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Blinder Einsatz

Blinder Einsatz

Titel: Blinder Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Lafani , Gautier Renault
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erhöhen oder das Medikament häufiger einnehmen dürfen, wenn Sie sich nicht wohl fühlen. Außerdem bittet er Sie, alle Nebenwirkungen sorgfältig zu notieren. Kommen Sie unbedingt am Mittwoch wieder. In fünf Tagen also.«
    »Ja, ja«, antwortete Lars und riss ihr die Schachtel aus der Hand.
    Er war noch nicht aus der Tür, da hatte er schon die erste Kapsel geschluckt.
    Bloemendaal
    Zwei Polizeiautos und ein Krankenwagen standen mit eingeschaltetem Blaulicht vor dem Haus von Lars’ Eltern. Zehn Minuten zuvor war der Notruf eingegangen. Ein Nachbarsjunge, der viereinhalbjährige Venegoor, versteckte sich gerne im Garten der Loys, wenn er morgens in den Kindergarten sollte. Manchmal ließ Saskia ihn auch ins Haus. Die Loys hatten sich rasch mit den Hesselinks angefreundet, einer durchschnittlichen bürgerlichen Familie. Venegoor hatte an diesem Morgen wie selbstverständlich die Tür aufgestoßen, die Lars auf seiner Flucht offen gelassen hatte.
    »Saskia, wo bist du?«, hatte er mit seiner fröhlichen Kinderstimme gerufen.
    Als niemand antwortete, war er weiter hineingegangen. Seine Mutter hatte ihn ihm Wohnzimmer gefunden, stocksteif, den Blick verständnislos auf die Leichen des Ehepaars gerichtet. Sie hatte ihn sofort in die Arme geschlossen und seinen Kopf an ihrer Brust geborgen. Dann hatte sie ihn hinausgeführt und die Polizei angerufen.
    Rik Hendersen, der gerade die Nachtschicht mit seinem Partner beenden wollte, war als Erster vor Ort. Als der Funkspruch kam, wussten beide sofort, dass sie nicht so bald ins Bett kommen würden. Der zuständige Mordkommissar traf eine Stunde später ein, leicht genervt, dass ihm der Vormittag verdorben wurde.
    »Ich höre«, wandte er sich an den Polizisten, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten.
    »Zwei Leichen. Eine Frau mit einer Kopfverletzung und ein Mann, vermutlich ihr Ehemann, dem mehrfach mit einem Schürhaken ins Gesicht geschlagen wurde.«
    »Fingerabdrücke?«
    »Noch in Arbeit. Der Rechtsmediziner ist auch noch nicht fertig.«
    »Nachbarn befragt?«
    »Noch nicht. Wir haben bisher das Haus untersucht, ein ziemliches Chaos, überall sind Schubladen herausgerissen …«
    »Das reicht«, schnitt ihm der Kommissar das Wort ab. Er hatte keine Lust, sich weiter mit einem kleinen Streifenpolizisten zu unterhalten.
    Eine Stunde später nahm das Szenario Konturen an: Das Ehepaar Loy war von einem oder mehreren Tätern ermordet worden, die ohne Einbruchsspuren ins Haus gelangt waren. Die Tat war wahrscheinlich geplant gewesen. Die wohlhabenden Vororte Amsterdams litten unter einer steigenden Kriminalitätsrate. Dass sich aus einem Einbruch aber ein Mord entwickelte, das war in dieser Gegend neu. Fingerabdrücke hatte man bislang noch keine gefunden. Auf dem Anrufbeantworter war eine Nachricht vom Sohn des Ehepaars. Er hatte um 23 Uhr angerufen.
    »Hallo, ich bin’s, Lars. Wollte nur sagen, dass ich morgen zum Essen komme. Schönen Abend noch. Tschüss.«
    Im Hintergrund hörte man Fangesänge aus einem Fernseher.
    10.45 Uhr
    Rik wurde damit beauftragt, Lars anzurufen, um ihn vom Tod seiner Eltern in Kenntnis zu setzen. Auf diesen Anruf war Lars vorbereitet. Mit dem Aspectil hatte er sich wieder besser im Griff. Es gelang ihm, den Überraschten zu spielen. Den Schmerz aber musste er nicht vortäuschen, der war echt.
    Die Polizei bat ihn, zum Haus seiner Eltern zu kommen. Während der Fahrt ging er im Kopf wieder und wieder sein Alibi durch. Das versetzte ihn ausreichend in Stress, um sich der Situation entsprechend fahrig zu zeigen.
    12.10 Uhr
    Je näher er dem Haus seiner Eltern kam, desto größer wurden seine Zweifel, ob er das durchstehen würde. Er nahm noch eine Kapsel Aspectil. Hoffentlich reichte das. Rik bat ihn zunächst, mit ihm durchs Haus zu gehen und zu prüfen, ob die Einbrecher etwas mitgenommen hatten. Lars deutete auf die Stellen, die er selbst in Unordnung gebracht hatte, und behauptete, es sei Schmuck und Geld gestohlen worden. Anschließend fuhr man Lars zum Leichenschauhaus, um die Toten zu identifizieren. Besonders schrecklich war es für ihn, das Gesicht des Vaters zu sehen, auf dem der entsetzte Ausdruck eingefroren war, mit dem er ihn angeschaut hatte, als sein Sohn auf ihn einschlug. Die gebrochene Nase war violett angelaufen, an der Braue über dem rechten Auge klebte Blut.
    Der Kommissar fragte, ob er in der Lage sei, einige Fragen zu beantworten. Lars versuchte nicht, ihn unter Verweis auf seinen Zustand abzuwimmeln. Er gab sich

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