Blinder Einsatz
im Bellagio ereignete sich im Casino von Monaco ein ähnliches Drama. Eine Bombe explodierte im Bereich der Glücksspielautomaten, dem am stärksten frequentierten Bereich des Casinos. Fünfundsechzig Tote und zweihundert Verletzte sind zu beklagen. Im Augenblick ist keine Verbindung zwischen den beiden tragischen Ereignissen erkennbar, die zwei der renommiertesten Casinos der Welt treffen. Die Polizei wertet derzeit die Videos der Überwachungskameras aus.
Das Casino hat unterdessen allen seinen Gästen ein Abendessen und eine kostenlose Übernachtung offeriert.
The Washington Post – 2. August
Zweiundsechzig Menschen fanden gestern Abend im Casino von Macao den Tod, 156 wurden verletzt. Die Schießerei begann kurz nach 22 Uhr mitten im Casino. Der Schusswechsel zwischen der Polizei und den vier Männern, die über automatische Waffen verfügten, dauerte fast eine Viertelstunde. Ob es sich um einen Racheakt oder einen Überfall handelte, ist bislang unklar. Seit einigen Wochen werden Casinos weltweit Opfer brutaler Überfälle, bei denen es offenbar nicht um Geld geht.
Der Geschäftsführer des Casinos hat allen Gästen einen Chip von 1000 Dollar angeboten. Dennoch entschlossen sich zahlreiche Gäste zur Abreise.
Frankfurter Allgemeine Zeitung – 10. August
Die drei Anschläge auf Spielcasinos in Las Vegas, Monaco und Macao der letzten Wochen geben nach wie vor Rätsel auf. Niemand hat sich bislang zu den brutalen Überfällen bekannt. Bislang ist auch noch völlig unklar, ob überhaupt ein Zusammenhang zwischen den Gewaltakten besteht.
Weltweit haben Casinos seitdem einen Besucherrückgang um fünfundvierzig Prozent verzeichnet, was die Glücksspielindustrie mittelfristig in Gefahr bringt. In der Branche geht die Angst um. Die Casinos haben zwar umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen getroffen, doch die Spieler bleiben weiterhin aus. Hinzu kommt, dass es mittlerweile eine Alternative gibt: Online-Casinos, die es ermöglichen, risikolos am heimischen Computer zu spielen. Die Online-Portale wurden völlig überrascht von dem Ansturm an Kunden, die sie nicht so schnell von den Vorzügen ihrer virtuellen Casinos zu überzeugen gehofft hatten.
Le Monde – 8. September
Vergangene Nacht wurden die Kinder der drei Geschäftsführer von Kramer Investment ermordet. Richard P., der Finanzexperte der Gruppe, wurde auf bestialische Weise getötet und sein Leichnam anschließend an der Fassade des Old State House aufgehängt. William D., der Sohn des Geschäftsführers der Tochterfirma Powerfood, wurde in Rosey, einem Eliteinternat, durch die Pfeile einer Armbrust buchstäblich an einen Baum genagelt. Clara B., die Tochter des Direktors der Strategieabteilung von Kramer Investment, wurde auf dem Campus von Berkeley Opfer eines besonders abscheulichen Verbrechens: Ihr wurde das Herz herausgeschnitten und auf die Brust gelegt. Die Motive für diese Mordtaten liegen derzeit noch im Dunkeln. Die Firmenleitung von Kramer Investment kam zu einer Krisensitzung zusammen, um über die Hintergründe und die Suche nach den Schuldigen zu beraten. Auch in der abgeschotteten Finanzwelt sind diese Morde ohne Beispiel. Angesichts des weitreichenden Einflusses von Jane Kramer, der Vorstandsvorsitzenden von Kramer Investment, kann man davon ausgehen, dass die Polizei alles in ihrer Macht Stehende unternehmen wird, um rasch Licht in diese Angelegenheit zu bringen.
THE SHOWDOWN
Ich schreibe nun schon seit mehr als fünf Stunden. Nun fällt mir auf, dass ich mich lange über mein früheres Leben ausgelassen habe, das mich hätte lehren sollen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Langsam fällt mir das klare Denken schwer, darum muss ich diese Aufzeichnungen so rasch wie möglich zu Ende führen. Ich muss eine Entscheidung treffen, eine unvermeidliche, schmerzliche Entscheidung. Mir geht es nicht darum, eine Geschichte zu erzählen, ich möchte nur Klarheit schaffen, erklären, wie ich an den Punkt in meinem Leben gelangt bin, an dem ich mich nun befinde. Es wird Zeit, dass ich mich an das Geständnis wage, auch wenn ich nicht abzuschätzen vermag, was das für mich am Ende bedeutet.
Alles begann am 5. Juni 2001.
Als Jane Kramer ankündigte, ihr Konzern wolle sich im Arzneimittelbereich für die Entwicklung von Generika engagieren, war ich sogleich Feuer und Flamme. Denn hier handelte es sich um ein Projekt, von dem die gesamte Menschheit profitieren sollte. Ich ließ meine Kontakte spielen, um mit ihr ins Gespräch zu kommen.
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