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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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am Badezimmer. Er nickte und weckte Jason, während ich aus dem Bett kroch und zum Bad schlich.
    Ich hatte die Waffe entsichert und den Lauf an die Decke gerichtet. Vielleicht duschte da einer unserer Gestaltwandler. Es sähe ihnen ähnlich, mal schnell unter die Dusche zu springen, ohne jemanden zu wecken. Und da wäre es doch blöd, ihn zu erschießen, nur weil er nicht sein eigenes Bad benutzte.
    Ich ging in weitem Bogen um den Türspalt herum, damit der Lichtstreifen nicht auf mich fallen konnte. Lieber vorsichtig bleiben. Den Saum des langen schwarzen Morgenmantels raffte ich zusammen und legte ihn mir über den Unterarm, damit ich nicht stolperte. Ich konnte mich gar nicht erinnern, ihn übergezogen zu haben.
    An der Türangelseite angelangt ging ich auf ein Knie nieder, denn wenn drinnen jemand mit einer Schusswaffe auf mich zielte, dann wahrscheinlich nicht so tief. Ein Schuss würde über meinen Kopf hinwegpfeifen. Ich blieb hinter dem Türpfosten und drückte, die Browning in beiden Händen, mit dem Handrücken sachte die Tür zur Seite. Ich hoffte, meine Augen an die Helligkeit zu gewöhnen, ehe der Eindringling bemerkte, dass sich die Tür bewegte. Ich war nicht so dumm, einfach aus dem dunklen Zimmer ins helle Bad zu platzen. Ich wäre ein, zwei Sekunden lang geblendet. Wäre klar gewesen, dass drinnen ein Schurke lauerte, hätte ich blind geschossen, aber es war nicht klar.
    Unter der Tür sickerte Wasser ins Zimmer. Der Morgenmantel unter meinem Knie wurde nass. Es war nicht die Dusche, wo das Wasser lief, sondern die Badewanne. Jetzt konnte ich das am Geräusch unterscheiden. Jemand hatte die Wanne volllaufen lassen. Was war hier eigentlich los?
    Inzwischen hatte ich die Tür bis zur Wand hin aufgedrückt, und es war niemand zu sehen. Nur die Wanne, wo das Wasser über den Rand floss und der Wasserhahn, der voll aufgedreht war. Mein Bein, auf dem ich kniete, war nass. Es war kalt, eiskalt. Als hätte derjenige nur das kalte Wasser aufgedreht. Wer badete in eiskaltem Wasser?
    Das Bad war so klein, dass alles auf einen Blick zu erfassen war: Waschtisch, Wand, Hocker, Dusche, Wanne. Nirgendwo ein Versteck. War das ein Scherz? War jemand reingeschlichen, während wir schliefen, hatte die Wanne verstöpselt und den Hahn aufgedreht? Hatte er gedacht, wir bemerken es, ehe es eine Überschwemmung gäbe? Hatte er das überhaupt bedacht? Ein saublöder Streich.
    Ich stand auf und watete durchs Wasser. Es reichte mir bis zu den Knöcheln, und das kam mir seltsam vor. Es hätte nicht so tief sein dürfen. Der nasse Saum des Morgenmantels zog schwer hinter mir her, als ginge ich durch einen Bach. Das Wasser war eisig.
    Jetzt stand ich vor der Wanne. Das Wasser darin war trüb. Ich konnte nicht bis auf den Grund sehen, und das war ebenfalls sonderbar. So tief war es schließlich nicht. Es war eine weiße Wanne, das Wasser war klar. Wieso konnte ich nicht durchsehen?
    Ich hielt die Waffe schussbereit, griff aber zum Wasserhahn und drehte ihn zu. Halb erwartete ich, dass etwas nach meiner Hand schnappte, aber das passierte nicht. Der Hahn ließ sich zudrehen, und die folgende Stille war erst mal ohrenbetäubend. Dann hörte ich das Wasser vom Wannenrand tropfen. Allmählich wurde das Wasser in der Wanne durchsichtig und offenbarte, dass etwas darin schwamm. Langsam schälten sich Konturen heraus. Eine bleiche Hand, ein roter Haarschopf, und ich starrte in das Gesicht Damians. Seine Augen waren weit offen und tot. Doch es war Tag, da war das richtig so. Er brauchte nicht zu atmen. Er konnte gefahrlos unter Wasser liegen. Es würde ihm nicht schaden. Doch Logik half nicht. Als ich ihn so treiben sah, tat ich, was ich bei einem Menschen getan hätte: Ich griff nach ihm.
    Ich ließ die Pistole fallen und tauchte die Hände in die Wanne. Ich bekam sein Hemd zu fassen und begann ihn hochzuziehen, doch er war ungewöhnlich schwer. Schwer und kalt. Fast hatte ich ihn an der Wasseroberfläche, als ich erkannte, dass es gar kein Wasser war, sondern Eis. Er lag in einem Eisblock eingefroren, und meine Arme steckten darin fest.
    »Anita, Anita.« Nathaniels Stimme, seine Hand an meiner Schulter. Ich erwachte in Jasons Schlafzimmer. Mir klopfte das Herz bis zum Hals. Ich setzte mich auf und blickte mich um. Die Tür zum Bad stand einen Spaltbreit offen, aber kein Wasserhahn rauschte. Ich hatte geträumt.
    Ich fing an zu zittern. Mir war eiskalt. »Ich habe geträumt, von Damian, er lag in einem Eisblock.«
    »Deine Haut fühlt

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