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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Hand hielt und tat, als wäre sie ihre Mutter.
    Ich ließ den Clip aus der Pistole gleiten und sah nach, wie viele Patronen noch drin waren. Ich konnte mich nicht erinnern, wie viele Schüsse ich abgegeben hatte. Mehr als zwei Clips hatte ich nicht mitgenommen. Dumm. Ich brauchte Nachschub. Ich musste zu meinem Jeep oder nach Hause. Ich schob den Clip wieder rein und schlug mit der Hand dagegen, damit er einrastete. Bei dem kleinen Geräusch zuckten einige Vampire zusammen. Und aus irgendeinem Grund wollte ich die Pistole nicht wegstecken, solange sie alle vor mir standen und mich anstarrten. Zwar glaubte ich nicht, dass sie angreifen würden, aber freundlich gesinnt waren sie eindeutig nicht.
    Zerbrowski kam zu mir. »Lassen Sie uns von hier verschwinden«, sagte er, und entweder flüsterte er oder mein Hörvermögen war noch nicht wieder ganz zurückgekehrt. Aber ich machte keine Einwände. Ich ließ mich zu seinem Wagen geleiten und von Smith und Marconi unseren Rückzug decken.
    Unterwegs sah ich Avery in der Menge stehen. Mein Anblick schien ihn nicht mehr froh zu stimmen. Schätze, die Flitterwochen waren vorbei. Zerbrowski dirigierte mich auf den Beifahrersitz, als ich eine Bewegung bemerkte. Wicked und Truth erschienen in der Kirchentür. Sie wirkten nicht erschrocken. Truth nickte mir zu, und Wicked schickte mir einen Kuss mit der Fingerspitze.
    Ich schnallte mich an und winkte knapp.
    »Sie haben heute Nacht zwei neue Freunde gewonnen«, sagte Zerbrowski, als er den Gang einlegte und den Wagen langsam anrollen ließ. Wir mussten vorsichtig an den Vampiren vorbeifahren, die uns mit leeren Gesichtern beobachteten.
    »Ja, wohin ich auch gehe, es werden ständig mehr.«
    Er stieß ein trockenes Lachen aus. »Mensch, Anita, mussten Sie unbedingt ein faustgroßes Loch in die Brust machen?«
    »Ja, das musste ich tatsächlich.« Mein Ton war kein bisschen freundlich.
    »An Ihrer Stelle würde ich mich eine Weile von der Kirche fernhalten. Die werden nicht vergessen, was Sie heute getan haben.«
    Ich lehnte den Kopf an die Sitzlehne und schloss die Augen. »Ja, ich auch nicht.«
    »Kommen Sie damit klar?«
    »Nein. Hat Parker schon zurückgerufen?«
    »Ja. Ich habe ihm gesagt, dass Sie gerade ein faustgroßes Loch in einen Vampir ballern. Er meinte, Sie sollen zurückrufen.«
    Ich machte die Augen auf und sah ihn an. »Das haben Sie wirklich gesagt?«
    Er grinste mich an. »Ja.«
    »Geben Sie mir Ihr verdammtes Telefon«, verlangte ich kopfschüttelnd.
    Er gab es mir. »Drücken Sie diese Taste, dann wird seine Nummer gewählt.«
    Ich tat es, und es klingelte. Ich war wie betäubt. Ich empfand nichts, fühlte mich nur vage erschüttert. Beim zweiten Klingeln ging Parker ran, und ich erzählte von beruflichen Dingen, Morde aufklären, Leben retten und so weiter. Ich konzentrierte mich auf die Tatsache, dass wir versuchten, Leben zu retten, aber meine Gedanken schweiften ständig ab. Immer wieder sah ich Coopers Augen vor mir und hörte ihn fragen: Wie schaffen Sie es, geistig gesund zu bleiben? Die Antwort, die wirkliche Antwort darauf lautete: Gar nicht.

70
    E ine Stunde später war ich zu Hause. Kurz nach Sonnenaufgang hatte ich eine Verabredung mit der Mobile Reserve. Captain Parker hatte mir befohlen, schlafen zu gehen, als hätte ich müde geklungen. Er war sogar einverstanden damit, dass ich seine Leuten in die Wohnung begleiten wollte. Ich war für die Vampirrazzien das Gleiche, was der Schadstoffräumdienst für ein Meth-Labor ist. Ein Experte, der ihnen half, am Leben zu bleiben und sich nicht versehentlich in Fetzen zu sprengen. Vampire explodierten zwar nicht wie Chemikalien in einem Meth-Labor, aber eine Wissenslücke konnte einen genauso umbringen. Ich wäre also ihr Experte in Zweifelsfragen – und nein, Sie wollen nicht wissen, wie lange ich argumentieren musste, damit sie mich einerseits mit reinnahmen und andererseits bis zum nächsten Morgen auf die Adresse warteten.
    Ich saß an meinem Küchentisch, trank Kaffee und starrte ins Leere. Der Kaffee schwappte in der Tasse, als wollte er abhauen. Das war merkwürdig.
    Plötzlich stand Micah hinter mir. Er fasste um meine Kaffeetasse. »Du wirst ihn verschütten.«
    Ich starrte ihn an und wusste nicht, was er meinte. »Dir zittern die Hände«, erklärte er und nahm mir behutsam die Tasse ab.
    Ich sah auf meine Hände. Er hatte recht. Sie zitterten, und zwar ziemlich heftig, als hätte ich vom Handgelenk abwärts einen Anfall. Ich starrte sie an, als

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