarte hoch und schaute sich den Text an. »Leider, leider gehörte Fanny zu dem Typ Postkartenschreibern, der immer Wunderschön hier, schade, daß du nicht dabei bist< schrieb.«
    »Was schreibt sie?«
    »>Wunderschön hier, schade, daß du nicht dabei bist.< Habe ich Ihnen doch gerade gesagt.«
    Jury streckte die Hand aus.
    »Sie glauben mir nicht«, seufzte sie. »Na gut: >Es stimmt wirklich: Dies ist ein Land of Enchantment, ein magischer Ort. Man möchte beinahe hoffen ...< -was, weiß ich nicht, es ist verwischt - >Bürde der Vergangenheit ...< Bitte. Ich kann es nicht lesen, und für mich klingt es sowieso alles viel zu tiefsinnig.« Sie kniff die Augen zusammen und betrachtete den Poststempel. »New Mexico, aber den Rest kann ich nicht entziffern. Unten am Ende steht lauter fitzeliges
    Kleingedrucktes. Hier.« Ihr Seidenkleid raschelte, als sie zu Jury hinüberging.
    Aber er schaute sich zuerst das Bildmotiv an. Eine regelrecht explosive Formation roter Steine. Hohe Gewölbe, Berge roten Felsgesteins. Es sah aus wie Disneyland, futuristisch, hollywoodmäßig. Und natürlich war es wunderschön und eindrucksvoll. »Tao - nein, Taos«, sagte er.
    Sie schaute ihm über die Schulter. »Wie dumm von mir. Es ist dort unten in der Ecke aufgedruckt.«
    »Kann ich die behalten?«
    »Sie wollen ihr natürlich alle ihre Geheimnisse entreißen.«
    »Ja, klar.«
    »Aber wie kann denn Fanny ermordet worden sein, Superintendent? Keine Waffe, keine Wunde. Irgendwie merkwürdig. Fanny war so gesund. Wieso war es etwas mit dem Herzen?«
    »Ich weiß nicht. Aber ich bin überzeugt, es ist sinnvoll, sich mit ihrem Tod noch einmal ein wenig genauer zu

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