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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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neben sich liegen hatte, als sie erschossen wurde. Das Büchlein sah ziemlich neu aus.«
    »Tatsächlich?« Stryker runzelte die Stirn und beugte sich vor. »Wieso weiß ich denn davon nichts?«
    Virgil zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat es niemand bemerkt. Das war vor dem Mord an Judd, und Feurs Name ist eigentlich erst nach dem Brand ins Spiel gekommen.«
    »So was darf man einfach nicht übersehen«, sagte Stryker. »Ich werde mir Larry und Margo vorknöpfen. Sie hätten es sehen müssen. Es zumindest irgendwie im Hinterkopf behalten müssen.«
    Virgil widersprach ihm nicht. »Vielleicht hätten sie das«, sagte er. »Besonders bei einem Typ mit Feurs Vorgeschichte.«
    »Du weißt also über ihn und mich Bescheid?«, fragte Stryker. »Dass ich ihn als Deputy nach einem Raubüberfall geschnappt hab? Er wanderte nach Stillwater. Hat behauptet, ich hätte ihm das angehängt.«
    »Da war aber doch sicher nichts dran«, vermutete Virgil.
    »Nein. Er war in dem Schnapsladen von einer Kamera gefilmt worden«, sagte Stryker. »Er hatte sich seine Kappe tief ins Gesicht gezogen, aber ich hab ihn sofort erkannt, als ich das Band gesehen habe. Hab ihn aus seinem Unterschlupf rausgezerrt und auch seine Waffe gefunden. Die Waffe hat den Ausschlag gegeben. Es war ein altes Stück mit einem zweiundzwanzig Zentimeter langen Lauf, und das kann man auf dem Band deutlich erkennen.«
    »Also war es eine korrekte Festnahme.«
    »Ja, das war es, und ist es immer noch.«
     
    »Noch eine andere Sache«, sagte Virgil. »Wenn das alles irgendwie mit dem Geld von Judd zusammenhängt, könnte deine Freundin Jesse in Gefahr sein - dann könnte es nämlich jemand auf sie abgesehen haben.«
    »Meinst du?«
    »Vielleicht. Oder vielleicht auch nicht.« Virgil kratzte sich am Ohr. »Wenn sie einen von diesen umherziehenden Spielertypen an der Hand hat, der geglaubt hat, sie könnte Millionärin werden, wenn die Umstände nur stimmen …«
    »Mann, auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen«, sagte Stryker und lehnte sich zurück.
    »Würdest du Jesse oder Margaret zutrauen, so was anzuzetteln?«, fragte Virgil.
    Stryker rieb sich das Kinn. »Margaret nicht. Das kann ich mir nicht vorstellen. Und Jesse würde es nicht mit Absicht tun. Ich könnte mir allerdings vorstellen, wie sie mit jemandem herumalbert, einen Joint raucht und von dem ganzen Geld träumt … Doch wenn ihr Macker dann tatsächlich losziehen und was unternehmen würde, gäbe es für sie ein böses Erwachen.«
    »Das sollte man zumindest in Betracht ziehen«, sagte Virgil.
    »Werd ich tun«, erwiderte Stryker.
    »Und wenn sie nichts damit zu tun hat, dann braucht sie vielleicht’nen Bodyguard.«
    Stryker stand auf. »Ich fahr jetzt sofort hin. Willst du sie dir ansehen, oder gehst du zu Feur?«
    »Ich werd mir Feur vorknöpfen«, sagte Virgil. Stryker hatte nur nach einem Vorwand gesucht, aus dem Büro zu kommen. »Du kannst mir ja erzählen, was du von Jesse erfahren hast, und vielleicht red ich heute Nachmittag noch mit ihr.«
    »In Ordnung«, sagte Stryker. »Mach’s gut.«
     
    Das Wetter war genau wie gestern, sonnig und ein bisschen Wind, so ungefähr das Beste, was man im Juli erwarten konnte. Vier Jugendliche, zwei Jungen und zwei Mädchen, schlenderten auf dem Bürgersteig vor ihm her. Die Jungen trugen Hosen mit tief sitzendem Schritt, und die Mädchen hatten die Ohren und Nasen gepierct; trotzdem hatte das Ganze etwas kleinstädtisch Unschuldiges an sich. Sie gaben sich cool, was sie jedoch manchmal vergaßen, und dann hielten sie einfach Händchen. Alle drehten sich mehrmals zu ihm um, da sie ihn sofort als Cop erkannt hatten.
    Obwohl es ein schöner Tag war, hing dennoch zu viel Feuchtigkeit in der Luft, und am späten Nachmittag würde es wieder Gewitter geben. Wenn es sehr heiß wurde, konnten die ziemlich heftig ausfallen. Doch dagegen war nichts zu machen.
    Virgil machte sich auf den Weg zum Record , holte sich aber vorher noch eine Tüte Popcorn im Drugstore. Er fand Williamson in der Zeitungsredaktion, wo dieser gerade an der letzten Seite für die morgige Zeitung bastelte.
    Williamson strahlte, als Virgil durch die Tür kam. »Ich hatte gehofft, dass ich Sie heute Morgen sehen würde. Ich hab im Motel angerufen, und da hat man mir gesagt, Sie wären bereits weg.«
    Virgil nickte. »Ich würde gern ein bisschen in Ihrem Archiv stöbern, falls Sie eins haben. Zeitungsausschnitte und so.«
    »Das ließe sich machen. Aber es wäre verdammt undankbar von

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