Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
sollen.
»Wir dürfen die Adresse nicht verschweigen«, warf Roarke ein, »nicht, wenn wir gefragt werden.«
»Wenn die Adresse diesen Raum verlässt, werden noch mehr Frauen sterben, möglicherweise auch Polizisten. Coopers Meister ist ein sehr mächtiger Vampir. Er ist so machtvoll, dass er unbemerkt in die Stadt kommen konnte; kein anderer Meistervampir hat ihn gespürt. Er ist also sehr, sehr gefährlich. Die Mobile Reserve würde ich rufen, wenn ich schweren Schusswechsel befürchte. Aber gegen Vampirkräfte sind sie nicht immun. Wenn die bei Nacht in die Wohnung eindringen, könnten die Männer alle draufgehen.«
Alle sahen mich an außer Zerbrowski. Er war mit den Gedanken schon weiter und brauchte nicht überzeugt zu werden. Marconi würde gelassen bleiben. Es waren die Kollegen von der Streife und Smith, die ich überzeugen musste.
»Zerbrowski, rufen Sie die Mobile Reserve an und holen Sie mir Captain Parker an den Apparat«, schlug ich vor.
Zerbrowski zog eine Braue hoch. »Sind Sie sicher, dass das eine gute Idee ist?«
»Nein, aber er kennt mich. Und er ist der Leiter. Lassen Sie sich mit ihm verbinden.«
Zerbrowski zog ein Gesicht. »Es ist Ihre Beerdigung.«
»Hoffentlich nicht.«
Ich blickte zu Jonah Cooper hinunter, Vampir und Ex-Vampirhenker. Er sah zu mir herauf. Er hätte mir vermutlich einiges zu sagen gehabt, aber ein gebrochener Kiefer macht nicht gerade geschwätzig.
Zerbrowski klappte sein Handy zu. »Ich habe eine Nachricht hinterlassen. Er ruft zurück.«
Ich nickte und wandte mich Cooper wieder zu. Ich hatte erfahren, was er wusste, alles. Ich hatte gesehen, wie er an den Morden beteiligt war, hatte seine Erinnerung daran gesehen. Ich seufzte.
»Bis dahin können wir unseren Gefangenen nach draußen bringen.«
Smith schaute uns seltsam an, half aber Zerbrowski, den Vampir auf die Beine zu stellen. Cooper gab kleine Protestlaute von sich und fluchte zischend. Vielleicht hatte ich ihm doch nicht den Kiefer gebrochen oder es war kein schlimmer Bruch.
Zerbrowski und Smith richteten ihn auf und gingen mit ihm zur Tür. Ich zog die Waffe und folgte ihnen. Einer der Streifenpolizisten fragte: »Was haben Sie vor?«
»Gehen Sie mit nach draußen, wenn Sie die Show sehen wollen«, sagte Marconi. »Ich kenne sie schon.« Er klang müde.
Roarke und sein Kollege, dessen Name mir entfallen war, kamen hinter uns her. Es war wie eine Parade. Ich hatte über achtzig getötet, die meisten davon ganz legal. Aber gewöhnlich tat ich das bei Tag, wenn sie im Sarg lagen. Und meistens brauchte ich sie auch nicht zu befragen oder zu berühren. Ich wusste nicht, wer sie waren, und wenn doch, dann tat ich es mit der Vorstellung, sie aus ihrem Elend zu erlösen, zumindest als ich noch glaubte, dass Vampire nur Tote sind. Jonah Cooper hatte mal denselben Beruf gehabt wie ich und hatte seine Prinzipien verraten. Er hatte Polizisten geopfert, die ihm bei dem Einsatz damals den Rücken deckten. Er hatte Frauen ermordet des Nervenkitzels wegen. Das wusste ich alles, aber ich hätte lieber nicht erfahren, dass sich seine Haare schön anfühlten oder dass er ein Heldenbegräbnis bekommen hatte. Es ist Tradition, dass Henker den Verurteilten erst kurz vor der Hinrichtung zu sehen bekommen, und dafür gibt es gute Gründe. Hätte Cooper sich losgerissen und uns angegriffen, hätten die Kollegen ihn erschießen und mir das Töten abnehmen können. Doch er hatte nicht vor, abzuhauen, und außer mir war keiner befugt zu tun, was ich jetzt zu tun hatte.
Wir waren draußen auf einem kleinen Gelände neben dem Parkplatz. Cooper hatte begriffen, was passieren würde, denn er redete trotz seiner Verletzung auf mich ein. Die Angst ist irgendwann stärker als die Schmerzen. »Sie sind Jean-Claudes Diener. Da ist doch kaum ein Unterschied zwischen uns.«
»Ich habe keine Stripperinnen umgebracht, bloß weil mein Meister die nicht mag.«
»Als Vampirjäger habe ich mehr Leute getötet, als in meiner Zeit als Vampir«, erwiderte er. Er versuchte, sich umzudrehen, um mich anzublicken, aber die Bewegung verursachte wohl doch zu große Schmerzen.
Wir gelangten auf einen Rasen mit einer Blumenrabatte am Rand. »Hier ist okay«, sagte ich.
Zerbrowski drehte sich um, Smith folgte seinem Beispiel. Sie drehten Cooper zu mir herum, damit ich sein Gesicht sehen konnte. »Ich töte, weil das Gesetz es mir erlaubt, nicht weil ich es will«, sagte ich.
»Lügnerin.«
»Auf die Knie.«
Da fing er an, sich zu wehren. Ich konnte
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