Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Hand. Der Fremde fasste Micah an die Schulter, ließ die Hand einen Moment zu lange dort und fragte lächelnd: »Steht ihr zwei auf Schwänze?«
Ich hielt Nathaniels Hand fest und stellte mich vor die beiden, sodass der Mann gezwungen war, zurückzuweichen. Doch er langte um mich herum und fasste Micah erneut an die Schulter. Ich musste Nathaniels Hand loslassen und ging noch zwei Schritte näher heran. Kurz stand er gegen mich gedrückt. Er wollte mich anlächeln, aber als er meine Augen sah, verging es ihm. Er wich zurück.
Ich weiß nicht, wie ich in dem Moment geguckt habe, jedenfalls verteidigte er sich stotternd: »Die haben gesagt, sie mögen Schwänze.«
»Ich sagte, ich mag meinen eigenen«, widersprach Micah.
»Wenn noch jemand fragt, sag einfach nein«, empfahl Nathaniel.
Ich sagte. »Dann war das wohl ein Missverständnis.«
Der Mann nickte. »Entschuldigung.« Er wollte gerade abziehen, aber ich hielt ihn auf. »Wir suchen unsere Freundin. Sie hat betrunken angerufen, damit wir sie abholen.« Ich beschrieb ihm Ronnie.
Er sah mich nervös an. Er wusste etwas, und ich hatte ihm Angst eingejagt, sodass er es mir nicht verraten wollte. Ich sollte wirklich mal lernen, meine einschüchternde Ausstrahlung etwas zurückzunehmen. aber schade, ich war darin gerade so gut geworden.
Nathaniels Hand schlängelte sich um meine Schulter herum mit einem Zwanziger zwischen den Fingern. »Frag ihn noch mal.«
Ich nahm den Schein und faltete ihn in der Mitte. Der Mann sah mir dabei zu. Er wirkte schon weniger nervös, aber leiden konnte er mich trotzdem nicht, so wenig wie das, was gerade vorging. Es war nicht so gelaufen, wie er sich das vorgestellt hatte, und das warf ihn aus der Bahn.
»Wissen Sie, wo unsere Freundin ist?« Ich hielt ihm den Zwanziger hin.
»Möglich«, sagte er und klang plötzlich heiser.
Nathaniel beugte sich über meine Schulter und sagte leise und ruhig. »Wir wollen sie finden, bevor sie etwas tut, was sie morgen bereut. Sie hatte Streit mit ihrem Freund. Sie werden sich wieder vertragen, aber nicht, wenn sie es hier übertreibt, falls Sie verstehen, was ich meine.«
»Damit bekommen Sie einen Lapdance, einen guten. Ich muss für das Geld was tun, sonst kriegt er spitz, dass ich ihn verraten habe. Das mag er nicht, und er wird dafür sorgen, dass ich es auch nicht mag.«
»Wer?«, fragte ich.
Nathaniel stand so nah bei mir, dass ich ihn seufzen hörte. »Ronnie ist schon hinten, Anita.«
»Wo hinten?«, fragte ich.
»Wo immer das ist, sie ist bereits da.«
Verdammter Mist. »Bringen Sie uns zu ihr«, sagte ich.
»Dallas würde mich umbringen. Es kommen wenig schöne Frauen hierher.«
»Wir können auch anfangen, herumzufragen, wo Dallas ist«, sagte ich.
Einen Moment lang sah ich Angst in seinem Blick. »Tun Sie das nicht, bitte.«
Ich hasse es, wenn sie anfangen mir leidzutun. »Wie heißen Sie?«
»Owen«, sagte Nathaniel. »So hat er sich vorgestellt.«
»Na schön, Owen. Wir wollen Ihnen keinen Ärger machen, aber wenn Sie uns hier mit Gerede aufhalten, während etwas Unschönes passiert …«
»Gib ihm noch einen Zwanziger, dann kann er uns nach hinten mitnehmen«, sagte Micah.
Ich sah ihn an.
»Er kann so tun, als gingen wir zu dem üblichen Zweck mit ihm nach hinten, und dann suchen wir selbst nach ihr.«
Mein Blick sagte alles.
Er zuckte die Achseln. »Wir schaden ihm nicht und bekommen, was wir wollen.«
Ich wollte widersprechen, doch Nathaniels Hand erschien schon mit dem Geldschein. »Ich hatte einen guten Abend«, sagte er. Was hieß das? Gute Trinkgelder? Oder gab er auch einen Lapdance, wenn er nicht auf der Bühne war? Das hatte ich ihn nie gefragt. Ich hatte es nicht wissen wollen. Und ich wollte es auch jetzt nicht wissen. Ich nahm den Zwanziger und faltete ihn mit dem ersten zusammen.
»Bringen Sie uns nach hinten, Owen.«
Ein weiterer Stripper erschien bei uns in dem Outfit des Lokals, lockere Shorts, T-Shirt und Socken. Er hatte mehr auf den Rippen als Owen und war auf die jungenhafte Art attraktiv. »Kann ich helfen?«
Es war Nathaniel, der mich plötzlich lächelnd von hinten in die Arme zog. »Wir haben genug Männer hier, stimmt’s, Owen?«
Owen nickte, und ich konnte zusehen, wie er ein unbeschwertes Lächeln aufsetzte, als er sich zu seinem Kollegen herumdrehte. Er nahm die vierzig Dollar aus meiner Hand und steckte sie in seine weißen Socken. Das sah sehr anmutig aus, geradezu feminin, so als ob er im Geiste hundert Dollar in seine
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