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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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nach seiner Kleidung und floh aus dem Schlafzimmer, zog sich im Wohnzimmer an und verließ die Wohnung, als Morgana es noch quicklebendig mit Nellie trieb. Er lief zur Kirche und nahm einen der Särge, die für Notfälle im Keller standen. Er bereitete sich innerlich darauf vor, Malcolm von Nellie und ihrem beängstigenden Angebot zu erzählen, auch von ihrem Meister, der es verstünde zu jagen, der Kirchenmitglieder für sein Gefolge warb. Aber Avery wollte damit bis nach dem Gottesdienst warten, und dann kam ich.
    Ich unterbrach den Kuss und rang nach Luft, als wäre ich zu lange unter Wasser geblieben und soeben aufgetaucht. Keuchend starrte ich in seine aufgerissenen Augen. Hätte ich in dem Moment klar denken können, hätte ich die Antwort auf meine nächste Frage genauso bekommen wie die vorigen, durch Berührung und Vampirkräfte. Aber als ich ihm aus solcher Nähe ins Gesicht schaute und diese Hingabe sah, haute es mich um. Jean-Claude war vielleicht daran gewöhnt, aber ich nicht, und darum tat ich, was ich immer tue, wenn mich wieder eine neue Erscheinungsform des Übersinnlichen erschreckt: Ich nahm Zuflucht zu etwas Menschlichem und Alltäglichem. In diesem Fall: Ich redete laut.
    »Ist heute Abend jemand hier, der sich Nellie und ihrem Meister angeschlossen hat?«
    »Ja«, antwortete Avery mit zittriger Stimme von dem Kuss. »Jonah. Nellie hat erwähnt, dass Jonah mitgegangen ist und ihn sympathisch fand. Sie hat ihm einen Dreier angeboten, mit ihr und mir. Ich habe nein gesagt.« Letzteres sagte er defensiv. Natürlich war er nicht bereit, mit einem anderen Mann im Bett zu liegen, nicht mal, wenn es nur darum ging, sich mit einem eine Frau zu teilen. Wenn er glaubte, bei mir damit zu punkten, lag er falsch. Mir gefielen Männer, die selbstsicher genug waren, um mich mit einem anderen Mann zu teilen. Tatsächlich war das fast eine Voraussetzung für eine Verabredung mit mir.
    Avery sah mich stirnrunzelnd an, als hätte er meine Gedanken gelesen. Doch mir blieb keine Zeit, um mir deswegen Sorgen zu machen, denn Zerbrowski brüllte: »Er haut ab!«
    Ich sprang auf und sah gerade noch einen Vampir über die Bänke springen. Von einer nach der anderen stieß er sich leichtfüßig ab. Es fehlte nicht viel zum Schweben, aber fliegen konnte er nicht. Ich mochte die Jungen am liebsten, die waren leichter zu schnappen.
    Er konnte also nicht durch die hohen Fenster entkommen. Ich rannte nicht hinter ihm her, sondern durch den äußeren Gang an den Bänken vorbei zu der Tür, die in den Gemeindesaal führte. Er konnte nicht fliegen, er brauchte eine Tür.
    Ich hatte die Waffe schon in der Hand. Im Laufen entsicherte ich und lud durch. Der Vampir sprang von der letzten Bank, landete leicht wie eine Feder auf dem Boden und rannte auf die Tür zu. Ich brüllte: »Stopp, oder ich schieße«, und legte auf ihn an. Es ist schwierig zu laufen und gleichzeitig jemanden im Visier zu halten. Ich war weiter weg, als mir in der voll besetzten Kirche lieb war. Ja, die unschuldigen Leute waren netterweise zur Seite gegangen, aber Kugeln sind zielstrebige kleine Dinger; hat man abgedrückt, treffen sie meistens etwas. Ich wollte näher an ihn heran, damit ich die anderen nicht gefährdete. Sobald die Waffen raus waren, gerieten die Leute natürlich in Panik. Normalerweise passiert das schon vorher, aber aus mir unerklärlichen Gründen hatte ich im Seitengang einen Moment lang freie Schussbahn, bevor die Menge anfing, schreiend durcheinanderzustieben. Einige stoben in die falsche Richtung, und plötzlich hatte ich schreiende Leute zwischen mir und dem Vampir, den ich jagte.
    »Runter, verdammt!«, schrie ich. »Ducken! Halten Sie ihn fest, verflucht!« Er schaffte es zur Tür, weil ich keinen Schuss riskieren konnte.
    Doch zwei Vampire waren ihm dicht auf den Fersen. Es waren zwei von denen, die in der Gangreihe gestanden hatten. Verfolgten sie ihn, weil ich »Festhalten!« gerufen hatte? Waren sie nur mutige Staatsbürger oder lag das an mir? Mist.
    Ich lief durch die kreischende Menge, hinter mir Zerbrowski, Marconi und Smith. Solange ich mich durch die Leute drängte, hielt ich den Lauf senkrecht nach oben. Die Leute schrien mich trotzdem wegen der Waffe an. Sie schrien, weil ihnen nichts Besseres einfiel.
    Ich hörte Zerbrowski die Kollegen von der Streife warnen, und er gab eine Beschreibung des Flüchtenden durch. Wir hatten es fast durch die panische Menge geschafft, als durch das allgemeine Gekreische laute

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