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Blinder Einsatz

Blinder Einsatz

Titel: Blinder Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Lafani , Gautier Renault
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interpretieren. Außerstande, ruhig nachzudenken, wandte er sich an einen befreundeten Wirtschaftsjournalisten, der ihm vielleicht weiterhelfen konnte.
    »Ich verstehe nicht, was Kramer Investment mit dieser plötzlichen Investition bezweckt.«
    »Warum? Mir erscheint das sehr einleuchtend. Kramer sieht Potenzial in diesem Markt, zu Recht, wie ich glaube, hat ihn als zukunftsträchtig erkannt und will den Anschluss nicht verpassen. Denk nur an all die Telefongesellschaften, die jetzt ins Multimediageschäft einzusteigen versuchen.«
    »Aber die Unterhaltungsbranche ist überhaupt nicht ihr Gebiet, und ich verstehe, wie gesagt, die Strategie nicht. Ich habe den Eindruck, dass sie sich verzetteln.«
    »Langsam, Noah, ihr Plan ist doch eigentlich simpel: Es geht ihnen darum, Geld zu machen. Durch die Unterhaltungsindustrie können sie schnell Cash machen und ihre Aktionäre zufriedenstellen. In drei, vier Jahren werden sie sich sicherlich wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Es sieht nicht nach einer langfristigen Investition aus, da bin ich ganz deiner Meinung. Aber was macht das schon? Ich finde es eher mutig, sich auf ein solches Abenteuer einzulassen. Der Markt wartet nur darauf zu wachsen.«
    »Hast du schon eine Schlagzeile für deine Zeitung?«
    »Ich wollte den Artikel ›Brot und Spiele‹ nennen, aber das ist vielleicht zu provokant. Ich denke, ich schreibe ›Unterhaltung – Zukunft der Menschheit?‹. Das klingt politischer.«
    Noah fand die Analyse des Wirtschaftsjournalisten kurzsichtig und wenig einleuchtend. Doch den positiven Reaktionen seiner Umgebung nach zu urteilen schien Kramers neue Strategie bei den Aktionären gut anzukommen. Diese hofften scheinbar, den Wert ihres Portfolios zu verdoppeln oder zu verdreifachen.
    Er näherte sich Jane Kramer, die mit Glückwünschen und Fragen förmlich überschüttet wurde. Wenn er wirklich Antworten bekommen wollte, musste er sich direkt an sie wenden. Aber wie sollte er sie ansprechen? Noah entschied sich, so überzeugend wie möglich die Rolle des Aktionärsvertreters zu spielen, und hoffte, dass die zwei Prozent, die sein Kunde besaß, in den Augen der Vorstandsvorsitzenden genug Gewicht hätten. Er bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge, die sie umringte.
    »Entschuldigen Sie, Mrs. Kramer. Ich bin der Vertreter von Mr. Datzyuk.«
    Der Name ließ sie offenbar aufhorchen.
    »Mr. Datzyuk, sagen Sie?«
    »Ja, er lässt sich entschuldigen, aber er hat sich nicht freimachen können. Ich habe ihn soeben in groben Zügen über Ihre Ausführungen informiert, die er sehr interessant findet. Aber zu einigen Punkten hätte er gern nähere Erläuterungen.«
    Jane Kramer verstand ihr Metier gut genug, um zu wissen, dass auch ein Aktionär, der zwei Prozent hielt, von einer neuen Entscheidung überzeugt sein musste. Sie war es gewohnt, die Idee hinter Kramer Entertainment vorzustellen. Noah erwähnte allerdings nicht, dass er als Finanzanalyst arbeitete.
    »Zunächst möchte ich Sie im Namen von Mr. Datzyuk beglückwünschen. Die Investitionsabsichten in der Unterhaltungsindustrie sind zwar etwas überraschend, doch die Art, wie Sie sie dargelegt haben, berechtigt zu großen Hoffnungen. Sie haben von den Synergieeffekten zwischen den einzelnen Bereichen des Kramer Investment-Konzerns gesprochen und sind auf eine mögliche Partnerschaft zwischen Sport und Getränken eingegangen. Haben Sie dabei an Doc Fountain gedacht?«
    »Ja, aber nicht nur. Wir könnten die gesamte Getränkeproduktion in diese Richtung weiterentwickeln.«
    »Sicher, aber bislang ist Doc Fountain die einzige Marke, die bekannt genug ist, um als zugkräftiger Partner zu gelten. Immerhin hat sie internationales Marktniveau.«
    »Nun, das sehe ich anders. Bei solchen Partnerschaften geht es ja nicht nur um die Bekanntheit der beiden allein. Man muss auch die Marktpositionierung des Produkts beachten. Aber ich will Ihnen nicht verheimlichen, dass Doc Fountain natürlich unser Hauptaugenmerk gilt.«
    »Aber generell wird der Markt für Softgetränke von Fachleuten als ziemlich gesättigt betrachtet.«
    »Ich weiß nicht, woher Sie Ihre Informationen beziehen, aber ich versichere Ihnen, dass wir vom Gegenteil überzeugt sind. Die Fachleute, auf die Sie abzielen, beurteilen den Markt nach aktueller Sachlage. Unser Ziel ist es jedoch, mit der Lancierung eines neuen Produkts die Fakten zu verändern.«
    »Aber Doc Fountain ist jedem ein Begriff. Glauben Sie, dass eine Veränderung der

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