Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
»Wollen Sie es rausziehen oder soll ich das tun?«
    Er verstand ohne zusätzliches Gerede. Nette Abwechslung. »Ich werde es tun.« Ohne die Hand seines Bruders loszulassen, fasste er das Heft und zögerte.
    »Es ist Zeit, Bruder«, sagte Truth.
    Ich schob meine Haare zur Seite, um den Hals freizumachen. Wenn die Klinge draußen war, blieb uns noch eine Minute, um ihn zu retten. Wicked rührte sich nicht.
    »Soll ich es lieber tun?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf, tat es aber nicht.
    »Tun Sie es, Wicked. Uns läuft die Zeit davon.«
    »Tu es«, krächzte Truth. »Los.«
    Wicked spannte die Armmuskeln. »Verzeih mir, Bruder«, sagte er und zog die Klinge mit einem Ruck heraus.
    Das Blut quoll aus der Wunde. Sein Körper zuckte. Ich tat, was ich versprochen hatte. Aber wie legt man sich auf einen Schwerverletzten? Wie auf jeden Mann, wenn man nicht runterrutschen will. Ich legte mich mitten drauf, die Beine an seine Seiten, während er unter mir mit dem Tode rang.
    Ich drückte den Hals an seinen Mund, aber er hatte nicht die Kraft, den Kopf anzuheben und zuzubeißen. »Scheiße! Helfen Sie mir.«
    »Wie?«
    »Richten Sie ihn ein bisschen auf, damit er saugen kann.«
    Wicked kniete sich hinter ihn und hob ihm den Kopf und die Schultern an. Die Zuckungen ließen nach, aber das war nicht gut, das war gar nicht gut.
    Jean-Claude hauchte durch meinen Körper. »Küss ihn.«
    »Wie bitte?«, fragte ich laut.
    »Was ist?«, fragte Wicked.
    »Gib ihm die Kraft zum Saugen, ma petite.«
    »Wie?«
    Er war nur in meinem Kopf, machte mir ohne Worte oder Bilder klar, worauf es ankam. Die Vampire kannten den Kuss des Lebens, lange bevor die Menschen die künstliche Beatmung erfanden. Früher hatte ich geglaubt, nur der Schöpfer eines Vampirs oder der Begründer der Blutlinie könne solche Energie übertragen, doch ich hatte unter Beweis gestellt, dass das nicht zutraf. Wenn Jean-Claude nicht so überzeugt gewesen wäre, dass es klappt, hätte ich dagegen argumentiert. Ich hatte erst ein Mal etwas Ähnliches getan, und das war bei Asher, der schon vorher einmal an mir gesaugt hatte. Truth war ein Fremder für mich und nicht aus unserer Linie. Aber Jean-Claudes Zuversicht erfüllte mich, als wäre es meine eigene.
    Ich sah Truth ins Gesicht. Sein Blick wurde schon trüb, sein Körper immer stiller. Ich beschwor Macht oder Jean-Claude tat es oder wir beide. Es war schwer zu sagen, wo die Magie des einen begann und die des anderen endete. Ich neigte mich über Thruths Gesicht.
    »Was haben Sie vor?«, fragte Wicked.
    Für Erklärungen war keine Zeit. Ich drückte Truth meinen Mund auf die Lippen. Sie waren so still. Ich küsste ihn und spürte seinen Tod. Fühlte den Funken aufglühen und schwächer werden. Ich hauchte Macht in seinen Mund, zwang sie hinein, wie man Luft in einen Sterbenden zwingt. Dabei dachte ich: Erwache, komm zu uns, Truth, erwache unter unserer Magie. Jean-Claude stieß seine Macht durch mich in ihn hinein wie ein Schwert. Ich fühlte den scharfen Schmerz. Atem holend setzte Truth sich auf und schrie. Er schrie etwas in einer Sprache, die ich noch nie gehört hatte.
    »Sättige dich«, sagte ich, und es waren Jean-Claudes Worte. Ich strich mir die Haare nach hinten und machte meinen Hals frei.
    Truth packte mich bei den Schultern, dann biss er zu. Die Reißzähne schlugen in mein Fleisch. Ich schrie vor Schmerz. Kein Vampirtrick, keine sexuelle Erregung dämpfte ihn. Es tat einfach nur weh.
    Von der nächsten Tür hörte ich eine erschrockene Männerstimme. »Scheiße, noch einer!«
    »Sie tut es freiwillig«, sagte Smith, »um ihm das Leben zu retten.«
    »Der ist doch sowieso eine Leiche.«
    »Marshal Blake hat es so entschieden, Roarke. Geh zu den anderen.«
    »Scheiße«, sagte er noch mal.
    Ich konnte nichts dazu sagen, ich war dazu nicht imstande. Ich hielt mich an Truths Armen fest und war kurz davor, mich zu wehren. Es tat so verflucht weh.
    Jean-Claude meldete sich. »Entspann dich, ma petite, wehre dich nicht.«
    »Tue ich gar nicht«, dachte ich.
    »Doch, tust du. Du wehrst dich gegen seine Kräfte. Du musst deine Schilde senken, nicht nur zwischen uns beiden, sondern auch zwischen euch. Rasch, ma petite, rasch, sonst verlieren wir ihn.«
    Ich ließ die Schilde fallen, auch die, die alle anderen Vampire ausschlossen. Die benutzte ich immer so unwillkürlich, dass ich sie gar nicht mehr wahrnahm. Die Schilde, die ich als Totenbeschwörer von Natur aus hatte. Sie fielen, und plötzlich … tat

Weitere Kostenlose Bücher