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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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hin, beobachteten die Umgebung und liefen schließlich einer nach dem anderen los, vorbei an dem Wassertank, dann geduckt durchs Gras und hinter die Scheune.
    »Unser viertes Date, das ist ja der reinste Wahnsinn«, sagte Joan keuchend. »Ich glaub nicht, dass du das noch toppen kannst.«
     
    In der Scheune wurde es rasch dunkel, weil die Sonne unterging. Virgil holte eine Schachtel Patronen aus dem Truck und lud das Magazin der Pistole neu. Die Patronen rutschten klickend hinein. Als er damit fertig war, öffnete er die Hecktür, entfernte die Abdeckung, nahm die Schrotflinte und eine weitere Schachtel Patronen heraus und lud die Schrotflinte ebenfalls.
    »Der hatte es auf dich abgesehen«, sagte Joan.
    »Ich glaube schon. Er ist meine Anstrengungen leid.«
    »Das ist wirklich beruhigend«, sagte sie. »Dann bin ich wenigstens sicher.«
    Er lachte. »Genau. Hör mal, diese Sache mit dem kleinen Penis …«
    »Das war doch nicht deine Schuld.«
    »Darum geht es nicht. Mir wäre nur lieber, wenn du statt Penis ein anderes Wort benutzen würdest, verstehst du? Das klingt so nach Peanut.« Er hatte die Schrotflinte jetzt geladen, repetierte eine Patrone in die Kammer und stellte die Waffe zwischen die beiden Vordersitze des Trucks. »Warum sagst du nicht … Schwanz? Das wär gut.«
    »Klingt ordinär.«
    »Wie du meinst.« Er trat ein Stück von dem Truck weg und blickte zur Deckenbeleuchtung hinauf. »Geht das Licht da oben an, wenn das Scheunentor aufgeht?«
    »Ja.«
    »Dann kann man unsere Umrisse sehen. Ich dreh die Glühbirne lose.« Er zog die Schuhe aus, stieg auf die Motorhaube des Trucks und von dort auf das Dach, streckte die Hand aus, drehte die Birne ein Stück raus und ließ sie in der Fassung hängen. »Lass das Tor bis zu der Stelle hoch, wo normalerweise das Licht angeht.«
    Sie drückte auf den Knopf zum Öffnen, die Glühbirne blieb dunkel.
    »Lass das Tor ganz hoch, wenn ich es dir sage. Dann steig hinten ein, duck dich und bleib unten. Ich bring uns hier raus.«
    Er stieg in den Truck, ließ den Motor an und stellte die Schrotflinte mit der Mündung nach unten vor den Beifahrersitz. »Drück auf den Knopf und steig ein.«
    Das tat sie. Er beobachtete, wie das Tor hochging, was ihm wie eine Ewigkeit vorkam, dann trat er aufs Gas. Der Truck schoss rückwärts durch die Öffnung, dann drehte Virgil, immer noch rückwärtsfahrend, eine Runde auf dem Hof, trat auf die Bremse, zog den Wählhebel mit einem Ruck auf Drive und preschte die kurze Zufahrt hinunter, bremste erneut, gab sofort wieder Gas und bog schlitternd auf die Landstraße.
    »Alles klar?«, fragte Joan.
    »Ja. Er ist schon lange fort, aber wir sind zu weit weg von jeglicher Hilfe, als dass wir ein Risiko eingehen konnten.«
    Er fuhr an dem Hügel vorbei, entfernte sich weiter von der Stadt. »Wo fahren wir hin?«, fragte Joan.
    »Ich muss mit ein paar Leuten reden.« Er drosselte die Geschwindigkeit und fuhr an den Straßenrand. »Ich pack nur die Schrotflinte weg, dann kannst du dich nach vorn setzen.«
     
    Sie hielten bei fünf Farmen am Highway 7 an und sprachen außerdem mit einem Mann, der einen Graben mähte. Ob sie kürzlich jemanden, den sie kannten, auf dem Highway gesehen hätten?
    Schulterzucken und Kopfschütteln. Nein, niemanden.
    »Ich dachte, hier kennt jeder das Auto von jedem«, sagte Virgil auf dem Weg zurück in die Stadt.
    »Hier draußen nicht. In der Stadt ja. Wenn es was Ungewöhnliches gewesen wäre wie ein Toyota oder ein Mercedes, wäre es vielleicht jemandem aufgefallen. Aber ein Ford oder ein Chevy, wenn da nicht irgendwas draufstand …«
     
    In dieser Nacht schrieb Virgil nicht sehr viel. Er steckte mit seiner Geschichte fest.
    Homer war stinksauer und hatte Angst. Der Mörder war nun hinter ihm her. Es wurde Zeit, jemanden darüber zu informieren, einen Bericht zu verfassen.
    Aber: der Mann im Mond. Er hatte eine Zeitlang darüber nachgedacht und sich an Jesse Laymons sichelförmige Ohrringe erinnert. Da war ein Mann im Mond drin, doch Homer glaubte nicht, dass Betsy ein Symbol gemeint hatte. Sie hatte von einem Mann geredet.
    Außerdem dachte Homer an den zunehmenden Mond in der Nacht, als er auf dem Weg nach Bluestem in das Gewitter hineingefahren war, die Mondsichel in seinem Rückspiegel. Könnte es sein, dass der Mond bei dem Mann etwas auslöste? Ein zunehmender Mond? Hm. Der Mond ging im Osten auf, genau wie die Sonne. Waren Gleason und Schmidt mit dem Gesicht nach Osten aufgestellt worden, weil von

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