Blinder Hass
Arsch aus dem Bett und rufen Sie bei der DEA an«, sagte Virgil. »Ich muss mit einem von deren wichtigen Leuten sprechen, und zwar sofort.«
»Haben Sie was?«
»Das größte Meth-Labor in der Geschichte großer Meth-Labors«, sagte Virgil.
Er hörte Davenport gähnen. »Okay. Ich kann jemanden anrufen. Aber gibt es einen Grund, weshalb Sie mich morgens um halb sechs anrufen?«
»Ja, weil gerade etwa hundertsechzig Liter Meth auf dem Weg nach Kansas City sind. Wir brauchen jemanden, der sich darum kümmert, und wir nehmen an, dass die Feds das am besten können.«
Zwanzig Minuten später rief ein Agent der DEA zurück. Während Stryker ihm gegenübersaß, informierte Virgil den Mann in aller Kürze über ihre bisherigen Ermittlungen, die Morde und die Äthanol-Fabrik sowie über ihre eigenen Überlegungen. Der DEA-Mann, dessen Name Ronald Pirelli war und der laut eigenen Angaben in Chicago saß, sagte: »Bleiben Sie neben diesem Telefon sitzen.«
Zehn Minuten später rief ein weiterer DEA-Mann an. »Können Sie in vier Stunden in Mankato ein Team über das Ganze in Kenntnis setzen?«, fragte er.
»Das könnten wir«, sagte Virgil. »Aber warum in Mankato?«
»Weil das fast auf halber Strecke zwischen uns und Ihnen liegt. Um zehn im Day’s Inn.«
»Wir könnten schon in zwei Stunden dort sein«, sagte Virgil.
»Der große Boss muss aus Chicago einfliegen«, erklärte der DEA-Mann. »Der schafft das nicht vor zehn Uhr.«
Virgil legte auf und sagte zu Stryker: »Da haben wir ein Präriefeuer entzündet, mein Junge. Du wirst demnächst als Held gefeiert werden.«
»Entweder das oder ich werd wieder Farmer«, erwiderte Stryker, doch er wirkte halbwegs zufrieden. »Aber das überlasse ich ehrlich gesagt lieber Joanie.«
Virgil holte sein Auto vor Strykers Haus ab, fuhr zurück zum Holiday Inn und versuchte, eine Stunde zu schlafen, was ihm jedoch nicht gelang. Stattdessen geriet er im Halbschlaf immer wieder in denselben Traum mit Hunden und Lauferei im Regen. Um halb acht stand er auf, fand ein sauberes und dezentes Modest-Mouse-T-Shirt, duschte und ging Stryker abholen.
Stryker trug eine Krawatte. »Das ist eine ganz bewusste Unverschämtheit«, kommentierte er Virgils T-Shirt.
Während sie auf dem Weg nach Mankato waren, rief die Steuerberaterin Virgil auf seinem Handy an. »Wann können wir uns treffen?«
»Wir sind zu einer Besprechung nach Mankato gerufen worden und heute Nachmittag wieder zurück. Haben Sie was?«
»Kopfschmerzen und eine fette Rechnung. Und eines muss ich Ihnen sagen, unser Freund steht viel schlechter da, als wir dachten. Ich kann es nicht beweisen, weil es aus den Unterlagen nicht ersichtlich ist, aber er bekommt von irgendwoher zusätzlich Geld. Und zwar eine ganze Menge. Ich geh jetzt ins Bett. Rufen Sie mich an, wenn Sie zurück sind.«
»Seien Sie vorsichtig. Erzählen Sie niemandem was«, riet Virgil ihr.
Der Mann aus Chicago war Ronald Pirelli, der Agent, der am Morgen angerufen hatte. Er war klein und dunkelhäutig, trug ein schwarzes Leinenjackett, eine schwarze Hose, ein blaues Hemd und eine Sechshundert-Dollar-Sonnenbrille. Er hatte drei weitere Agenten bei sich, alle leger gekleidet und mit dem misstrauischen Blick der DEA-Leute.
FBI-Agenten sahen, wie Virgil fand, normalerweise gepflegt aus. DEA-Typen sahen meist aus, als kämen sie gerade mit dem Jeep von der mexikanischen Grenze und wären die ganze Strecke bei offenem Fenster gefahren.
Pirelli war wenige Minuten vor Virgil und Stryker angekommen. Sie folgten ihm in den Raum, den einer der anderen Agenten angemietet hatte. Dann stellten sich alle vor. »Was soll denn dieses T-Shirt?«, fragte Pirelli Virgil.
»Ich dachte, mein Sheryl-Crow-T-Shirt würde Ihnen vielleicht nicht gefallen.«
»Hey …«
Pirelli war umgänglich, die anderen Agenten skeptisch; sie beobachteten Stryker ganz genau und Virgil noch genauer. »Sie haben einen komischen Ruf, Mann«, sagte einer von ihnen. »In Minneapolis reden alle von Ihnen nur als von ›diesem verdammten Flowers‹.«
Stryker lachte. »Soll ich Ihnen mal was erzählen? Er hat sich ein paarmal mit meiner Schwester getroffen, und neulich abends hab ich sie gefragt, was sie vorhat, und da hat sie gesagt, und ich schwöre bei Gott, sie ist eine Farmerin und kennt niemanden in Minneapolis, aber sie hat tatsächlich gesagt: ›Ich geh mit diesem verdammten Flowers aus.‹«
Die Agenten lachten, und ihre Skepsis legte sich ein wenig. »Dann erzählen Sie uns
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