Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Das ist zu kurz, Nathaniel.«
Er blickte mich an, und ich sah Wildheit, Entschlossenheit. »Liebe mich, Anita. Liebe mich, und dann kannst du es mit jemand anderem tun. Du hast recht: Ich bin es leid, immer zuzusehen, wie andere zum Zuge kommen.« Er war auf Knien und nahm mich bei den Armen, ohne mich wirklich festzuhalten. »Liebe mich. Dann habe ich keinen Grund mehr eifersüchtig zu sein.«
»Ich werde auch weiterhin mit anderen Männern Sex haben müssen«, sagte ich. »Wieso wirst du nicht mehr eifersüchtig sein?«
»Weil ich dann weiß, dass du mich lieben willst, aber mit den anderen Sex haben musst.«
Ich bekam Kopfschmerzen. Nathaniel gab mir oft das Gefühl, überfordert zu sein. Ich liebte ihn und begehrte ihn, aber, verdammt, ich wusste nicht, was ich sagen sollte. »Wenn du mit anderen Frauen ins Bett gingest, wäre ich auf jeden Fall eifersüchtig.«
Er wurde rot. »Du wärst wirklich meinetwegen eifersüchtig?«
»Es hat mir etwas ausgemacht, als ich zusehen musste, wie du im Club begrapscht wurdest. Also, ja, ich wäre eifersüchtig.«
»Das ist das Schönste, was du je zu mir gesagt hast.«
»Dass ich deinetwegen eifersüchtig bin?«
Er nickte.
»Du hattest schon vor mir Freundinnen, die eifersüchtig waren«, meinte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Ich hatte noch nie eine Freundin.«
Ich starrte ihn an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Er log ganz bestimmt nicht, aber ich konnte es kaum glauben. »Du hast in Pornos mitgespielt, du bist –«
»Auf den Strich gegangen«, schloss er den Satz für mich und zuckte nicht mal mit der Wimper.
»Ja, tut mir leid, aber …«
»Eine, die ich für Geld ficke, ist nicht meine Freundin.«
»Ja, aber …«
Er legte mir den Finger an die Lippen. »Schsch«, machte er. »Du bist meine erste.«
Ein leises Erschrecken kam in mir hoch. Ich war seine erste Freundin? Das kapierte ich überhaupt nicht. Wie kann man in Pornofilmen spielen und auf den Strich gehen, aber nie mit einer Frau zusammen gewesen sein? Meine Verwirrung war mir offenbar anzusehen, denn er fasste mir lächelnd an die Wange. Der Verband hatte sich gelöst, und Nathaniel strich über die langsam heilenden Kratzer, die Barbara Brown mir verpasst hatte.
»Ich sagte doch, dass du die Erste bist, die mich um meinetwillen haben will. Nicht weil ich gut aussehe oder bestimmte Dinge mit meinem Körper machen kann. Du liebst mich ohne Sex. Du lässt mich für dich sorgen. Du lässt mich in deiner Küche schalten und walten.«
»Du kochst mehr darin als ich.«
Er lächelte und sein Blick war sanft, als wäre ich das Kind und er der Erwachsene. »Das ist es, Anita. Du lässt mich das Kaffeeservice kaufen, obwohl du das albern findest.«
»Es gefällt mir«, sagte ich.
Er nickte. »Du tust Dinge, nicht weil sie dir Freude machen, sondern um mich glücklich zu machen. Ich hatte schon Leute, die mir Schmuck, Klamotten, Wochenenden in teuren Hotels und Spas geschenkt haben, aber keiner von denen hat mich mit seinem Geld kaufen lassen, was mir gefällt, sondern alle haben mir Dinge gekauft, von denen sie glaubten, ich müsste sie haben wollen. Keiner ließ sich von mir seinen Terminplan durcheinanderbringen, keiner hat mir einen Platz in seinem Leben eingeräumt.« Er nahm mein Gesicht in beide Hände. »Freundin ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber bei allen anderen, die mir einfallen, würdest du abhauen, und das will ich nicht.«
Meine Lippen waren plötzlich papiertrocken.
»Liebe mich«, flüsterte er und neigte sich heran zum Küssen.
Die andere Betthälfte bewegte sich. Ich musste an mich halten, um nicht Jasons Arm zu greifen, nur damit er bei uns blieb. Damit ich bloß nicht mit Nathaniel allein sein musste. Ronnie hatte recht, es war nicht rational, aber ich kam mir vor, als vollzöge ich unsere Beziehung, ich musste ihn behalten. Und sie irrte sich. Sex hatte für mich nichts Bindendes mehr. Das hatte die Ardeur geändert. Aber Sex mit dem Richtigen war für mich nach wie vor bindend, und der sich gerade über mich beugte, um mich zu küssen, war der Richtige.
Ich drehte den Kopf weg und sah Jason zum Bad gehen. »Ich gehe unter die Dusche. Viel Spaß«, sagte er.
»Tut mir leid, dass ich dich aus deinem Bett vertreibe«, sagte ich. Und das stimmte nicht nur aus einem Grund.
Er grinste und versuchte gleichzeitig, es zu unterdrücken, als wüsste er genau, dass es ihn in Schwierigkeiten brächte. »Es ist ja nicht so, als wäre ich für immer außen vor.«
Mit
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