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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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gehörten sie zu jemand anderem.
    Micah kniete sich vor mich und nahm meine Hände. »Anita, was ist passiert?«
    Es tat gut, dass er sie hielt. Dadurch ließ das Zittern etwas nach, ging aber nicht weg. Was war passiert? Was war passiert? Was war diesmal anders gewesen? Alles und nichts. Ich musste zweimal zum Sprechen ansetzen. »Ich musste mit ihm reden.«
    »Mit wem?«
    »Mit dem Vampir, den ich heute Nacht hingerichtet habe.« Das Zittern legte sich unter dem Druck seiner Hände. Meine Stimme zitterte nicht, sie war tonlos.
    »Warum musstest du mit ihm reden?«
    »Wegen der Befragung. Ich musste ihn befragen.«
    Micah fasste mir an die Wange und erschreckte mich damit, aber es brachte mich dazu, ihn anzusehen. In der halbdunklen Küche waren seine Augen sehr grün und hatten einen gelben Ring um die Pupille, als sammelte sich das Licht um einen Punkt. »Hast du erfahren, was du wissen musstest?«
    Ich nickte und betrachtete seine Augen.
    »Und warum konntest du mit der Hinrichtung nicht bis nach Sonnenaufgang warten?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Er war einer von den Mördern, die wir suchen. Ich durfte nicht riskieren, dass er entkommt und die anderen warnt.«
    »Dann musstest du ihn so töten.« Er legte die Hände an meine Wangen, und darauf sah ich ihm in die Augen, nicht bloß fasziniert auf die Iris. Jetzt sah ich ihn, ihn, Micah. Es war, als nähme ich alles nur stückweise wahr. Ich schaute in das Gesicht, das mir auf einmal so vertraut erschien, in dem ich jede Wölbung und jede Falte kannte, und trotzdem war ich manchmal überrascht, wenn ich ihn anblickte und begriff, dass er mir gehörte. Dass er mein Liebster war. Manchmal erwischte es mich unvorbereitet wie eine richtig gute Überraschung. Als wäre es zu schön, um wahr zu sein, sodass ich ständig erwartete, er wäre gar nicht da. Warum sollte es mit ihm anders sein?
    Er streckte die Arme aus, und ich ließ mich vom Stuhl hineingleiten. Ich wickelte mich um seine Hüfte und seinen Oberkörper, drückte ihn mit Armen und Beinen so fest ich konnte, und so stand er vom Boden auf. Wir waren gleich groß und nur sieben Kilo auseinander. Als Mensch hätte er das kaum geschafft, aber er war kein Mensch. Er ging mit mir durch das dunkle Haus. Ich wusste, wohin er wollte, und ich konnte mir auch nichts Schöneres vorstellen, als jetzt mit ihm unter die Decke zu kriechen und in seinen Armen zu liegen.
    Das Telefon klingelte. Micah ging weiter. Der Anrufbeantworter sprang an, und Ronnies Stimme war zu hören. »’nita, hier Ronnie. Brauch Hilfe.« Micah blieb abrupt stehen, denn sie hörte sich nicht an wie Ronnie.
    Ich sprang auf den Boden und rannte zum Apparat, während sie nuschelnd weiterredete. »Ronnie, Ronnie, ich bin dran. Was ist passiert?«
    »Anita, du bist’s.«
    »Ronnie, was ist passiert?« Mir klopfte das Herz im Hals. Adrenalin vertrieb den Schock und die Benommenheit.
    »Ich bin betrunken«, sagte sie glücklich.
    »Was?«
    »Ich bin in einem Club drüben am Fluss. Ich gucke Männern zu, die sich ausziehen.«
    »In welchem Club?«
    »Irgendwas mit Dreams.«
    »Incubus Dreams«, sagte ich.
    »Genau der.« Die Silben rutschten ineinander.
    »Wieso betrinkst du dich in einem Stripclub?«, fragte ich. Das Adrenalin ging langsam zurück.
    »Louie will nicht mit mir zusammenziehen. Heiraten oder gar nicht, hat er gesagt, und ich hab gesagt: gar nicht.«
    »Oh Ronnie.«
    »Ich bin betrunken, und der Barkeeper sagt, mich soll jemand abholen. Kannst du mich abholen?«
    Micah stand nah genug bei mir, sodass er sie hörte. »Ich werde sie holen fahren.«
    »Anita, warum sind die Männer solche Scheißkerle?«
    Ich war mir nicht sicher, ob sie solche Scheißkerle waren, aber es war besser, ihr jetzt nicht zu widersprechen. »Ich komme dich holen. Bleib, wo du bist, und tu nichts, was dir morgen leidtut.«
    Sie kicherte. Ronnie kicherte nie. »Och, ich will aber was tun, was Louie morgen leidtut.«
    Scheiße. »Rühr dich nicht vom Fleck und mach keine Dummheiten. Wir sind so schnell wie möglich da.« Sie legte lachend auf.
    Ich füllte Micahs Wissenslücken. »Du musst schlafen, Anita. Ich hole sie ab.«
    »Erstens ist sie in der Männer-sind-Schweine-Stimmung und will etwas tun, was Louie morgen bedauert. Da wäre es keine gute Idee, wenn du allein dort aufkreuzt. Außerdem ist sie meine Freundin. Aber ich lasse dich mitkommen.«
    Er zog die Brauen zusammen.
    Ich fasste seinen Arm. »Mit dir zusammen einzuschlafen ist das Beste, was ich mir im

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