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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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versucht worden, sie bis zum Prozess in Särgen zu halten, die mit Kreuzen gesichert waren, aber die Methode wurde als »grausam und ungewöhnlich« eingestuft und wieder aufgegeben. Hätte man sich an mich gewandt, hätte ich die entsprechenden Abgeordneten gefragt, ob sie lieber an einem sehr beengten Ort auf ihre Verhandlung warten oder vorher hingerichtet werden wollten. Ich wette, sie hätten sich für den sehr beengten Ort entschieden. Aber man hatte mich nicht um Rat gefragt. Ich war gebeten worden, vor einem Unterausschuss des Senats zu den Rechten der Untoten zu sprechen, doch der Termin wurde immer wieder verschoben oder der Ausschussvorsitzende wurde ausgewechselt oder … es war fast, als wollte jemand verhindern, dass der Ausschuss einen Bericht vorlegte. Wahrscheinlich aus politischen Gründen. Jedenfalls war ich noch nicht eingeladen worden, vor dem Ausschuss zu sprechen. Man hatte mich nur gefragt, ob ich es tun würde, irgendwann später. Es ist komisch, aber ich denke, dem Ausschuss hätte meine Aussage besser gefallen, wenn die Einladung gleich zu Anfang erfolgt wäre. In letzter Zeit hatte ich nichts Beruhigendes mehr zu erzählen.
    »Setzen Sie ihn auf einen Stuhl. Wenn er irgendwas versucht, erschießen Sie ihn.«
    »Wohin gehen Sie?«, fragte Zerbrowski.
    »Die Messer sind aus Silber.«
    »Und?«
    »Unser heldenhafter Mitbürger, der eins in die Brust bekommen hat, wird daran sterben.« Ich lief bereits zur Tür. »Wenn er das überleben soll, bleiben nur Minuten, um ihn zu retten.«
    »Ihn retten? Wie?«, fragte Zerbrowski.
    Ich schüttelte bloß den Kopf und rannte.
    »Gehen Sie mit ihr, Smith.«
    Smith folgte mir, die Waffe beidhändig an den Boden gerichtet. »Ich decke Ihnen den Rücken.«
    Ich erhob keine Einwände. Zerbrowski stellte mir jemanden zur Seite und blieb selbst zurück, um den Verdächtigen in Schach zu halten. Was den betraf, wollte sich keiner von uns beiden auf einen anderen verlassen. Zerbrowski bekam den Mörder, ich den Helden. Das Leben war so viel einfacher gewesen, als Vampire noch nicht zum Helden taugten.

68
    U nser Held war hinter dem breiten Rücken seines Freundes verschwunden. Der kniete neben ihm und hielt seine Hand. Er ließ die Schultern hängen und kehrte mir schließlich ein tränennasses Gesicht zu. Seine mit Blut vermischten Tränen hatten hellrote Streifen gezogen. Ich ahnte das Schlimmste, als ich um die Füße des Verletzten herum trat. Der lag auf dem Rücken und blickte mich mit großen grauen Augen an. Sie waren das einzig Helle an ihm. Seine langen Haare waren dunkel, ebenso der Bartflaum um den breiten Mund. Oh gut, Sie leben noch, hätte ich beinahe gesagt, konnte mich aber noch bremsen. Punkt für mich.
    Ich kniete mich an die andere Seite. Das Messer ragte senkrecht aus seiner Brust. Ich hatte selbst schon einige Vampire erstochen und erkannte sofort, dass es im Herzen steckte. Rings um die Klinge quoll Blut hervor und tränkte die Kleidung. Er blutete stark. Das hieß, er hatte sich schon gesättigt oder es war eine lebensgefährliche Wunde oder beides.
    »Ich wusste nicht, dass die Klinge aus Silber ist. Wir haben es erst gemerkt, nachdem wir ihn entwaffnet hatten. Sonst wäre ich früher gekommen.«
    Smith sagte: »Wir bekommen Gesellschaft.«
    »Ob früher oder später«, hörte ich Malcolm hinter uns sagen, »das spielt keine Rolle.« Es waren noch andere Gemeindemitglieder bei ihm. Ohne Gaffer geht es wahrscheinlich nicht.
    »Doch, das tut es«, widersprach ich.
    »Er liegt im Sterben, Anita, wir können ihn nicht mehr retten.«
    Ich sah den Verletzten an und fing den Blick seines blauäugigen Freundes auf. Blaue Augen über einem blauen Hemdkragen. »Ich habe Vampire gesehen, die Schlimmeres überstanden haben.«
    »Ja, Meistervampire. Er ist keiner.«
    »Er bekommt Kraft von seiner Linie, von seinem Meister«, sagte ich. »Es kommt nicht immer nur auf die eigenen Kräfte an.«
    »Truth und Wicked haben keinen Meister, nicht wahr?«
    Der Blonde sah Malcolm an und strahlte solche Hoffnungslosigkeit aus, dass ich nicht mal einen Witz wegen ihrer Namen machen konnte. Ich meine, wer heißt Truth und Wicked? Angesichts solchen Schmerzes beschränkte ich mich auf das Wesentliche. »Wenn Sie etwas Hilfreiches zu sagen haben, Malcolm, dann sagen Sie es.«
    »Sie sind ohne Meister, Anita. Ihr ursprünglicher Meister ist gestorben, und ebenso der Begründer ihrer Linie. Sie haben die Vernichtung ihrer Linie überlebt, aber das hat sie

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