Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Einsatz

Blinder Einsatz

Titel: Blinder Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Lafani , Gautier Renault
Vom Netzwerk:
fand jeweils um 14.30 Uhr statt. Die Bank hatte ihm telefonisch keine Auskunft darüber geben können, ob das Geld unterwegs sei. Er konnte an nichts anderes mehr denken.
    Endlich tauchte die Summe auf dem Bildschirm seines Computers auf. 101 215 Euro und 27 Cent. Es war also wahr, diese Lebensversicherung war kein Hirngespinst. Bald würde er über 600 000 Euro verfügen! Wenn jetzt noch die Polizei ihre Untersuchung abschloss, war alles in Butter. Unvermutet sah er sich im Besitz eines kleinen Vermögens, bald würde er sich lauter schöne Dinge leisten können. Die Medikamente – inzwischen nahm er sie nach Lust und Laune ein, ohne sich um den Dosierungsplan zu kümmern – ließen ihn alle Hindernisse vergessen, die ihn noch von diesem kleinen Vermögen trennten. Zunehmend bemächtigte sich seiner eine Erregung, die er kaum noch kontrollieren konnte.
    Papiere unterzeichnen, Anrufe erledigen, dieser ganze Formalkram erschien ihm auf einmal sinnlos. Wozu Zeit verlieren, wo er doch viel lieber mit Geld um sich werfen wollte? Er hatte große Lust, Bloemendaal weit hinter sich zu lassen, zumindest für einige Zeit. Was sollte sich schon tun in seiner Abwesenheit?
    Am nächsten Tag warf er ein paar Sachen in eine Sporttasche und klemmte sich seinen Laptop unter den Arm. Er stieg die Treppen hinunter und hielt ein Taxi an.
    »Zum Flughafen, bitte.«

5

    »Gewonnenes Geld ist doppelt so süß wie verdientes.«
    Die Farbe des Geldes von Martin Scorsese

    Las Vegas, 8. Dezember
    In Las Vegas gehen die Menschen so achtlos aneinander vorbei wie in allen anderen großen Städten der Welt auch. Hier kann man sich zu jeder Tages- und Nachtzeit auf offener Straße alle Arten von Exzentrik erlauben. Las Vegas ist die Stadt des Vergnügens und der Zerstreuung, hier ist immer was los. Las Vegas möchte jedem einen Traum verkaufen. Moral ist in dieser Stadt ein Fremdwort, Glück und Spiel bestimmen hier die Regeln, und sie kennen nur einen wahren Gewinner: Las Vegas. Gewiss, manchmal fährt jemand mit einem kleinen Vermögen in der Tasche nach Hause. Aber das ist unerheblich. Natürlich kann beim Roulette fünfzig Mal hintereinander Rot gewinnen, aber auf lange Sicht betrachtet passiert es dennoch nur jedes zweite Mal. Die Zeit ebnet alles ein, und am Ende sind es immer die Casinos, die das große Geld machen. Bei der enormen Zahl von Spieleinsätzen aller Art, die jeden Tag in Las Vegas riskiert werden, beugt sich der Zufall am Ende immer der Statistik.
    Tag für Tag werden in den Casinos ganze Vermögen verzockt. Risikospieler jagen den flüchtigen Augenblicken des Ruhms hinterher, den ein neidvolles Publikum ihnen nach einem märchenhaften Gewinn garantiert. Die Tische, an denen es um große Summen geht, sind ständig von Zuschauern umlagert, die davon träumen, was sie mit dem vielen Geld anfangen würden. Doch die meisten würden es nie wagen, derart hohe Summen zu setzen. Keiner der Spieler würde übrigens zugeben, dass er seinen Mitspielern Geld abknöpfen möchte, obwohl alle das Gefühl haben, dass die anderen es auf ihres abgesehen haben. Jeder denkt nur an sich und vergisst alles ringsumher, selbst Raum und Zeit. Las Vegas ist ein Mikrokosmos, der nichts mit der Realität zu tun hat, ein Traumplanet, auf dem man sich ganz der Zerstreuung hingibt.
    Das Caesars Palace, das Bellagio, das Rio, das Wynn – Namen, die Spielern einen Schauer über den Rücken jagen, Namen, die das Kino in der ganzen Welt bekannt gemacht hat. Auch Lars kannte diese Casinos aus zahlreichen Filmen, und schon immer hatte er sich gewünscht, eines Tages die Hauptstadt des Glücksspiels mit eigenen Augen sehen zu können. Nun hatte er fast das Gefühl, schon oft hier gewesen zu sein: der Strip, die Wasserfontänen des Bellagio, die glitzernden Fassaden der großen Hotels … alles vertraute Bilder.
    Kaum hatte er das Casino des Bellagio betreten, tauchte er ein in das Rattern der einarmigen Banditen, das Prasseln der Münzen und den Jubel der Gewinner. Einen ganz kurzen Augenblick fühlte er sich verunsichert – war das alles wirklich Realität? Die Dämonen, die ihn aus Amsterdam begleitet hatten, drohten die Oberhand zu gewinnen. Doch er fing sich sogleich und wünschte sich nur noch eines: endlich spielen. Er schlenderte durch die Säle und blieb ab und zu stehen, um einzelnen Spielern zuzuschauen. Aber wie konnte jemand Spaß an den einarmigen Banditen oder beim Roulette haben? Das waren doch reine Glücksspiele, hier konnte man nichts

Weitere Kostenlose Bücher