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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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ist immer schlimm, Leute zu verlieren, weil man jemanden retten wollte, der nicht zu retten war. Jung drückte sich etwas auf seine Halswunde. Melbourne lag auf der Seite, eine Hand zu der wimmernden Vampirfrau ausgestreckt. Er rührte sich nicht mehr, aber sie, und das fand ich falsch. Und ich konnte es ändern.
    Ich hatte das Jagdgewehr nachgeladen, ließ es aber an meiner Seite hängen. Auf diese Entfernung war die Abgesägte schneller. Ich brauchte keine Munition zu vergeuden.
    Mendez sah jetzt von mir zu seinem Sergeant. »Ich kann niemanden erschießen, der um sein Leben fleht.«
    »Schon gut, Mendez, ich kann es«, sagte ich.
    »Nein.« Er sah mich an, mit viel zu großen Augen. »Nein.«
    »Treten Sie zurück, Mendez«, sagte Hudson.
    »Sir …«
    »Treten Sie zurück und lassen Sie Marshal Blake ihre Arbeit machen.«
    »Sir … das ist nicht richtig.«
    »Wollen Sie sich meinem Befehl widersetzen, Mendez?«
    »Nein, Sir, aber –«
    »Dann treten Sie zurück und lassen Sie den Marshal seine Arbeit tun.«
    Mendez zögerte.
    »Sofort, Mendez!«
    Er machte Platz, aber ich wollte ihn nicht in meinem Rücken haben. Er stand nicht unter dem Bann des Vampirs. Es war viel einfacher. Polizisten werden ausgebildet, um Leben zu retten, nicht um Leben zu vernichten. Hätte die Vampirfrau ihn angegriffen, hätte er geschossen. Hätte sie jemand anderen angegriffen, hätte er geschossen. Hätte sie wie ein rasendes Ungeheuer ausgesehen, hätte er geschossen. Doch so sah sie nicht aus, wie sie da in der Ecke kauerte und uns ihre kleinen Hände entgegenstreckte, um das Unvermeidliche doch noch abzuwenden. Sie drückte sich in die Ecke wie ein Kind in seinen letzten Zufluchtsort, wenn ihm Prügel drohen und niemand es schützt, wenn kein Wort, keine Tat noch etwas daran ändern kann.
    »Gehen Sie zu Ihrem Sergeant«, sagte ich.
    Er starrte mich an. Sein Atem ging zu schnell.
    »Mendez«, sagte Hudson, »kommen Sie hierher, sofort.«
    Mendez gehorchte der Stimme, wie es ihm antrainiert war, doch er sah dabei zu mir und der Vampirfrau in der Ecke.
    Sie schaute an ihrem Arm vorbei, und weil ich mein Kreuz nicht außen trug, konnte sie mir in die Augen sehen. Ihre waren hell und verängstigt. »Bitte«, sagte sie, »bitte tun Sie mir nichts. Er hat uns gezwungen, so schreckliche Dinge zu tun. Ich wollte es nicht, aber das Blut, ich musste es trinken.« Sie hob ihr zierliches ovales Gesicht zu mir hoch. »Ich musste es trinken.« Ihre untere Gesichtshälfte war blutrot.
    Ich nickte und legte an, statt an der Schulter an der Hüfte. »Ich weiß«, sagte ich.
    »Nicht«, flehte sie und hielt abwehrend die Hände vor sich.
    Ich schoss ihr aus einem halben Meter Entfernung ins Gesicht. Es verschwand in blutiger Gischt. Sofort, ihr Oberkörper war noch aufrecht, feuerte ich auf die Brust. Sie war so zierlich, dass ein Schuss genügte, um vom Herzen nichts übrig zu lassen.
    Mendez’ Stimme kam über Funk. »Wir sollen doch zu den Guten gehören.«
    »Halt’s Maul, Mendez«, sagte Jung mit halb erstickter Stimme.
    Ich kniete mich neben ihn. »Sehen Sie nach Mel«, flüsterte er.
    Ich widersprach nicht, obwohl ich glaubte, dass es nutzlos war. Ich tastete nach der Halsschlagader und griff an eine offene Wunde. Der Teppich unter ihm war blutgetränkt. Sie hatten sich nicht mal an ihm sättigen, sondern ihn nur töten wollen.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Jung.
    »Hudson«, sagte ich.
    Hudson kam und ich stand auf und überließ es ihm, Jung die schlechte Nachricht zu eröffnen. Es war nicht meine Aufgabe, einem Verwundeten den Tod eines Kameraden mitzuteilen. Nicht meine Aufgabe. Ich trat in die Mitte des Zimmers. Aus dem Flur war Bewegung zu hören, und ich musste an mich halten, um nicht zu schießen, als die Sanitäter hereinkamen. Hudson musste sie gerufen haben, aber ich hatte es nicht mitbekommen. Was für eine Nacht.
    Sie gingen mit ihren Taschen und Kästen zu den Verletzten, und ich stellte mich an den Rand, weil es nichts gab, was ich tun konnte. Über die Sterblichkeit von Menschen hatte ich keine Macht. Von Vampiren und einigen Gestaltwandlern, aber nicht von Menschen. Die konnte ich nicht retten.
    »Wie konnten Sie ihr in die Augen sehen und das tun?«
    Ich drehte mich um und sah Mendez bei mir stehen. Er hatte Helm und Maske abgenommen, obwohl er das bestimmt erst nach Verlassen des Gebäudes gedurft hätte. »Sie hat Melbourne ermordet«, erwiderte ich und hielt dabei mein Mikrofon zu, weil niemand vom Tod eines Kollegen

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