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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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»Gut, ich sag's Ihnen ehrlich. Ich habe schon ein Auge auf das Armband geworfen.« Sie glitt vom Stuhl, griff in die Glasvitrine und holte ein Armband mit kleinen bunten Steinen hervor, das Jury nun nicht gerade den Atem verschlug. Die Geschmäcker waren eben verschieden.
    »Alles klar, wenn Sie es schaffen, schenke ich es Ihnen.«
    Sie strahlte, weil es mal was Neues war. »Gut, und was ist mit Ihnen? Ich muß Ihnen auch was schenken.«
    Bei ihrem Anblick bezweifelte er, daß sie mit irdischen Gütern gesegnet war. »Sie können mir einen Kuß geben.« Er lächelte, als sie die Luft anhielt und ganz unsicher wurde. »Vor mir brauchen Sie keine Angst zu haben. Ich bin von Scotland Yard. Hier.« Er zeigte ihr seinen Ausweis.
    Jetzt war sie Feuer und Flamme. Sie lächelte. »Sonst nichts? Nur einen Kuß?«
    Er nickte. »Ja, das reicht. Wie heißen Sie?«
    »Des.« Sie errötete und sagte: »Eigentlich Desde-mona, aber ich hasse den Namen, deshalb habe ich Des daraus gemacht.«
    Jury legte die Hand an den Kopf und tat, als salutiere er. »Also dann, bis in ein paar Tagen, Des.«
    Als er zu den Sicherheitskontrollen ging und seine Tasche auf das Förderband warf, schaute er zurück. Sie winkte ihm. Jury dachte an sein Reiseziel. Er hatte von dem Licht im amerikanischen Südwesten gehört, von dem Himmel, den Sonnenaufgängen und besonders von den Sonnenuntergängen.
    Würde er einen Sonnenuntergang in Santa Fe ohne Zigarette überstehen?
    Er winkte Des.
    Vielleicht. Ganz vielleicht.
19
    »Aha, Sergeant, eine Überdosis schwarze Kekse?« fragte Melrose und schalt sich dann innerlich, weil er so kaltschnäuzig daherredete. In Wiggins' Zim mer im Fulham Road Hospital zog er sich einen der Plastikschalensessel mit den runden Beinen heran.
    Sergeant Wiggins sah aus wie ein Unschuldsengel. Er lag in kühlem, gestärktem Linnen und hatte die Hände auf der Decke gefaltet. »Von uns Polizeibeamten wird erwartet, daß wir immer weiterackern, einerlei, wie schlecht es uns geht. Wenn einer von uns erschöpft oder krank ist, dann hat ihm das gefälligst nichts auszumachen. Das ist wirklich so was von ungerecht«, schniefte er.
    Melrose griff in die mitgebrachte Tüte und zog ein Päckchen heraus. »Sie haben völlig recht, Sergeant. Ich wollte ja nur sicher sein, daß Sie die essen dürfen.« Er legte die schwarzen Kekse und was er sonst noch bei Health Ways gekauft hatte, aufs Bett. Während Wiggins das Paket inspizierte, schaute sich Melrose in dem spartanisch eingerichteten Zimmer um. Von dem klinisch reinen Weiß stach nur ein Blumengebinde ab. Ein eher klägliches Sträußlein Herbstastern moderte, mit ein paar Farnzweigen zusammengequetscht, in einem großen Glas vor sich hin.
    Eine Karte mit dem Namen »Wiggins« lehnte dagegen. Melrose schloß messerscharf, daß es von den Wiggins' aus Manchester sein mußte. Betrüblich, daß nicht mehr Leute Blumen geschickt hatten. Offenbar interessierte es niemanden, daß Wiggins immerhin im Krankenhaus lag. Nicht einmal Jury. Vermutlich zu sehr damit beschäftigt, nach New Mexico zu düsen.
    Aber Wiggins war mit Melrose' Geschenk hochzufrieden. Nacheinander zog er die Mitbringsel aus der braunen Tüte: ein paar Rollen Pfefferminzbonbons, etliche Dosen Fisherman's Friends, Kräutertee, Vollkornkekse und eine hübsche, mit einem »W« verzierte Keramiktasse. »Das ist aber schrecklich nett von Ihnen, Mr. Plant.« Er bebte vor Vergnügen. »So schön ist es nämlich nicht, den lieben langen Tag hier gefangen zu sein. Man hat keinen zum Reden und nichts zu tun.«
    Melrose fand zwar nicht, daß er den Eindruck eines Gefangenen machte. Mit Wonne schlug er oben immer wieder die Bettdecke um und glättete dann das Ganze wieder. Melrose wußte immer noch nicht, was dem Sergeant zu diesem (wie er vermutete) höchst erquicklichen Krankenhausaufenthalt verhol-fen hatte. »Wenn es also nicht der Schwarze Kekstod ist, warum sind Sie dann hier? Zu irgendwelchen Untersuchungen?«
    »Der Superintendent hat Ihnen nicht gesagt, weshalb?« fragte Wiggins, gleichzeitig ein wenig überrascht und erleichtert.
    »Kein Wort. Nur, daß es nichts Ernstes sei.«
    Wiggins riß die Zellophanhülle von den schwarzen Keksen ab, schürzte die Lippen und dachte erst einmal nach. »Nein, was Ernstes ist es nicht. Nur ein Unfall. Ich hab mich dumm angestellt. Ich sollte für den Chief Superintendent eine Kleinigkeit erledigen, was mit der Elektrik. Dabei habe ich einen leichten Schlag abgekriegt.« Er bot Melrose einen

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