was?«
»Kann man wohl sagen. Aber nichts zu machen, ich habe ihr mein Leben von vorn bis hinten erzählt, und sie hat mir einen Korb gegeben. Eine Psychologin eben …«
»Eine Psychologin?«
»Ja. Vor dem Essen haue ich mich noch eine Stunde aufs Ohr. Also, Frankie, mach’s gut heute Abend. Bis morgen.«
Philippe schlenderte langsam nach Hause. Die Zufallsbekanntschaft hatte Erinnerungen an alte, bereits halb vergessene Zeiten in ihm wachgerufen. Wieder stand ihm der Samstagnachmittag in London vor Augen, als er mit einem einfachen Ticket nach Nassau abgeflogen war, mit nichts als einem Rucksack, Unterwegs von Jack Kerouac unter dem Arm und ein paar Ersparnissen auf dem Konto. Bei diesem Gedanken überlief ihn ein leichter Schauer. Hatte er die richtige Entscheidung getroffen?
Bevor Philippe noch einmal unter die Dusche sprang, rief er seine E-Mails ab.
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Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Kauf der Domain DOCFOUNTAIN.COM
Guten Tag,
Powerfood Corporation würde gerne den Domainnamen www.docfountain.com im Rahmen einer Werbekampagne für unsere Premiumprodukte nutzen.
Wir bitten Sie, sich mit uns wegen der Modalitäten einer Rechtsübertragung Kontakt aufzunehmen.
Vielen Dank für Ihre rasche Antwort (wenn möglich innerhalb der nächsten 24 Stunden).
Mit freundlichen Grüßen
Mike Renshaw
Abteilungsleiter Internet
Powerfood Corporation
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Er druckte die Mail aus und notierte am Rand in Rot »Noah anrufen«.
Den Ausdruck heftete Philippe im Ordner »Aktuell« ab. In letzter Zeit war er mit der Beantwortung seiner Mails ein wenig nachlässig gewesen, und wenn er sich nicht bald etwas eifriger seinen Geschäften widmete, würde er noch finanziell in die Klemme geraten. Ohne Geld konnte das Leben auch auf den Bahamas rasch ungemütlich werden. Trotzdem war er entschlossen, sich einen schönen Abend zu gönnen: Morgen war auch noch ein Tag. Er traf sich mit ein paar Freunden zum Abendessen, das erst zu später Stunde endete. Als Philippe wieder nach Hause kam, wollte er die nächtliche Ruhe noch ein wenig nutzen. Also setzte er sich an den Schreibtisch und klickte sich durch die aktuellen Sportereignisse. Nichts Besonderes. Um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen warf er noch einmal einen Blick in die Anfrage von www.docfountain.com. Der Name war vor einigen Wochen frei geworden, und seine Software hatte ihn automatisch gekauft. Verwunderlich genug für ein Getränk, das weltweit bekannt war – allein 2007 waren laut Internet zehn Milliarden Liter Doc Fountain durch durstige Kehlen geflossen. Damit rangierte dieses Erfrischungsgetränk auf Platz zehn der Hitliste, die seit jeher von Coca-Cola und Pepsi angeführt wurde. Eine kurze Recherche ergab, dass die Marke sich zwar bereits im Internet präsentierte, aber nur unter der Domain des Lebensmittelkonzerns Powerfood, der sie hielt. Offenbar hatte man beschlossen, Doc Fountain mit einem eigenen Internetauftritt größer herauszustellen. Solche Beobachtungen waren für Philippe wichtig, sie dienten ihm als Ausgangspunkt für seine Kaufverhandlungen. Unterschiedlichste Analysen flossen letztlich in den Kaufpreis ein. Er hatte es sich zur Regel gemacht, vor jeder Verhandlung erst Informationen über Größe und Bedeutung des fraglichen Projekts zusammenzutragen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, bis zu welchem Preis das kaufwillige Unternehmen gehen würde. Auch die kleinsten Einzelheiten dienten ihm dazu, sich ein Bild seiner laufenden Projekte zu machen. Er hielt ständig eine Art Tabelle auf dem neuesten Stand, in der er nach Wirtschaftszweigen getrennt alles zusammentrug, was er über eine bestimmte Person oder ein Unternehmen herausfinden konnte.
Er beendete seine Nachforschungen über Doc Fountain. Noah konnte ihm als Finanzanalyst bestimmt exklusivere Informationen verschaffen. Schon mehr als einmal hatte er Philippe entscheidende Tipps für Verhandlungen gegeben. Daher rief er ihn meistens an, wenn ein Unternehmen einen Domainnamen kaufen wollte.
Als Philippe am nächsten Tag Noah erreichen wollte, war der gerade in einer Besprechung. Er hinterließ die Bitte um Rückruf auf dem Anrufbeantworter. Den Rest des Tages verbrachte er damit, alle anderen Anfragen zu erledigen: die eines Verlags, einer politischen Kommission, einer Privatperson und etliche andere. Sie zahlten ihm alle zwischen 500 und 5000 Dollar für den