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Blinder Einsatz

Blinder Einsatz

Titel: Blinder Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Lafani , Gautier Renault
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beeinflussen, keine Technik entwickeln. Einfach öde. Und doch schienen einige Spieler eine Art Methode zu verfolgen, dem Glück mit Berechnungen beikommen zu wollen: Viele harrten Stunde um Stunde neben einzelnen Automaten aus, die offenbar nur geringe Gewinne ausspuckten, und hofften, den richtigen Moment zu erwischen.
    Sosehr Lars das Spiel an sich liebte, empfand er doch einen Widerwillen, sich allein auf das Glück zu verlassen. Die Spieler beim Black Jack, die teilweise angestrengt die Karten mitzuzählen versuchten, fand er da schon interessanter. Dieses Kartenspiel verlangte wenigstens Konzentration und Kenntnisse in Wahrscheinlichkeitsrechnung. »Karte, Split, neue Karte. Black Jack!« Die Kommandos reihten sich mit monotoner Regelmäßigkeit aneinander, nur hier und da von einem kleinen Jubel unterbrochen. Doch Lars suchte das wahre Vergnügen, er hielt Ausschau nach den Pokertischen. Er wollte kämpfen, aber gegen andere Spieler und nicht gegen einen Automaten oder einen Croupier. Natürlich spielt auch beim Poker Glück eine Rolle, aber es lässt sich durch Mathematik und psychologisches Geschick bändigen und in günstige Bahnen lenken. Hier stellt das Casino lediglich die Arena, wofür eine Gebühr auf jeden Pot fällig wird.
    Endlich kam Lars im Pokersaal an. Automatisch tastete er nach seiner letzten Schachtel Aspectil. Falls er einen Schwächeanfall bekam, würde er auf eine Gelkapsel zurückgreifen.
    Das metallische Klimpern der einarmigen Banditen war hinter ihm verklungen. Die Spieler im Pokersaal waren ganz anders. Man unterhielt sich, scherzte, hier und da wurde ein Gewinn oder Verlust von einem gedämpften Ruf begleitet. Doch das alles beherrschende Geräusch war das Klackern der Chips. Lars fühlte sich zunächst nicht so wohl, wie er es sich vorgestellt hatte. Er war noch nie in einem solchen Pokersaal gewesen und fühlte sich nun doch ein wenig befangen. Zugleich spürte er die Herausforderung: Das war doch was ganz anderes als die Partien unter Freunden, die er in Amsterdam gespielt hatte. Bei solch einem Pokerspiel würde er alles vergessen.
    Lars wählte einen Tisch mit Blinds von 25/50 Dollar. Er tauschte 10 000 Dollar gegen Chips ein und wartete, dass ein Platz frei wurde. Wie sehr er dem Spiel entgegenfieberte, konnte man an seiner Rechten ablesen, die mechanisch mit den Chips klimperte. Schließlich wies ihm eine Hostess den Platz zur Rechten des Dealers an. Das war nicht die beste Position, weil von hier aus die Sicht auf den Tisch eingeschränkt war. Doch Lars nahm ohne Zögern Platz und baute seine Chips vor sich auf. Zwei der Spieler am Tisch hatten um die 40 000 Dollar, zwei andere etwas weniger als 10 000 Dollar vor sich liegen.
    Bei den ersten Spielen hielt sich Lars zurück. Er wollte seine Gegner erst einmal kennenlernen. Bald plauderte er locker mit seinem Nachbarn, einem jungen Berufsspieler, der sich seine Bankroll im Internet erspielt hatte. Sie unterhielten sich über den Reiz, das Pokerspiel professionell zu betreiben. Nach einer Stunde fühlte Lars sich viel besser. Er hatte zwei oder drei Pots gewonnen, nichts Großes. Er wurde redselig, gab zunehmend den Unterhalter an seinem Tisch und wurde auch immer mehr zum Spielmacher. Der entscheidende Moment kam, als Lars am Ende der zweiten Stunde einen Pot von 9500 Dollar von seinem Nachbarn zur Linken einstrich, der sich daraufhin erhob und wortlos den Tisch verließ.
    Sein Platz wurde sogleich von einem neuen Spieler eingenommen, einem Mann in den Vierzigern, der einen dunklen, sehr eleganten Anzug trug. Er grüßte höflich in die Runde und fragte Lars beiläufig, ob er Niederländer sei. Lars bekam einen Riesenschreck. Wie hatte der Typ erraten, dass er Niederländer war? Auf einmal stieg das Bild seiner Eltern in ihm auf, all das Blut. Lars geriet völlig aus dem Konzept, und der Croupier musste ihn mehrfach darauf aufmerksam machen, dass das Spiel weiterging, so sehr setzten ihm auf einmal die Erinnerungen zu, die mit ihm über den Atlantik gereist waren. Der Neuankömmling, dem Lars’ Bestürzung nicht entgangen war, erklärte, er komme gerade aus Amsterdam und habe dort festgestellt, dass die Niederländer Englisch mit einem unverkennbaren Akzent sprächen. Er habe es nicht böse gemeint. Lars fasste sich wieder und entschuldigte sich für seine befremdliche Reaktion. Er konzentrierte sich erneut auf die Karten und versuchte den Vorfall zu vergessen. Ein paar Mal wechselte er noch ein paar Worte mit seinem Nachbarn

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