Blinder Hass
McDonald’s, Burger Kings und Arby’s hier in der Gegend mache. Ein Subway nimmt bei weitem nicht so viel ein wie ein McDonald’s, aber Juniors Läden tun das laut seinen Steuererklärungen. Die verkaufen ihre Sandwiches so schnell, wie sie sie machen können, was merkwürdig ist, denn wenn man in einen von Juniors Läden geht, ist da nur selten jemand drin.«
»Er gibt also mehr an, als er verdient?«, sagte Virgil.
»Genau das vermute ich. Er pumpt von irgendwo Geld rein, lässt das durch die Subways laufen, bezahlt dafür Steuern, und dann ist das Geld sauber. Er betreibt eine Geldwäscherei.«
»Aha«, sagte Stryker.
»Die Kehrseite davon ist …« Sie zögerte, dann sah sie Stryker über den Rand ihrer Brille an. »Die Kehrseite ist, dass Ihre Freundin Jesse Laymon zwar Anspruch auf die Hälfte der Kreditvermögenswerte erheben könnte - also auf die Hälfte der Subway-Betriebe -, dann aber feststellen würde, dass da nichts ist. Die erfolgreichsten Subways in ganz Minnesota könnten plötzlich kein einziges Sandwich mehr verkaufen.«
»Also ist er pleite?«
»Nicht solange er diese Subways betreibt. Aber ohne das zusätzliche Geld … hat er ziemliche Probleme.«
»Versteckt er es denn irgendwo? Wie sein Vater?«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte sie. »Aber eines kann ich Ihnen sagen, wenn bei dem, was er dem Staat an Steuern und Strafen auf seine illegalen Einkünfte schuldet, die Finanzbehörde mit ihm fertig ist …« Sie zuckte mit den Schultern.
»Chris, ich möchte sämtliche Papiere zurückhaben«, sagte Virgil. »Und ich möchte nicht, dass Sie irgendjemandem erzählen, dass Sie mit uns geredet haben. Ich glaube zwar nicht, dass Sie in Gefahr sind, aber ich kann es Ihnen auch nicht versprechen. Einige Leute haben uns vermutlich hier reingehen sehen.«
»Da bin ich mir ganz sicher.«
»Also wird sich das in der Stadt herumsprechen. Sie sollten in den nächsten Tagen sehr vorsichtig sein.«
»Und dann?«
»Dann sehen wir weiter«, sagte Virgil und grinste sie an.
Kurz bevor sie gingen, fragte Virgil sie noch: »Sie haben vorhin Jims Freundin Jesse Laymon erwähnt. Wissen Sie etwas Genaueres über diese Freundschaft?«
Sie zuckte mit den Schultern und lächelte Stryker an. »Angeblich hat man euch gesehen, wie ihr zur Schlucht gefahren seid.«
»Ich ziehe nach Kalifornien«, sagte Stryker.
»Sie ist ein sehr hübsches Mädchen«, sagte Olafson. »Zu schade das mit ihrer Erbschaft.«
Vor dem Gerichtsgebäude stieg Stryker aus dem Truck. »Ich bin völlig kaputt. Zu alt, um mir die Nächte um die Ohren zu schlagen.«
»Ja, ich werd auch ein bisschen pennen«, sagte Virgil. »Ich muss Joanie anrufen. Du solltest vielleicht Jesse anrufen. Wir vier könnten zusammen irgendwo hingehen.«
Stryker gähnte. »Ich werd Jesse fragen. Ruf mich an, wenn du wieder wach bist, aber nicht zu früh. So gegen halb sieben oder sieben.«
Unter Joans Handynummer meldete sich die Mailbox. »Ich geh jetzt ins Bett«, sagte Virgil. »Jim und ich haben uns überlegt, ob wir vier nicht heute Abend zusammen ausgehen könnten …«
Er brauchte eine Weile, um einzuschlafen, doch dann schlief er ganz tief. Sein Handy klingelte fünfmal, bevor er merkte, was los war. Als er es in der Hand hielt, hatte es aufgehört zu klingeln. Er ließ sich die Nummer anzeigen, sie war aus den Twin Cities. Er wählte und Shrake meldete sich.
»Hey, Flowers. Hier sind Jenkins und ich. Ihre beiden alten Leutchen sitzen gerade vor uns. Sollen wir sie mitnehmen?«
»Mein Gott, Shrake, wo sind Sie?«
»In ihrem Wohnzimmer. Das heißt, im Wohnzimmer ihrer Tochter«, sagte Shrake. »Sollen wir die auch mitnehmen?«
»Shrake, was machen Sie da? Wo sind Sie?«
»Na schön«, sagte Shrake. »Wir lassen sie hier. Ich glaube sowieso nicht, dass sie es allzu lange mit den ganzen Lesben im Knast aushalten würde.«
»Die können Sie doch hören«, sagte Virgil. »Sie machen denen wohl Angst, was?«
»Sie haben’s erfasst«, erwiderte Shrake und lachte.
»Okay«, meinte Virgil. »Sagen Sie denen, sie sollen mit ihren Ärschen auf dem Sofa kleben bleiben. Ich bin in vier Stunden da. Sagen Sie ihnen, wenn sie irgendwo hingehen, dann schwör ich bei Gott … Ach nein, lassen Sie mich selbst mit ihnen reden. Geben Sie mir Gerald.«
Gerald meldete sich wenige Sekunden später. »Gerald, Sie Dreckskerl«, sagte Virgil. »Sie wissen doch etwas über dieses Foto. Und wenn ich das nicht erfahre, werde ich Sie und Ihre Frau wegen
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