gewünschten Namen. Die Verhandlungen waren oft auch dann schwierig, wenn es gar nicht um hohe Summen ging. Häufig drohte man ihm mit einem Prozess oder tat so, als würde man sich auch mit einer anderen Domainendung als ».com« begnügen. Aber Philippe kannte diese Spielchen zur Genüge, und meist gelang es ihm, am Ende seinen Preis durchzusetzen.
Am Nachmittag kam wieder eine Mail von Doc Fountain.
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Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Kauf der Domain DOCFOUNTAIN.COM
Guten Tag,
wir wären Ihnen sehr verbunden, wenn Sie uns baldmöglichst wegen des Kaufs des Domainnamens www.docfountain.com kontaktieren würden.
Mit freundlichem Gruß
Mike Renshaw
Abteilungsleiter Internet
Powerfood Corporation
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Boston, zur selben Zeit
»Und, wie weit sind Sie?«
»Ich habe gerade noch einmal eine Mail geschickt.«
»Immer noch keine Antwort?«
»Nein.«
»Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass ich keine Lust habe, Ihre Inkompetenz zu decken. Wenn es Ärger gibt, stehen Sie für die Sache gerade.«
Mike fand das ziemlich übel von seinem Vorgesetzten, auch wenn es ihn nicht überraschte. Erik hatte sich schon einmal anlässlich einer geplatzten Fusion ziemlich unfair verhalten. Powerfood hatte damals versucht, durch den Zusammenschluss mit West Ltd. der zweitgrößte Lebensmittelkonzern der Welt zu werden. Zwar hatte man sich bemüht, die Verbindung in aller Stille vorzubereiten, aber irgendwo musste es ein Leck gegeben haben, und sofort war ein Sturm gegen die Fusion losgebrochen. Powerfood hatte den Rückzug antreten müssen. Man gab Eriks Abteilung die Schuld, und der wälzte die Verantwortung umgehend auf einen seiner Mitarbeiter ab. Auf so etwas machte sich nun auch Mike gefasst, falls ihm der Kauf des Domainnamens nicht gelingen sollte.
Nassau, am selben Abend
»Guten Abend, Noah. Gar nicht so einfach, dich zu erreichen.«
»Ja, ich weiß, es ist ganz schön was los im Moment. Einige Konzerne veröffentlichen demnächst ihre Prognosen für das nächste Jahr. Aber damit will ich dich nicht behelligen. Wie geht es dir?«
»Ganz gut, so weit.«
»Du kannst dir sicher schon gar nicht mehr vorstellen, wie hektisch das Leben in Europa ist …«
»Nein, da hast du recht. Ich verbringe meine Tage am Strand, in der Sonne … ich muss mir keine Drogen reinschmeißen, um meine Tage durchzustehen.«
Noah ging nicht auf diese Anspielung auf seine jüngsten Probleme ein.
»Wenn ich dich höre, kriege ich auch Lust auf Urlaub.«
»Ich rufe dich an, weil ich ein paar Auskünfte bräuchte. Es hat jemand Kaufinteresse für die Domain docfountain.com signalisiert. Ich wüsste gern mehr über die Firma, die das Zeug herstellt.«
»Doc Fountain? Das Erfrischungsgetränk? Die Marke gehört Powerfood Corporation, ein Lebensmittelkonzern, der ziemlich gesund dasteht, soviel ich weiß. Sie haben diesen Namen nicht gekauft?«
»Doch, aber sie haben offenbar verpennt, ihn zu erneuern. Kannst du dich mal erkundigen? Es ist ziemlich eilig, sie haben schon nachgehakt.«
»Klar. Ich rufe dich so schnell wie möglich zurück.«
»Vielen Dank.«
Zwei Stunden später
»Ich sehe gerade, mit der Zeitverschiebung ist es jetzt zwei Uhr nachts in London. Außerdem arbeitest du morgen.«
»Mach dir keine Gedanken, ich habe nur noch zwei oder drei Sachen hier auf dem Schreibtisch. Und ich fange morgen nicht vor neun an. Ich komme auch mit wenig Schlaf aus. Hör zu, ich habe interessante Dinge herausgefunden. Hinter dem Lebensmittelkonzern Powerfood Corporation steht eine amerikanische Finanzholding, Kramer Investment. Das ist ein finanzstarkes Unternehmen, das am Markt in aller Stille agiert und in den letzten Monaten sehr stabil war. Die Familie Kramer ist ein richtiger Clan. Ein bisschen wie die Kennedys. Ihre Hochburg ist in Cape Cod in Massachusetts, wo sie etliche Anwesen besitzt. Sie sind seit Anfang des 20. Jahrhunderts im Pharmasektor engagiert. Derzeit steht eine Frau an der Spitze der Gruppe. Sie macht gelegentlich von sich reden, da sie das Unternehmen mit eiserner Hand führt. Ansonsten gehört Diskretion zu den Familientugenden der Kramers. Die Gruppe vergrößert sich regelmäßig durch Zukäufe von Unternehmen im Pharma- und Lebensmittelbereich. Über ihre strategische Ausrichtung für die Zukunft habe ich nichts in Erfahrung bringen können. Dafür bin ich auf eine interessante Zahl