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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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war. »Verdammt, Honey, Sie haben sich aber einen schlechten Termin ausgesucht, um wegzufahren. Sie müssen für mich morgen früh ganz dringend etwas recherchieren, und machen Sie allen die Hölle heiß, die Sie in Ihrer Arbeit behindern wollen. Eine Frau namens Margaret Lane, auch Maggie genannt, wurde am 20. Juli 1969 bei einem Autounfall getötet …«
    Er nannte ihr die übrigen Details und sagte dann: »Finden Sie dieses Kind.«

Montag
    Virgil wachte in Joans Bett auf. Sie lag auf dem Rücken und hatte den Kopf zur Seite gedreht, und ein weniger wohlwollender Mann hätte vielleicht gesagt, dass sie schnarchte, wenn auch nur leise. Sie trug ein T-Shirt als Nachthemd und hatte die Bettdecke von sich gestoßen. Er zog sie ihr bis zum Kinn hoch, dann stieg er auf seiner Seite aus dem Bett, gähnte, streckte sich, machte so leise wie möglich einige Sit-ups und Liegestütze, dann nahm er seine Sachen und ging nackt den Flur hinunter ins Badezimmer. Er benutzte ihre Zahnpasta, ein Gel mit Zimtgeschmack, und putzte sich die Zähne mit dem Zeigefinger. Als er durch den Flur zurückkam und sich gerade das T-Shirt von gestern über den Kopf zog, öffnete sie die Augen und sagte: »Ich stehe noch nicht auf.«
    »Das ist okay.« Er sah auf seine Uhr. »Viertel vor acht. Ich geh jetzt ins Motel zurück. Soll ich dich später mal anrufen?«
    »Ja, mach das«, sagte sie, schloss die Augen und kuschelte sich in ihre Decke.
    Er zog seine Stiefel an, hob die Decke hoch, betrachtete ihren Hintern, sagte: »Meisterwerk«, und ging zur Tür hinaus. Ein Nachbar spielte gerade an seiner Sprinkleranlage herum. Als Virgil auf die Veranda trat, hob er die Hand und rief: »Hallo, Virgil, wie geht es Ihnen?«
    »Mir geht’s gut«, antwortete Virgil.
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte der Nachbar fröhlich, doch mit unverhülltem Neid im Gesicht.
    Im Hotel duschte er, zog ein Decemberists-T-Shirt an, das er sich für Tage aufsparte, an denen etwas Entscheidendes passieren könnte, und rief Sandy an.
    »Meine Güte, Virgil, ich hab doch gerade erst angefangen. Das Baby wurde über den Adoptionsdienst Good Hope vermittelt, den es anscheinend nicht mehr gibt. Ich versuche gerade herauszufinden, wo deren Unterlagen abgeblieben sind. Ich gehe der Sache auch von der anderen Seite nach, über den Kinderschutzbund …«
    »Rufen Sie mich an, sobald Sie etwas haben. Ich möchte jeden Schritt mitverfolgen.«
    Zehn Minuten später rief sie zurück, als Virgil gerade im Restaurant saß und Pfannkuchen und Würstchen aß. »Ich hab was, aber es ist noch nichts Konkretes.«
    »Was denn?«
    »Die Liste der über das Bezirksgericht abgewickelten Adoptionen des Kinderschutzbundes. An die Akten selbst komm ich nicht ran, ohne mir den Arsch aufzureißen, wozu ich ja auch bereit wäre, aber das sind Dutzende von Akten, und ich habe nur einen Arsch.«
    Virgil war schockiert. »Sandy, wie reden Sie denn?«
    »Ich bin heute Morgen ein bisschen grantig«, sagte sie. »Also, woran ich ohne Erlaubnis rankommen kann, sind die Aktennamen. Die kann ich mir auf meinen Computer runterladen. Das sind die Namen der Adoptiveltern. Sie sind nach Jahren geordnet, und für 1969 sind das - lassen Sie mich mal sehen - ungefähr hundertsiebzig Akten. Wenn sich die Adoptionen mehr oder weniger gleichmäßig über das Jahr verteilen, und ich sehe keinen Grund, weshalb sie das nicht tun sollten, müsste die Adoption des kleinen Lane in den Akten der zweiten Jahreshälfte zu finden sein, und wahrscheinlich in denen der letzten vier bis fünf Monate. Ich kann Ihnen die Namen der fünfundachtzig Adoptiveltern vorlesen. Mal sehen, ob Ihnen irgendwas bekannt vorkommt.«
    »Könnten Sie denn dann an die Akte kommen?«, fragte Virgil.
    »Wir müssten wahrscheinlich einigen juristischen Formalkram erledigen, aber darum kann ich Lucas bitten«, sagte sie.
    »Lesen Sie die Namen vor …«
    Sie fing an. »Gregory, Nelson, Snyder …« Er unterbrach sie bei »Williamson«.
    »Williamson?«
    »Williamson, David und Louise.«
    »Das kann doch nur ein Witz sein«, sagte Virgil.
    »Soll ich die Akte loseisen?«
    »Ja, tun Sie das. Und rufen Sie mich an, sobald Sie sie haben.«
     
    Virgil stürmte an Strykers mürrischer Sekretärin vorbei in dessen Büro, machte die Tür zu und beugte sich über Strykers Schreibtisch. Der starrte ihn mit offenem Mund an. »Was weißt du über Todd Williamson?«, fragte Virgil.
    »Todd?«, sagte Stryker. »Der kam vor drei Jahren hierher, fällt mir

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